Gefordert: Sergio Corrales

Kündigt sich der Frühling an, zieht es die Leute ins Freie – und viele freuen sich auf Veloturen, Töfffahrten udn dergleichen Lustbarkeiten. Zweirad-Mechaniker wie Sergio Corrales in der Breite habenjetzt alle Hände voll zu tun.

Sergio Corrales repariert alle Arten von Zweirädern. (Bild: Alexander Preobrajanski)

Kündigt sich der Frühling an, zieht es die Leute ins Freie – und viele freuen sich auf Veloturen, Töfffahrten udn dergleichen Lustbarkeiten. Zweirad-Mechaniker wie Sergio Corrales in der Breite habenjetzt alle Hände voll zu tun.

Der Winter kam spät, war dann aber einige Zeit sehr streng – und jetzt schickt der Frühling seine ersten Boten. Zeit, alles ein bisschen umzustellen: Statt mit dem Tram wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Oder gar eine Velotour planen. Das Gefährt steht im Hinterhof, im Keller. Rostige Kette, verkorkste Brems- und Schaltkabel, dreckiger Radkranz, die Reifen platt und der Pneu ohnehin abgefahren. Es knirscht und lottert. Da hilft nur der Gang in die Werkstatt.

Ja, sagt Sergio Corrales, jetzt gehts dann so richtig los, der Frühling bringt Hochbetrieb. Der 32-Jährige flickt, revidiert, verkauft Velos, und auch wenn seine Werkstatt hinter der Migros in der Breite nicht gerade ideal für zufällige Laufkundschaft ist, so wird er nun alle Hände voll zu tun haben. Trotz seines jugendlichen Alters hat er eine grosse Stammkundschaft. Bereits mit 20 Jahren, ein Jahr nach dem Lehrabschluss als Zweiradmechaniker, hat er sich selbstständig gemacht und zuerst einen Laden mit Werkstatt an der Zürcherstrasse geführt. Eine Quartierzeitung bezeichnete ihn damals als «jüngsten Unternehmer der Schweiz».

Eine Art Brückenangebot

In zwölf Jahren ist «Sergi’s Zweirad» gewachsen. Sergio Corrales hat laufend ausgebaut, seine ursprüngliche Werkstatt wurde zu klein, darum ist er in den hellen Raum hinter der Migros gezogen. Vier Arbeitslifte haben hier Platz, im Untergeschoss stehen Velos und Ersatzteile zum Verkauf. Er, mittlerweile Vater einer zweijährigen Tochter, beschäftigt einen Angestellten, einen Lehrling und einen Praktikanten. Das mit dem Praktikanten ist so: Sein früherer Lehrer aus der Abschlussklasse vermittelt sie. Junge Schulabgänger, die noch nicht so recht wissen, was aus ihnen werden soll. Sergi bietet eine Art Brückenangebot an. «Es ist wichtig», sagt er, «dass die Jungen in einen Rhythmus kommen, am Morgen aufstehen, eine sinnvolle Arbeit kennenlernen statt rumzuhängen – überhaupt: dass sie Freude an der Arbeit bekommen.» Die Praktikanten setzt er für leichtere Arbeiten ein. Velos putzen zum Beispiel. Wer sein Fahrrad zur Frühjahrsrevision bringt, hat zu günstigem Preis auch grad den Frühlingsputz auf sicher.

Gewiss, sagt er, wenn die Tage wärmer werden, gibt es mehr als sonst zu tun. Aber er sieht sein Team gut aufgestellt – gross genug, um die Mehrarbeiten zu bewältigen, vor allem auch, weil er im Winter nicht abbauen muss. Er beschäftigt seine Leute das ganze Jahr, denn er hat Serviceverträge mit einem Pizzakurier und einer Securitas-Abteilung abgeschlossen. Hat da ein Roller oder ein Fahrrad eine Panne, holt es Sergi ab, repariert es, stellt bei Bedarf ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung. Er ist immer auf Pikett. Im Gegenzug hat er immer Arbeit, nicht nur jetzt, wenn der Frühling kommt.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 02.03.12

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