Erst war es Zufall, dann Glück und schliesslich harte Arbeit: Sumathy und Singaraja Sivaji aus Sri Lanka führen an der Elsässerstrasse mit Erfolg eine Bäckerei und ein Restaurant.
Das Leben von Sumathy und Singaraja Sivaji in der Schweiz steht unter einem guten Stern: als Singaraja Anfang der Achtziger Jahre in die Schweiz kam, stellte ihn Bäckermeister Epting als Gehilfen ein – und bildete ihn in den folgenden Jahren zum Bäcker aus. Als Sumathy einige Jahre später mit ihren zwei kleinen Kindern nachkam, konnte die Familie im Haus der Eptings günstig eine Wohnung mieten. Als 2002 die Familie Epting die Bäckerei aufgab, konnte sie Singaraja übernehmen und mit seiner Frau zum Restaurant erweitern.
Das Wichtigste aber, sagt Sumathy rückblickend, waren die Freundschaft und der Respekt, den die Familie Epting der Familie Sivaji von Anfang an entgegenbrachte. «Herr und Frau Epting waren von Anfang an unsere Freunde, sie haben uns eine Chance gegeben, sie waren wie Grosseltern für unsere Kinder, wir haben lange im selben Haus über der Bäckerei gewohnt und können das Lokal günstig von ihnen mieten», erklärt Sumathy, und man sieht ihr die Rührung und Dankbarkeit immer noch an.
Ohne gastronomischen Hintergrund
Der Weg zur Bäckerei und zum Restaurant war den Sivajis keineswegs vorgezeichnet, denn einen gastronomischen Hintergrund haben sie beide nicht: Singaraja Sivaji arbeitete als Security Guard bei der srilankischen Marine, Sumathy Sivaji war in Sri Lanka Hausfrau und arbeitete in der Schweiz zunächst bei Novartis und später im Universitätsspital als Reinigungskraft. «Naturlich konnte ich aber schon vor der Eröffnung des Restaurants kochen, da ich immer für die Familie gekocht habe. Fürs Restaurant musste es einfach mehr sein. Mein Mann hingegen hat in Sri Lanka nicht backen gelernt, weswegen er sich beim sri lankischen Gebäck weniger gut auskennt als bei Nussgipfeln und Schlumbi», lacht Sumathy.
Das Restaurant mit «Spezialitäten aus Sri Lanka» wurde 2003 eröffnet. Nach wenigen Monaten waren die 38 Sitzplätze über Mittag meistens belegt, und auch das Take Away florierte. Seither läuft es vor allem im Winter sehr gut, durchschnittlich werden pro Tag 30 – 40 Menus verkauft, an Spitzentagen bis 60.
Europäisches Gemüse
Beim Mittagsservice wird Sumathy von ihrem Sohn und einer Servicemitarbeiterin unterstützt, kochen tut sie hingegen alles selbst, und zwar jeden Tag frisch: Rinds-, Poulet- und Vegicurry gibt es immer, dazu Reis sowie eine zweite, täglich wechselnde Beilage, z.B. Fladenbrot (Roti), gebratenes Fladenbrot (Cotu-roti), Nudeln oder Couscous. Die beiden Letzteren stammen natürlich nicht aus Sri Lanka, sondern aus Europa und Nordafrika – «Macht nichts», meint Sumathy pragmatisch, «die Leute essen es gerne, es passt, und es sorgt für Abwechslung.»
Auch die Salate oder der Vegi-Curry enthalten oft europäisches Gemüse. «Gemüse aus Sri Lanka ist hier zum Teil gar nicht erhältlich, zum Teil sehr teuer – und warum auch Gemüse so weit hertransportieren? Ein Curry schmeckt auch mit Karotten oder Zucchetti gut!» meint Sumathy. Wers gerne authentisch hat, kommt trotz der einheimischen Rüebli im Curry nicht zu kurz: Pappadams und fröhlich gefärbte Kroepoeks werden zum Essen gereicht, immer gibt es die «echten» Beilagen Reis und Fladenbrot – und das Poulet ist eindeutig «à l’orientale» zerkleinert: nicht in anatomisch naheliegende Teile wie Bein, Flügel und Brust, sondern mit der Geflügelschere in gleichmässige, ca. 4 cm lange Stücke quer über das ganze Huhn.
Mit scharf
Das Wichtigste aber sind – natürlich – die sri lankischen Gewürze: damit mutiert auch das biederste Rüebli sofort und unwiderruflich zur Spezialität aus Sri Lanka. – Und? Kocht Sumathy «mit viel scharf»? «Nun ja, anfangs habe ich mich schon ziemlich zurückgehalten. Aber mittlerweile haben sich die Gäste langsam daran gewöhnt, und ich verwende langsam wieder mehr Chilipulver», erklärt sie mit einem gewissen Funkeln in den Augen.
Bei den chili-trainierten Gästen handelt es sich vor allem um Mitarbeiter der Novartis und anderer umliegender Betriebe. Sie stammen aus der ganzen Welt, aus den USA, aus der Türkei oder der Schweiz, aus China, Grossbritannien oder Indien. Nicht weniger als die Expats am Mittag verleihen die Bauarbeiter, die zum Znünikaffee mit Gipfeli vorbeikommen, oder die Nachbarinnen, die in der Bäckerei einkaufen, der schweizerisch-tamilischen Bäckerei Epting ein internationales Flair.
Die Sivajis sind derweil nicht nur über ihr Geschäft, sondern auch über ihren Glauben international vernetzt: als Mitglieder der evangelikalen Oikos-Kirche unterhalten sie Beziehungen zu Partnerkirchen in der Schweiz und auf der ganzen Welt. Singaraja Sivaji ist Pastor, reist regelmässig an internationale Pastorentreffen und predigt jeden Sonntag in einer anderen Schweizer Stadt. Die tamilischsprachigen evangelikalen Gemeinden haben in der Schweiz ungefähr 450 Mitglieder, von denen 40 in Basel leben. Mit diesen feiert Sumathy jeden Sonntag Gottesdienst und einmal im Monat die Gebetsnacht, die immer durch ein gemeinsames Essen abgeschlossen wird. «Im Gebet, in der Kirche und in den Beziehungen zu meinen Nachbarn kann ich den Segen, den ich empfangen habe, weitergeben», sagt Sumathy.
Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Serie «Tamilen in der Region»: «Per Zufall zum Traumberuf»
Rezept: «Auberginen sehr beliebt»
Auberginen in 8 cm lange Stengel mit ca 1 cm Durchmesser schneiden, salzen, kurz ziehen lassen und abspülen. In Öl anbraten und beiseitestellen.
Kleingeschnittene Zwiebel in Öl leicht andünsten, mit Fenchelsamen, «Kaduku» (kleine dunkelbraune Körner, in jedem tamilischen Laden erhältlich) und grünen Chilischoten würzen. Etwas Tomatenpüree und ein wenig gewürfelte Pelati aus der Dose dazu geben, mit Salz und Chilipulver würzen. Köcheln, bis es nicht mehr stark nach Tomatenpüree schmeckt. Ganz wenig Milch hinzufügen, beiseitegestellte Auberginen in die Sauce geben, einige Minuten weiterköcheln, servieren.