Geisterschiff ahoi!

Das Basler «Schiff» dümpelt nach der konzeptuellen Neuausrichtung von Club- hin zu Kulturbetrieb in ruhigen Gewässern. Der Relaunch am Freitagabend stiess jedenfalls nur auf geringes Interesse.

Relaunch-Party des «Schiffs: Ruhig wars auf dem Hauptdeck... (Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Basler «Schiff» dümpelt nach der konzeptuellen Neuausrichtung von Club- hin zu Kulturbetrieb in ruhigen Gewässern. Der Relaunch am Freitagabend stiess jedenfalls nur auf geringes Interesse.

Ins alte Fahrwasser wird dieses «Schiff» nicht geraten. Jedenfalls gab die Neueröffnung am Freitagabend keinen Anlass zu derartigen Befürchtungen. «Kein Bum-Bum mehr», wollte Betreiber Hector Herzog, keine Drogen, keine Gewalt, kein Littering und Vandalismus. Keine 100 Dezibel und 1000 Besucher. Aus diesem Grund wurde der Techno-orientierte Partybetrieb vor zwei Monaten eingestellt und kurz darauf ein Neukonzept angekündigt

Allerdings dümpelte das «Schiff» bei seinem Neustart in stillen Gewässern. Die riesigen Decks waren spärlich bevölkert, sowohl beim Apéro als auch am späteren Abend, als eine Polka-Kapelle im Unterdeck die neue Zeitrechnung eintrötete.

Das Restaurant hat nach wie vor Klasse und auch die Umgestaltung des Unterdecks scheint durchaus gelungen, dank den Zuschüssen eines privaten Investors hat man umgebaut, neue Tapeten aufgeklebt, grosszügig Bambus verteilt und eine Armada an Kronleuchtern an die Decke gehängt. Es wirkt aber auch, als ob es schnell gehen musste. Der Bar fehlten Spirituosen, aus den versprochenen Bambus-Röhrchen wurde nichts, der schwarze Plastikklassiker musste fürs erste reichen.

Auch Big Party rentierte nicht

Das sind Kleinigkeiten, die dürften bald alle stimmig sein. Für die Betreiber lässt sich hoffen, dass sich nicht nur sie selber, sondern auch Besucher fürs neue Konzept begeistern lassen – was eigentlich das alte ist, das seit dem Beginn vor sieben Jahren in der Schublade gelegen hat. Vorgesehen waren schon damals ein Kulturbetrieb im Unterdeck und oben gepflegtes Verpflegen im Restaurant. Aus kommerziellen Gründen wurde dann auf Big Party gesetzt, wobei der finanzielle Erfolg klein ausfiel, wie die Betreiber erklärten. Mehr als eine Schwarze Null habe nicht herausgeschaut.

Weil Party und Restaurant nicht sonderlich gut miteinander auskamen, versenkten die Betreiber um Herzig den Club auf dem Grund des Rheins. Dort knabbern jetzt die Fische dran. Sollte sich das Interesse am neuen «Schiff» auf dem Niveau der Eröffnung bewegen, dürfte dieser Entscheid aber noch bedauert – und unsere ursprüngliche Skepsis bestätigt werden. Stand man an der Abschlusssause des alten «Schiffs» eine halbe Stunde und länger an, um reinzukommen, lümmelte die Security gestern Freitag lustlos am Eingang.

Für dieses Schiff brauchts keinen Eisberg, damit es zur Titanic wird, dachte man sich da. Zumindest regten die weiten, entvölkerten Decks am Freitag die Fantasie an. Das «Schiff» böte die ideale Kulisse für einen Geisterfilm, in dem ein Passagier nach dem anderen über die Planken geht, bis am Ende nur noch die Band übrig ist, die unverdrossen ihre Polka klopft.  

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