Genetikfirma nimmt problematischen Baby-Gentest aus dem Sortiment

Das Genetikunternehmen «Genes-x», das sich vor einigen Monaten in Basel niedergelassen hat, bietet unter anderem einen Gentest für Neugeborene an. Diesen hat die Firma nun aus dem Sortiment genommen.

So macht Genes-x im Showroom Werbung für den Baby-Gentest. Im Internet ist das Produkt jedoch seit kurzem nicht mehr erhältlich. (Bild: Livio Marc Stoeckli)

Das Genetikunternehmen «Genes-x», das sich vor einigen Monaten in Basel niedergelassen hat, bietet unter anderem einen Gentest für Neugeborene an. Diesen hat die Firma nun aus dem Sortiment genommen.

Im letzten Herbst hat das Tessiner Genetikunternehmen «Genes-x» im Gellertquartier einen mondänen Flagshipstore eröffnet. Von dieser Niederlassung aus will «Genes-x» den Deutschschweizer Markt erobern. Im Angebot sind zahlreiche Gentests aus der Sparte Lifestyle, mit denen der Kunde angeblich herausfinden kann, ob er für Ausdauersportarten geeignet ist und mit welcher Diät er am schnellsten abnehmen kann.

Daneben bietet «Genes-x» jedoch auch ein weitaus weniger harmloses Produkt an: Das «infant screening». Mit diesem Gentest für Neugeborene können Babys auf ihre genetische Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten untersucht werden. Dieses «infant screening» wurde vom Genetiker Peter Miny, Leiter der Abteilung medizinische Genetik am Unispital Basel, gegenüber der TagesWoche als «unsinnig, unethisch und komplett daneben» bezeichnet. Miny kündigte gar an, das Produkt in der zuständigen bundesrätlichen Expertenkommission für genetische Untersuchungen am Menschen (GUMEK) zur Sprache zu bringen. Dies um zu überprüfen, ob das «infant screening» gegen das Gesetz verstosse.

Nun sieht es jedoch so aus, als sei dies gar nicht mehr nötig. Denn ein Blick in den Internetshop von «Genes-x» zeigt, dass das «infant screening» ist in der Schweiz nicht mehr erhältlich ist. Auf der entsprechenden Seite ist nur noch folgender Schriftzug zu sehen:

«Dieses Produkt ist für dieses Land nicht erhältlich. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Genes SA.»




Screenshot vom 25. Februar 2014

Ein Monat zuvor sah diese Seite so aus:




Screenshot vom 23. Januar 2014 (Bild: Screenshot «Genes-x»-Internetshop (vom 23.01.2014))

Noch im Januar hat der CEO von «Genes-x», der italienische Unternehmer Luigi Visani, der TagesWoche schriftlich mitgeteilt, dass dieses «infant screening» völlig unbedenklich sei: «Wir sind der festen Überzeugung, dass wir weder ethische Richtlinien noch die medizinische Praxis verletzen.» Von dieser Überzeugung scheint man inzwischen abgekommen zu sein.

Dies ist jedoch nicht die einzige Veränderung die bei «Genes-x» im letzten Monat stattgefunden hat, wie ein Vergleich der aktuellen Website mit der sichergestellten Version vom 25. Januar zeigt. Die Niederlassung in Basel wurde damals noch als «weltweit erster Genetik-Store» angekündigt. In den Räumen an der Hardstrasse sollte sich vor einem Monat noch «qualifiziertes Personal um die individuellen Bedürfnisse der Kunden» kümmern und diese mit «Informationen rund um das Thema Genetik» versorgen.

Heute ist aus dem Laden nun ein «Showroom für Wissenschaft und Wohlbefinden» geworden, der «Vorträge und kulturelle Aktivitäten» beherberge und «Bildung und Wissensvermittlung» zum Hauptzweck habe. An diesen Bildungsveranstaltungen kann jedoch nur teilnehmen, wer eingeladen wird. Der öffentlich zugängliche Flagshipstore ist zum exklusiven Treffpunkt geworden.

In einem Hintergrundbericht hat die TagesWoche im Januar auf die neue Niederlassung von «Genes-x» aufmerksam gemacht und ausserdem aufgezeigt, wie problematisch der angebotenen Baby-Gentest ist.

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Eine Anfrage um Stellungnahme sowie ein ganzer Fragenkatalog zu den Hintergründen der Sortimentsanpassung ist bei «Genes-x» hängig. Sobald die Antworten eintreffen, wird der Artikel entsprechend ergänzt.

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