Embryonen können heute auf zahlreiche Erbkrankheiten getestet werden. Soll diese Praxis nun bei künstlichen Befruchtungen generell angewandt werden? Die Autorin ist der Meinung: auf keinen Fall.
Die scheinbar grenzenlose technische Machbarkeit treibt die Gesetzgebung gnadenlos vor sich her: Die Zulassung der heiklen Präimplantationsdiagnostik (PID) passiert derzeit das Parlament im Eilzugtempo. Mit der PID wird es möglich, Embryonen, die mit Hilfe der künstlichen Befruchtung (IVF) hergestellt wurden, vor der Einpflanzung genetisch zu untersuchen.
Der Bundesrat möchte dies nur im Fall von erblich belasteten Paaren zulassen, weil es sich um ein selektives Verfahren mit eugenischen Tendenzen handelt. Aber das Parlament will mehr: Embryonen sollen bei allen IVF-Patientinnen vor der Einpflanzung untersucht werden dürfen. Als fadenscheiniges Argument dient eine angebliche Steigerung der Geburtenrate.
Die künstliche Befruchtung ist ein florierendes Geschäftsfeld
Das Geschäft mit dem Kinderwunsch floriert: Um die 6000 Frauen lassen sich in der Schweiz jährlich künstlich befruchten, Tendenz deutlich steigend. Die 28 in der Schweiz tätigen «Fortpflanzungsinstitute» verlangen für eine IVF zwischen 4000 und 7000 Franken oder mehr pro Zyklus. Insgesamt dürften hier jährlich gegen 100 Millionen Franken umgesetzt werden.
Geht es nach dem Bundesrat, so sollen nur jene 50 bis 100 Paare pro Jahr zur genetischen Selektion ihres Nachwuchses zugelassen werden, bei denen schwere Erbkrankheiten vermutet werden. Dass dies der Fortpflanzungslobby zu wenig ist, versteht sich von selbst. Erlaubt man die PID für alle 6000 IVF-Fälle, so spült dies zusätzlich mehrstellige Millionenbeträge in die Kassen der Kinderwunschkliniken.
Das optimierte Kind als Prämisse
Frauen stehen bereits heute unter enormem gesellschaftlichem Druck, ein eigenes Kind bekommen zu müssen. Denn nur eine fruchtbare Frau ist eine richtige Frau. Dieses Kind soll ausserdem gesund sein. Das Bestreben, alle vorgeburtlich möglichen Tests auch tatsächlich durchführen zu lassen, wird deshalb immer grösser.
Für unfruchtbare Frauen kommt neben dem grossen körperlichen und psychischen Druck der finanzielle Druck hinzu, der mit der Zulassung des Screenings weiter steigen wird. Der Clou: Verkauft wird uns Frauen das Ganze als Recht auf Selbstbestimmung – ausgerechnet.