Im Veloladen «Good Feeling» geht es familiär zu und her. Mit bester Laune kümmert sich der Ladenbetreiber Kerim Chebbah gleichermassen um Zweiräder wie Menschen. Auftakt zu einer Serie von Porträts aus der Zweirad-Szene.
Es mag ein eigenwilliger Name sein: «Good Feeling» für ein Velogeschäft. Doch zu Kerim Chebbah, dem Betreiber, passt er wie kein zweiter. Als Frohnatur möchte er allen seine gute Laune weiter geben, sei es seinem Team oder seinen Kunden. Dass sein Laden so heissen soll, war Chebbah deshalb schon klar, bevor er wusste, was für ein Geschäft er überhaupt eröffnen möchte.
Frühling ist Velozeit: Die TagesWoche hat sich einige Veloläden herausgepickt und stellt sie vor. Dieses Porträt ist der Auftakt. Mehr zum Thema lesen Sie in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 11. April, auf Papier oder in der App.
Dabei lag es eigentlich auf der Hand: Als Jugendlicher selbst aktiver Rennradfahrer, führte nach der Schule schnell eins zum andern. 2001 machte sich Chebbah selbständig und seine Leidenschaft zum Beruf – entgegen allen Warnungen aus seinem Umfeld. Von da an verkaufte und reparierte der damals gerademal 21-Jährige Velos und bald auch Zweiräder aller Art im Klybeckquartier.
Seine Spezialität: die Breite des Sortiments. Bei «Good Feeling» findet der Szenie sein Fixie, Otto Normalverbraucher ein solides Strassenvelo oder E-Bike und der Hobbygümmeler sein sondergefertigtes Hightech-Rennrad. Dazu eine persönliche und individuelle Beratung sowie einen guten Service.
Der Integrator
Über mangelnde Arbeit können sich Chebbah und sein Team nicht beklagen. Wie jeden Frühling stehen auch jetzt zahlreiche Velos im Laden. Gerade gibt ein Kunde ein Weiteres zum Reparieren ab. «Noch eines und ich weiss langsam nicht mehr wohin damit», meint hinterher ein Mitarbeiter aus Chebbahs Team.
Was nur wenige Kunden wissen: Dieser Mitarbeiter, der jenes Velo etwas ratlos ins Ladeninnere schiebt, ist via Arbeitsintegrationszentrum (AIZ) bei Chebbah untergekommen. Noch arbeitet er auf Probe. Doch wenn alles gut läuft, ist für ihn eine feste Lehrstelle reserviert.
«Good Feeling» steht seit einigen Jahren auch für Integration junger Menschen, die aus den Maschen der Gesellschaft gefallen oder gar nie in ihr angekommen sind. So wie der erste vergleichbare Fall, den Chebbah in seinem Team aufgenommen hat: ein junger Mann, der im Quartier als Orientierungsloser aufgefallen war. Chebbah sprach ihn an und und gab ihm eine Chance. Nach einer Anlehre bei «Good Feeling» wurde aus ihm später ein Automechaniker.
Ein Quartierladen mit Herz
Während Menschen mit ähnlichen Biografien immer wieder Platz in Chebbahs Team finden, stösst der Laden an seine Kapazitätsgrenzen. Wo kein Velo steht, lagert Zubehör – Nützliches ebenso wie Spielereien für Freaks. Um überhaupt noch sinnvoll neue Velos ausstellen zu können, hat sich Chebbah im selben Gebäude im zweiten Stock eine Wohnung ergattert, die er für den Höhepunkt der Geschäftssaison als zusätzliche Ausstellungsfläche zwischennutzt.
Auch hinter diesem Provisorium steckt Chebbahs soziale Ader: «Ein sehr guter Kunde und Freund musste aus finanziellen Gründen aus dieser Wohnung raus, gleichzeitig braucht einer meiner Mechaniker demnächst eine Wohnung», erklärt er. «Bis dahin ist sie für den Laden nützlich.»
Das Soziale und Geschäftliche mischt sich so bei «Good Feeling» immer wieder. Bei aller Leidenschaft für die Zweiräder, trifft sich hier längst nicht nur, wer gerade sein Velo reparieren oder ein neues Bike kaufen will, sondern auch die halbe Nachbarschaft aus dem Quartier auf einen kurzen Schwatz. Kunden werden zu Kumpels, Kumpels zu Kunden.
Wer ist Ihr Velomech des Vertrauens in der Region und warum? Schreiben Sie uns Ihren Tipp ins Kommentarfeld.