Goran Trujic, 40, kinderlos, ist gelernter Mechaniker und arbeitet in seinem Beruf bei Novartis in Stein. Er lebt in Basel und pendelt täglich mit dem Zug zu seinem Arbeitsort. Goran Trujic arbeitet mit einem 100-Prozent-Pensum, es gilt die 40-Stunden-Woche, Arbeitsbeginn und -ende wird mittels Stempeluhr erfasst.
«Ich finde das System mit dem Abstempeln das beste für die Arbeitnehmenden. Früher hatten wir das nicht, wir protokollierten unsere Arbeitszeiten selber. Seit 1992 stemple ich nun. Als das System eingeführt wurde, sagten die Chefs: Jetzt ist fertig mit dem Beschiss. Aber die machten grosse Augen, als wir plötzlich viel mehr Arbeitsstunden hatten.
Dabei war das logisch: Wenn jemand beispielsweise nachmittags um zehn nach vier nach Hause ging, schrieb er
16 Uhr auf. Jedenfalls die meisten. Und die Stempeluhr erfasste dann halt auf die Minute genau Arbeitsbeginn und -schluss. So kamen dann bei vielen Mitarbeitern insgesamt ein paar Stunden mehr zusammen als vorher, als noch jeder die Zeit selber aufschrieb. Und es war fertig mit dem schlechten Gewissen, man habe eventuell zu wenig Stunden gearbeitet.
Es mag sein, dass andere, die nach dem System Vertrauensarbeitszeit arbeiten, etwas freier sind als wir; aber ich bin überzeugt, dass dabei vor allem der Arbeitgeber profitiert. Ich höre jedenfalls von vielen, dass sie mehr arbeiten, als vertraglich abgemacht wurde. Klar, es kommt auf die Position an – das Kader arbeitet auch bei uns nach dem Modell der Vertrauensarbeitszeit. Bei der Basis ist das jedoch kein Thema, alles ist klar: Es gilt die 40-Stunden-Woche, Präsenzzeit ist von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags, innerhalb dieser Zeit kann ich mir die täglichen acht Stunden jedoch selber einteilen.
Meistens beginne ich eher früh und habe dann um vier Feierabend. Und Feierabend ist dann eben wirklich Feierabend. Dann gehört die Zeit mir. Ich finde diese klare Trennung gut. So weiss ich, wann ich nach Hause komme, kann etwas abmachen, meinen Hobbys nachgehen. Als Personalvertreter im Betriebsrat bin ich oft an gewerkschaftlichen Veranstaltungen. Auch meine Lebenspartnerin, die bei der Konkurrenz arbeitet, hat das Stempelsystem. Auch sie findet es praktisch. Ich kenne niemanden, der das kritisiert. Ausser vielleicht ein paar Raucher. Die müssen ausstempeln, wenn sie zum Rauchen nach draussen gehen.»