Grossratskommission pocht auf grosszügige Öffnung

Die Bau- und Raumplanungskommission des Basler Grossen Rats misstraut dem Regierungsrat: In ihrem Bericht zur Sanierungsvorlage für den Kasernenhauptbau fordert sie, dass für die weitere Planung der Aspekt der «grosszügigen Öffnung» hin zum Rhein deutlicher festgelegt wird.

Damals,1865, waren weder Nutzung noch Öffnungen ein Thema. Da war die Kaserne noch eine Kaserne, Punkt. (Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt)

Die Bau- und Raumplanungskommission des Grossen Rats möchte die Forderung nach einer grosszügigen Öffnung des Kasernenhauptbaus zum Rhein als Voraussetzung für die konkrete Planung deutlicher als die Regierung festlegen.

Wenn in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit vom Kasernenareal die Rede war, dann ging es einmal mehr um das Basel Tattoo. Um den Dauerstreit zwischen den Veranstaltern und Quartierpolitikern wegen der Belegung von ein paar Dutzend Quadratmeter Rasen durch WC-Anlagen der Militärmusikveranstaltung. Der heute veröffentlichte Bericht der Bau- und Raumplanungskommission des Grossen Rats zur Gesamtsanierung des Kasernenhauptbaus und zur Initiative «Öffnung zum Rhein» bringt nun einmal mehr die Zukunft des Gesamtareals ins Gespräch – ein Gespräch, das ebenfalls und vor allem seit langer Zeit bereits für rote Köpfe gesorgt hat.

Die Kommission äussert sich nun in erster Linie zur Frage der Öffnung des Kasernenareals durch den Hauptbau zum Rhein hin. Diese «grosszügige Öffnung» ist bekanntlich Gegenstand einer Volksinitiative, der mit dem aktuell zur Debatte stehenden Ratschlag ein Gegenvorschlag entgegengesetzt werden soll. Die Bau- und Planungskommission will diese Forderung nun im Gegenvorschlag als Voraussetzung für den anstehenden Architekturwettbewerb deutlicher und unmissverständlicher verankern, als dies der Regierungsrat in seinem Ratschlag bereits getan hatte und damit dem Initiativkomitee die Möglichkeit eröffnen, ihre Initiative zurückzuziehen.

Zwingende Auflage

Konkret bemängelt die Kommission, dass im regierungsrätlichen Antrag lediglich von einer «zwingend erforderlichen Sanierung, nicht aber von einem Umbau der Kaserne» die Rede sei und «ein verbindlicher Hinweis auf die Prüfung grosszügiger Öffnungen und Durchgänge als Wettbewerbsaufgabe» fehle. Das Initiativkomitee, das mit SP-Grossrat Tobit Schäfer den Vizepräsidenten der Kommission stellt und damit im Gremium nicht wenig Gewicht hat, sei daher «verständlicherweise» nicht bereit gewesen, den regierungsrätlichen Antrag als Grundlage für einen Rückzug der Initiative zu akzeptieren, schreibt die Kommission in ihrem Bericht.

Aus dem Bericht der Grossratskommission ist also ein nicht unerhebliches Mass an Misstrauen gegenüber der Exekutive herauszulesen. Ein Blick zurück zeigt, warum dies nicht verwundern kann. Denn die Debatte um die Neugestaltung des Kasernenareals und speziell um die Frage der Öffnung hin zum Rhein dauert nun bereits seit Jahrzehnten an. In den 1980er-Jahren gab es ein entsprechendes Projekt mit dem klingenden Namen «Die Wiese zwingt den Rhein ins Knie», das aber bald in den Schubladen der Verwaltung verschwand.

2010 versuchte es die Regierung mit dem Kompromissvorschlag einer seitlichen Öffnung des Areals zum Klingentalweglein. Dieses 5,3 Millionen Franken teure Projekt wurde mittlerweile bewilligt, soll aber nun in keinem Fall als Alternative, sondern als Ergänzung eines Durchgangs durch den Hauptbau verstanden werden. Die Bauarbeiten für diesen seitlichen Durchgang sind vorläufig aufgeschoben, gab das Baudepartement auf Anfrage bekannt. Man wolle erst die Resultate des derzeit laufenden Gestaltungs-Wettbewerbs für den Hauptbau abwarten.

Regierungsrat einverstanden

Wie die Bau- und Raumplanungskommission in ihrem Bericht schreibt, soll der Regierungsrat aber mit den vorgeschlagenen Verdeutlichungen einverstanden sein. Falls nun auch der Grosse Rat die vorgeschlagenen Änderungen übernimmt, sollte dem Rückzug der Initiative nichts mehr im Wege stehen. Und mit dem Architekturwettbewerb könnte die Zukunftsplanung des Areals in eine weitere, konkretere Phase treten.

Die Diskussion über die Zukunft des Kasernenareals dürfte damit aber noch längere Zeit nicht abflauen. Denn die Aufgabe, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Wettbewerbs und der Wettbewerbsjury bevorsteht, ist wahrlich keine einfache. Sie müssen eine Lösung vorschlagen, die eine grosszügige Öffnung enthält und gleichzeitig dem Denkmalschutz entspricht. Und vor allem den mannigfaltigen Nutzungsvorgaben gerecht wird, die der Regierungsrat in seinem Ratschlag nennt.

Breiter Nutzungs-Mix

Das Kasernenareal und damit auch die zukünftige Nutzung der 2015 freiwerdenden Räumlichkeiten des Hauptbaus soll nämlich überaus zahlreiche Bedürfnisse befriedigen: Die Kaserne soll gleichzeitig Quartiertreffpunkt und kultureller Leuchtturm sein, ein Zentrum für die innovative freie Szene, ein Hort für die Kreativwirtschaft und Platz für Volkstümliches wie die Herbstmesse und Basel Tattoo. Und das Ganze soll flexibel nutzbar bleiben: Um eine möglichst hohe Dynamik im Hauptbau und gleichzeitig eine gute Zugänglichkeit zu gewährleisten, soll ein wesentlicher Teil der Räumlichkeiten einem regelmässigen Wechsel in der Zusammensetzung der darin aktiven Nutzer unterzogen werden.  

 

 

 

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