Krisenjahre sind immer auch Boomjahre für Firmengründungen. Die Nordwestschweiz bleibt hier allerdings unter dem Landesschnitt. Das wollen die beiden Basel mit Start-up-Förderung ändern.
Im letzten Jahr wurden in der Schweiz 39’665 Unternehmen gegründet – neuer Rekord. Zieht man die Zahl der Löschungen und Konkurse ab, bleibt laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradsheet (D&B) nur ein Nettozuwachs von 11’620 Firmen. In der Nordwestschweiz stehen rund 4300 Neueintragungen 540 Konkurse gegenüber.
In der ersten Jahreshälfte 2012 ist die Zahl der Neugründungen leicht rückläufig. Zugenommen haben dafür die Konkurse: Bis Ende Mai gingen in der Nordwestschweiz laut D&B 277 Firmen konkurs, davon 85 in Basel-Stadt und 59 in Baselland. Erfahrungsgemäss betrifft die Hälfte der Konkurse Firmen, die nicht älter sind als fünf Jahre.
Nicht jede Löschung ist auf Insolvenz zurückzuführen. Mancher Jungunternehmer tritt den Rückzug auch geordnet an. Häufiger Grund: Das Ziel, ein ausreichendes und gesichertes Einkommen zu erzielen, wird verfehlt. Bei den der Kreativbranche zuzurechnenden Firmen in Basel-Stadt etwa kommen 29 Prozent nicht über einen Jahresumsatz von 75’000 Franken. Da braucht es schon eine gesunde Portion Idealismus, um bei der Sache zu bleiben.
Firmengründung ist auch ein Risiko
Klar ist, dass eine Firmengründung Risiken birgt. Leidenschaft für ein Handwerk oder auch eine gute Geschäftsidee sind noch keine Garanten für den Erfolg. Die Finanzierung ist die grösste Hürde. Um sie zu sichern, braucht es einen vernünftigen Businessplan. Wer sich für die Startfinanzierung seine Pensionskasse auszahlen lässt, riskiert im Falle eines Konkurses, ohne Altersvorsorge dazustehen.
Ein Bericht der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) aus dem Jahr 2011 (siehe Dokument auf der Rückseite dieses Artikels) attestiert der Nordwestschweiz eine schlechte Bilanz bei den Firmengründungen. Mit Ausnahme von Basel-Stadt liegen die Neueintragungen unter dem schweizerischen Schnitt. Ausserdem sind die Firmen kleiner und wachsen langsamer als im Landesdurchschnitt. Gründe dafür: Ein schlechterer Zugang zu Forschung und neuen Technologien als etwa im Kanton Zürich und eine mangelhafte Förderstruktur.
Diese zu verbessern ist das erklärte Ziel beider Basel. Für den Life-Sciences-Bereich wurde 2011 eine gemeinsame Strategie verabschiedet, die unter anderem den Wissenstransfer und die Rahmenbedingungen für Start-ups verbessern soll. Ein sichtbares Resultat ist der Basel Inkubator im Stücki Business Park, wo derzeit ein Dutzend Firmen, vornehmlich aus dem medizinischen und pharmazeutischen Bereich, einquartiert sind.
Noch etwas offener ausgerichtet ist der Technologiepark Basel, wo aktuell auf 1400 Quadratmetern fünf Firmen mit 35 Mitarbeitern eingemietet sind. «Damit sind 70 Prozent der Fläche vermietet, weitere 10 Prozent sind für Mieter mit konkreter Mietabsicht reserviert», so der baselstädtische Wirtschaftsförderer Samuel Hess. In Baselland sind mit dem Innovationszentrum Allschwil (keine Website) und dem Businessparc Reinach zusätzliche Angebote vorhanden. Ausgebaut wurde auch die Innovationsplattform i-net, wo Start-ups aus mehreren Technologiefeldern Informationen und Beratung finden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.08.12