Ein Bratwurststand und Kinderschminken – wenn es nach Landrat Klaus Kirchmayr geht, soll die Autostrasse H2 mit einer bescheidenen Feier eingeweiht werden. Der Kanton hat hingegen ganz andere Pläne und plant ein rauschendes Volksfest.
Konzerte mit national bekannten Bands, Essensstände, Fahrradrennen und ein Tag des offenen Tunnels: Geht es nach den Wünschen der Kantonsverwaltung, dann wird die neue Autostrasse zwischen Füllinsdorf und Liestal im Oktober mit einem grossen Volksfest eingeweiht. Das grösste und teuerste Bauprojekt aller Zeiten soll auch in angemessenem Rahmen den Steuerzahlern übergeben werden, sagte man sich bei der Baudirektion, und plante ein Festbudget von einer halben Million ein.
Gar nicht in Festlaune ist aber Klaus Kirchmayr. Der grüne Landrat bezeichnet das 600 Millionen teure Bauprojekt als einzige Fehlplanung. Deshalb will er in einer dringlichen Motion verlangen, dass das Festbudget deutlich reduziert wird, wie die Basellandschaftliche Zeitung berichtet. 50’000 Franken solle der Kanton maximal für das Fest ausgeben. Er habe grundsätzlich nichts gegen grosse Feste, wie Kirchmay gegenüber der TagesWoche sagt. Die Eröffnung der H2 sei für ihn jedoch alles andere als ein Grund zum Feiern.
Zu wenig Geld für ein Volksfest
Sollte Kirchmayr mit seiner Motion eine Mehrheit finden, müsste der Kanton die Notbremse ziehen. Drei renommierte Bands sind bereits gebucht, und auch die weiteren Vorbereitungen sind in vollem Gange. Für 50’000 Franken lässt sich jedoch kein rauschendes Volksfest organisieren.
Zu den alten Eisen im Eventgeschäft gehört Urs Bossert. Neben vielen anderen Feiern organisierte er auch das Eröffnungsfest der Basler Nordtangente. «Für den geforderten Betrag», sagt er, «kann man ein Fest vergessen. Das ist nicht realistisch.» Die Sicherheit, die Technik, die Bands – mit 50’000 Franken liesse sich knapp eine kleine Feier für geladene Gäste organisieren. Mehr liege da nicht drin. Zum Vergleich: Die mehrtägige Feier zur Eröffnung der Nordtangente kostete rund eine Million Franken.
Landrat Kirchmayr kümmert das nicht. Er wäre auch zufrieden mit einer öffentlichen Begehung, einem roten Band und einer Schere. Für ihn sei die H2 das deutlichste Zeichen der kantonalen Misswirtschaft. «Hätte man die 250 Millionen Kostenüberschreitungen in die Bildung oder die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts investiert, dann stünden wir heute wesentlich besser da. Es braucht eine sorgfältigen Umgang mit Steuergeldern.»
Das letzte Wort hat der Regierungsrat. Sollte das Parlament den Vorschlag von Kirchmayr unterstützen, werde man den Willen des Landrats respektieren, sagt Dieter Leutwyler, Sprecher der Baudirektion.