Einer Studie zufolge setzt der Kanton Basel-Stadt die umstrittene integrative Volksschule gut um, auch wenn zum Teil noch Verbesserungsbedarf bestehe. Erziehungsdirektor Christoph Eymann verspricht entsprechende Massnahmen.
Die integrative Schule zählt zu den umstrittenen Reformen. Ihr Konzept besteht darin, sämtliche Kinder einer Altersgruppe in Regelschulen betreuen zu lassen – also auch Kinder mit einer Behinderung, Lernschwächen oder einer besonderen Begabung.
Das Baselbieter Parlament wies erst kürzlich Urs Wüthrichs Vorlage zur integrativen Schule zurück, was den Bildungsdirektor so sehr erzürnte, dass er sogar seinen vorzeitigen Rückzug aus der Regierung in Erwägung zog.
Auch in Basel ist die integrative Schule nicht unumstritten. Christoph Eymann, Vorsteher der Erziehungsdepartements Basel-Stadt, bezweifelte einst gar offen, dass das System den steigenden Anforderungen gewachsen sei.
Basler Schulen schneiden gut ab
Er wollte es genau wissen und gab im November 2013 bei der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich eine Studie in Auftrag. Diese liegt nun vor, und sie gibt Basel gute Noten. Insgesamt attestieren die beiden Studienleiter, Christian Liesen und Peter Lienhard, den Basler Schulen einen «hohen Stand im interkantonalen Vergleich». Trotz hoher Reformbelastung werde die Integration aktiv gelebt, und viele Schulen zeigten ein hohes Engagement.
Christoph Eymann zeigt sich ob des insgesamt positiven Urteils der Studie erfreut und verteidigt sein Vorgehen: «Wir benutzen die Studie selbstverständlich nicht, um sie den kritischen Stimmen um den Kopf zu schlagen.» Ihm sei bewusst, wie belastend die Reformen für alle Beteiligten seien. Man werde Massnahmen ergreifen, um die Verbesserungsvorschläge der Studie umzusetzen.
Verbesserungen werden in Angriff genommen
Für verbesserungswürdig halten die Studienleiter besonders die Informationsflut und die vielen Handlungsanweisungen, mit denen die Betroffenen zugedeckt würden. Die Studie identifiziert nicht weniger als 30 Hauptdokumente und rund 60 flankierende Papiere zuhanden der Schulen. Angesichts der Bereitwilligkeit, die Massnahmen umzusetzen, dürfe man den Bildungsverantwortlichen ruhig mehr Vertrauen und Handlungsfreiheit schenken, meinen die Bildungsexperten aus Zürich. Dass «die Schulen mit zu viel Papier gesteuert würden», anerkennt auch Pierre Felder, Leiter Volksschulen im Basler Erziehungsdepartement.
In einer Reaktion auf die Verbesserungsvorschläge formuliert das Erziehungsdepartement Massnahmen, die sofort umgesetzt werden sollen:
- Die Volkschul-, Schulkreis- und Schulleitungen führen durch strategische Zielsetzung und sind gleichzeitig offen für die Realitäten und Bedürfnisse der Praxis. Gefragt ist Dialog, nicht Monolog.
- Schuldienste und Fachstellen erhalten den Auftrag, auf die Schulen zuzugehen und deren jeweiliges Angebot klar zu definieren. Die Schulen sollen über ein Unterstützungsnetz verfügen, das sich an ihren Bedürfnissen ausrichtet.
- Die Volksschulleitung setzt eine kleine bevollmächtigte Gruppe ein, die in einem halben Jahr strategische Leitlinien für die Volksschule formuliert. Sie überprüft die Fülle an Konzeptpapieren auf ihre Notwendigkeit und reduziert den Detailierungsgrad aufs Nötige. Dadurch wird es für die Schulleitungen besser möglich, sich auf den Gestaltungsraum ihrer Schule zu konzentrieren.
«Wir negieren nicht, dass viele Lehrpersonen unter der Situation leiden», betont Eymann. Es wäre erstaunlich, wenn angesichts des Reformgewitters keine kritischen Stimmen laut würden, sagt auch Studienleiter Liesen. Es werde leicht unterschätzt, wie belastend die Reformen auch für gestandene Lehrpersonen seien.