Hafen-René bekommt Gesellschaft

Jahrelang war René Rueger mit seinem Schiffswerkstatt allein. Das ändert sich bald: Das Beizli «Zum Rostigen Anker» am Hafenbecken 1 wird Ende März wiedereröffnet. Das Dreiländereck erhält somit wieder ein Restaurant – das einzige nebst dem «Schiff».

René Rueger von der Schiffswerkstatt am Kleinhüninger Hafen bekommt bald einen Nachbar: eine Beiz direkt am Wasser. (Bild: Martina Rutschmann)

Jahrelang war René Rueger mit seinem Schiffswerkstatt allein. Das ändert sich bald: Das Beizli «Zum Rostigen Anker» am Hafenbecken 1 wird Ende März wiedereröffnet. Das Dreiländereck erhält somit wieder ein Restaurant – das einzige nebst dem «Schiff».

Die Möwen sind immer da. Sonst ist René Rueger (65) meist allein in seiner «Ship-Service»-Werkstatt am Hafenbecken 1. Allein mit den Booten, die er flickt. Schiffführer, die ihr Boot nicht aus dem Wasser hieven wollen, um es in die Werkstatt zu bringen, kennen «Hafen-René»: Er ist der einzige Mechaniker in Basel, dessen Schiffswerkstatt direkt am Wasser liegt.

Hie und da erhält er Besuch von Bootslehrern mit ihren Kunden, von der Rheinpolizei, Matrosen. Sie legen direkt vor der Werkstatt an. Ein Schritt vom Boot – und schon steht René Rueger da. Ihm entgeht nichts, zu selten kommt jemand vorbei. «Wer zu mir kommt, kriegt einen Kaffee.» Doch kaum ist die Tasse leer, sind seine Gäste auch schon wieder weg – und «Hafen-René» ist wieder allein mit den Möwen. Mit der Ruhe ist es bald vorbei: Eine Köchin bringt Leben in die Bude.

Auch ohne Schiff vor Anker gehen

Das Restaurant «Zum Rostigen Anker» ist nicht neu. Die jetzigen Betreiber bieten jedoch seit einigen Jahren nur noch geschlossene Gesellschaften an. Köchin Claudia Granacher will das ändern: «Ich möchte eine Art Quartierbeiz machen für Hafenarbeiter und alle, die gern am Hafen sind», sagt sie. Noch kocht sie im Restaurant «Alter Zoll» am Voltaplatz. Bald legt sie dort ihre Schürze ab und leistet René Rueger am Hafenbecken Gesellschaft: Das Restaurantslokal liegt direkt neben dessen Werkstatt im selben Haus. Es ist ein Ort, an dem niemand zufällig vorbei kommt. Schon gar nicht zu Fuss.

Auch das soll anders werden: Ziel der neuen Wirtin ist es, auch Ausflügler zu bewirten. Durch verschlängelte Wege findet man den Weg zum «Rostigen Anker»: Er befindet sich schräg gegenüber des Siloturms und somit unweit vom Dreiländereck. Dem wohl berühmtesten «Eck» in Basel mit einem einst gleichnamigen Restaurant. Seit Jahren ist dieses geschlossen und auf verschiedene Versuche, es wiederzubelebten, folgte jeweils die Erkenntnis: Da ist der Wurm drin. Das heisst: Bisher taten Spaziergänger und Velofahrer gut daran, Proviant für den Weg zum Hafen einzupacken.

Grosse Pläne, keine Massen

Mit dem Veranstaltungsschiff, dem «Brasilea», der – wie der Name sagt – in Vollmondnächten geöffneten Vollmondbar und einzelnen Veranstaltungen läuft für Gäste zwar einiges am Hafen, aber eben nicht viel. Trotz grossen Ausbauplänen von Regierung und Hafenverewaltung zieht der Ort keine Massen an. Noch sind die Pläne eben erst Pläne. Insofern mag es logisch sein, dass ein Riesenlokal wie das «Dreiländereck» nicht rentieren kann. Genau das sei der Punkt, sagt Claudia Granacher: «Die Beiz ist zu gross.» Da ginge es ihr mit ihren gut dreissig Plätzen im «rostigen Anker» anders: «Je nach dem reicht es auch, wenn nur ich dort bin – ohne zusätzliches Personal», sagt sie. Entsprechend zuversichtlich sei sei.

Ebenso zuversichtlich ist René Rueger. Er wittert neue Kundschaft – nicht nur für das Restaurant, sondern auch für sich selber. «Vielleicht kauft ja der eine oder andere etwas bei mir.» Und wenn nicht, so sei der Nutzen der neuen Beiz für ihn trotzdem gross: «Dann muss ich die Werkstatt fürs Mittagessen nicht mehr schliessen.» Ein Schild «bin nebenan» reicht.

 

Quellen

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