Hot Dogs – Biss in die Freiheit

Ein Hot Dog geht immer. Ein zweiter meistens auch noch.

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(Bild: imago stock&people)

Ein Hot Dog geht immer. Ein zweiter meistens auch noch.

Alles kann gut werden. Man muss es nur in einen warmen Teig packen. Das Wienerli zum Beispiel. Eine Verlegenheitswurst. Nur absolute Verzweiflungstäter würden so ein Wienerli zu Hause in der eigenen Küche in siedendes Wasser schmeissen, es dann wieder rausnehmen, sobald es obenauf schwimmt, und schliesslich behaupten, das sei jetzt ein Abendessen. Sie wüssten ganz genau, es wäre gelogen.

Auch im Restaurant hat das blutte Wienerli nichts verloren. Auch mit Brot dazu nicht. Ich glaube: Ein Wirt, der heute noch Wienerli mit Brot anbietet, glaubt vermutlich auch noch an den Osterhasen, den Samichlaus oder an das Wunder von Bern. Dabei weiss ich sehr wohl, dass das Wunder von Bern ebensowenig in diese Auflistung gehört wie das Wienerli auf eine Menükarte. Das ist jetzt auch nicht der Punkt. Der Punkt ist: Man kann ohne Weiteres an das Wunder von Bern glauben. Aber sicher nicht daran, dass irgendein Mensch von Verstand und Geschmack für ein bluttes Wienerli mit Brot in ein Restaurant gehen würde!

Dass es sich im Kern um ein plumpes Wienerli handelt, das sieht der Gourmet gar nicht mehr. Der Laie sowieso nicht.

Von einem Restaurant, das etwas auf sich hält, erwartet ein Gast, der im Grunde immer noch ein bisschen mehr auf sich selbst hält, einigermassen andere Würste. Ganz andere Würste eigentlich. Würste, die sich ohne jede Scham neben einen Salat legen können. Sogar neben einen Salat, der vielleicht mit Zwiebeln garniert ist, mit gerösteten Walnüssen oder Croûtons, Kresse, Radieschen – oder was halt einem gewieften Küchenchef sonst so auf den Salat fällt. Geschnibbelte Avocado-Würfel zum Beispiel.

Und selbst wenn es am Ende der raffinierteste Salat der Welt wäre: Kein Mensch würde den je mit der eigentlichen Hauptspeise verwechseln. Denn das ist die Wurst. Jedenfalls, wenn es sich dabei nicht um ein Wienerli handelt, sondern um eine Wurst, wie sie sich ein Gast nun mal wünscht in so einem Restaurant, das sich etwas auf sich und seine Gäste einbildet.

Aber wie anders sieht die Wurstwelt doch aus, sobald sich ein warmer Teig drumrum wickelt. Wienerli im Schlafrock – das lässt aufhorchen. Da kommt man schon auf andere Gedanken. Da meldet sich der Magen ganz von alleine. Da setzt sich das Verdauungssystem stante pede in Gefechtsstellung. Dieser goldgelb-gebackene Blätterteig, der vermag selbst den verschlecktesten Gourmet zu überlisten. Schön schaut das aus. Blendend eigentlich. Dass es sich im Kern um ein plumpes Wienerli handelt, das sieht der Gourmet so gar nicht mehr. Der Laie sowieso nicht.

Denn das ist die Macht eines einzigen Prinzips. Des mächtigsten aller Prinzipien überhaupt nämlich. Des Prinzips: Fett zu Fettigem. Auch Sie unterliegen dieser Macht. Geben Sies ruhig zu. Ist schon gut.

Im Unterschied zu einem Wienerli im Schlafrock ist so ein Hot Dog ausbaufähig wie ein Ikea-Schrank.

Jetzt aber zum Hot Dog. Der ist auch gut. Trotz Wienerli. Und was ist der Grund? Warmer Teig drumherum natürlich. Die sogenannten «Buns». Das ist aber längst nicht alles. Im Unterschied zum Wienerli im Schlafrock ist so ein Hot Dog nämlich ausbaufähig wie ein Ikea-Schrank. Da kann man alles Mögliche dazupacken. Einen ganzen Salat, wenn man will. Im Prinzip mitsamt Walnüssen, Kresse und Radieschen. Ein Bio-Hipster würde vermutlich sogar ein paar Avocadowürfel dazuschnibbeln, wenn er sich denn einen Hot Dog zusammenstellen wollte.

Soll er doch!

Im warmen Mantel der «Buns» ist die Freiheit grenzenlos.

Genau aus diesem Grund hat der Hot Dog gerade wieder Aufwind. Während da und dort verunsicherte Bürger ihre eigene Freiheit beschneiden, beissen sich progressiv-urban fühlende Trendsetter lieber in diese hinein. Sie können gar nicht genug bekommen von diesen Hot Dogs. So viel mehr steckt da drin, zwischen diesen «Buns», als ein banales Wienerli. Ein ganzes Lebensgefühl eigentlich.

Der Trend ist so heiss, da will plötzlich alle Welt ihre Wurst mit reinstecken. Sogar der Veganer. Auf einmal braucht es ganze Festivals dazu. Die wildesten Kreationen sollen da erfunden werden. Am Laufmeter!

Und die wollen alle irgendwann gegessen werden, diese Schöpfungen der freien Geister. Darum verrate ich Ihnen jetzt auch, wo so ein Festival stattfinden wird. In Basel nämlich. Und zwar nicht irgendwo. Sondern irgendwo an einem bislang geheimen Ort. Das wird bestimmt der Wahnsinn!

In Zürich sind schon einmal die Leute über ein Hot-Dog-Festival hergefallen wie die Heuschrecken über das Ägyptenland.

Warum dieser Ort bislang geheim ist, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen. Ob ihn die Veranstalter schlicht selber noch nicht kennen? Oder ob sie sich – bei aller Freiheitsliebe – einfach nur fürchten vor dem hungrigen Volk, das in Zürich schon einmal über ein Hot-Dog-Festival hergefallen ist wie die Heuschrecken über das Ägyptenland? Dazu steht auf der Facebook-Seite nichts. Man kann es also unmöglich wissen.

Aber im Prinzip ist das ja auch piepegal. Völlig Wurst sogar. Das müssen wir normale Bürger noch gar nicht wissen. Wissen müssen wir einzig und allein, was wir wollen. Und was wir wollen, das ist ohnehin klar. Das ist die Freiheit. Oder eben einen Hot Dog. Jederzeit und ganz egal wo. Und wenn einer uns normale Bürger direkt in warmen Teig einwickeln könnte, wären wir wahrscheinlich auch ganz zufrieden. Alles kann gut werden, wenn man es in warmen Teig packt.

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Das erste Hot-Dog-Festival Basel findet am 27. Mai 2017 irgendwo in Basel statt. Anmelden und sich auf dem Laufenden halten können Sie sich hier auf Facebook. 

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