Erneut demonstrierten Wagenleute und Sympathisanten friedlich für den Wagenplatz am Klybeckquai. Denn es könnte nun doch plötzlich schnell vorbei sein: Die Regierung verlangt eine Halbierung der genutzten Fläche oder die Räumung.
Sie könnten noch zur regelmässigen Basler Sommerbeschäftigung werden, die Protestmärsche der Wagenleute. Bereits zum zweiten Mal diesen Frühling trafen sich diesen Sonntag geschätzte 400 Befürworter des Wagenplatzes auf dem Marktplatz, um gemeinsam zum Klybeckquai zu marschieren. Grund für den erneuten Protestmarsch ist die Aufforderung der Regierung, die genutzte Fläche «massiv» zu verkleinern.
Die Wagenleute sollen bis am Montag die Fläche räumen. Kommen sie dieser Forderung nicht nach, droht eine Strafanzeige – die Grundlage für eine polizeiliche Räumung des ganzen Wagenplatzes. Der umstrittene Platz soll einem Parkplatz für die Kunstmesse Scope weichen. Diese findet sechs Tage im Jahr statt.
Dichtestress auf dem Wagenplatz befürchtet
Mit Fahnen und Bannern zogen die Demonstranten friedlich zum Wagenplatz am Klybeckquai, um für das Bleiben des gefährdeten Wagenplatzes im Hafenareal zu demonstrieren. Die teilweise sichtlich erschütterten Wagenleute marschierten mit den Sympathisanten über die Mittlere Brücke, durch die Feldbergstrasse, am Rheinufer entlang und durchs hintere Klybeck bis zum Wagenplatz. Unterwegs skandierten sie Sprechchöre wie «Wir bleiben Alle! – Alle! Alle! Alle!».
— Bildred. Tageswoche (@Bild_Tageswoche) 25. Mai 2014
Der Wagenplatz bekam im April eine Fläche von 2500 Quadratmetern zugesprochen, nutzt aber in der Tat mehr als das Doppelte davon. Die Bauten des Wagenplatzes auf die geforderte Fläche zu verschieben, wäre nicht möglich, glauben die Bewohner.
Die Wagenleute befürchten eine erstickende Verdichtung, würden sie ihren genutzten Platz reduzieren. Die Bar «Hafenscharte» und der Club «Uferlos» fielen zum Opfer, die Wagen würden zu nahe «aneinandergepfercht». Zudem berge dies im Brandfall ein Risiko, die Feuerpolizei könnte dies beanstanden, befürchten die Wagenleute.
1000 Quadratmeter weniger wären machbar
Die Wagenplatzbewohner wollen weiterhin friedlich bleiben, dies betonten sie ausdrücklich an der Vollversammlung, die im Anschluss an die Demonstration auf dem Wagenplatz stattfand. Die Frage – die während der Versammlung geklärt werden sollte – drehte sich darum, welche Optionen man habe.
«Die Leute sollen uns als das Wahrnehmen, was wir sind: Ein friedlicher Ort für Leute, die ihr Leben selbst gestalten wollen – ohne die Sachzwänge der gewöhnlichen Welt», sagte eine Sprecherin während der Vollversammlung. (Bild: Alain Appel)
Soll man sich kooperativ zeigen und die von der Regierung geforderte Reduktion von rund zwei Dritteln akzeptieren? Man würde den Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen und nicht als Querulanten dastehen. Doch was ist, wenn dies nur der erste Schritt in Richtung kompletter Auflösung wäre? Doch gar nicht reagieren wäre auch falsch, da waren sich die Anwesenden einig: Eine offene Konfrontation mit den Behörden bringe dem Wagenplatz am wenigsten.
«Ich kann doch nicht riskieren, dass ich abends von der Arbeit nach Hause komme und mein Zuhause nicht mehr vorfinde.»
Ein Sprecher sagte, dass die Rechtsfreiheit auf dem Wagenplatz für Utopisten zwar paradiesisch sei, sie garantiere aber auch keinerlei Rechtsanspruch. Die Wagenleute betonten mehrere Male ihre Kompromissbereitschaft – 1000 Quadratmeter würden sie für die Scope räumen. Aber ob das genügt?
Mehr Präsenz markieren
Die Wagenleute riefen an der Vollversammlung am Sonntag und im Communiqué alle Sympathisanten dazu auf, sich so oft wie möglich auf dem Wagenplatz aufzuhalten, sogar dort zu zelten. «Grundsätzlich ist es immer gut, wenn ihr hier seid», sagte ein Sprecher. Im Falle einer Räumung rief er erneut zur Friedlichkeit auf.
Möglich, dass bereits einigen Wagenleute das Nervenspiel der Regierung zu nahe geht und sie ihre Sachen packen werden. «Mein Wagen ist mein Zuhause», sagte ein Wagenbewohner: «Ich kann doch nicht riskieren, dass ich abends von der Arbeit nach Hause komme und diesen nicht mehr vorfinde.»