Weihnachten, Zeit der Familienfeste, Zeit der Besinnung. Halt – Besinnung? Oft sind gerade die Besuche bei den Schwiegereltern eine wahre Herausforderung. Wir machen Sie fit für die Tischunterhaltung mit Tipps für fünf klassische Typen von Schwiegervätern.
Andere Familien, andere Riten: Nicht selten sind gerade die Besuche bei den Eltern des Partners eine bereichernde Herausforderung. Denn selten prallen auf so engem Raum verschiedene Sitten, Gewohnheiten und Typen aufeinander. Die Königsdisziplin ist dabei die Konversation: Schliesslich will man an festlichen Tagen keinem auf die Füsse treten. Wir haben Ihnen dafür Perlen aus dem TagesWoche-Archiv gefischt – massgeschneidert auf fünf klassische Vatertypen.
Typ 1: Der Herausforderer
Robert de Niro in Meet the Parents
Was ihn ausmacht: Er ist bereits von Natur aus misstrauisch. Geht es aber um seine geliebten Kinder, wird er zum wahrheitssuchenden Übermenschen, der die dunkelsten Geheimnisse seiner Kontrahenten sucht. Mit Provokationen lässt er jedes Lügengebäude in sich zusammenbrechen. Neben der Wahrheit ist für ihn der Darwinismus Trumpf: Der Stärkere setzt sich durch. Das Leben ist ein Wettkampf und der Beste gewinnt.
Wie man ihm begegnet: Mit Aufrichtigkeit kann man diesen Schwiegerpapa entwaffnen, aber nicht zufrieden stellen. Sie müssen ihm auch die Stirn bieten und schlagfertig auf seine provokativen Spitzen reagieren.
Was ihn interessiert: Vermeiden Sie Gespräche über Ihre eigene Vergangenheit, er wird Sie aushorchen. Sprechen Sie lieber über urmännliche Themen wie Sport, Autos und Technik mit ihm, dann sind Sie auf der sicheren Seite und sein Chauvinisten-Herz schlägt höher.
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Typ 2: Pater Familias
Al Pacino in Der Pate II
Was ihn ausmacht: Das unbestrittene Oberhaupt des Unternehmens namens Familie. Denn sein ist das Heim und die Verantwortung und Zukunft seiner Kinder. Er sorgt für das Wohlergehen des gesamten Clans und er sieht sich in der Pflicht, deren Lebensgrundlage sicherzustellen. Dafür verlangt er Respekt, das ist schliesslich das Mindeste, das man ihm für seine Aufopferung zu zollen hat. Seine Kinder haben die Freiheit – so lange sie sich an die Spielregeln in seinem Haus halten. Wer das nicht tut – und damit die Ehre der Familie verletzt – der wird kalten Blutes ausrangiert.
Wie man ihm begegnet: Er ist ein Wolf, aber einfach zufrieden zu stellen. Also geben Sie ihm, was er braucht: Respekt. Anerkennung. Und die Würdigung für seinen Einsatz für Familie und Gesellschaft. Anzüglichkeiten sind hier fehl am Platz.
Was ihn interessiert: Politik und weitere Themen des breiteren Machtgefüges wecken sein ungeteiltes Interesse, bringen ihn zum Philosophieren und Ausschweifen. Seien Sie aber vorsichtig: Sie dürfen Ihre Kenntnisse unter Beweis stellen, aber wissen Sie es niemals besser als der Pater Familias. Niemals.
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Typ 3: Der Vater, Ihr Kumpel
Eugene Levy in American Pie
Was ihn ausmacht: Er mag es, wenn Sie ihn «Dad» nennen. Nein, eigentlich besteht er darauf. Mit einem kumpelhaften Schlag auf die Schulter begrüsst er Sie und weiss genau, was bei den Jungen so abgeht. Vielleicht ist er auch der neue Freund der Mutter, der sich mit Ihnen verbünden will, um den Haushalt unsicher zu machen, vielleicht ist er auch nur der immerjunge Papa im fünften Frühling. Egal: Er ist harmlos. Und er will Ihr Freund sein. #yolo!
Wie man ihm begegnet: Spielen Sie mit. Aber nur so weit, wie Sie selbst gehen würden. Machen Sie ihn auf die Schmerzgrenze aufmerksam: Es gibt Dinge, die man an einer Familienfeier nicht anspricht. Es sei denn, der Rest macht auch mit. Aber stossen Sie ihn nicht vor den Kopf: Es macht ihn traurig, wenn Sie ihn abweisen.
Was ihn interessiert: Mit Fussball liegen Sie goldrichtig. Auch Steuerthemen könnten interessant sein, denn schliesslich stört es auch ihn, wenn er jährlich seinen stattlichen Obulus entrichten muss. Und wahrscheinlich arbeitet er auch in der Finanzbranche. Meiden Sie Jugendthemen, auch wenn er unbedingt darüber sprechen will: Blamagen sind programmiert.
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Typ 4: Der Rächer
Liam Neeson in Taken
Was ihn ausmacht: Dieser Mann liebt seine Kinder. Sie sind das wichtigste auf der Welt und auch wenn er nicht viel Zeit mit ihnen verbringen kann, so verbindet ihn eine tiefe Liebe mit dem Nachwuchs, dessen Erwachsenwerden er aber nur langsam realisiert. Trotz ausgeprägtem Beschützerinstinkt haben seine Kinder alle Freiheiten und sie haben sich richtig entschieden: Der Partner erhält deshalb von Anfang an Respekt und Herzlichkeit. Geniessen Sie die warme Atmosphäre! Wehe aber sie verscherzen es sich insbesondere mit der Tochter, die ihm alles bedeutet: Er wird Sie gnadenlos stellen und zur Strecke bringen.
Wie man ihm begegnet: Begegnen Sie ihm, wie er Ihnen begegnet: Aufrichtig, direkt und ehrlich. Machen Sie ihm nichts vor; er durchschaut Sie ohnehin vom ersten Moment an.
Was ihn interessiert: Sport interessiert ihn im breiten Feld, hier können Sie auch mit Randsportarten punkten. Und da er viel auf der Welt herumkommt, sind fremde Destinationen ein Steckenpferd. Erzählen Sie von sich, öffnen Sie sich gegenüber ihm. Denn er wird sich gegenüber Ihnen nicht öffnen.
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Typ 5: Der Bünzli
Ed O’Neill als Al Bundy
Was ihn ausmacht: Träfe Sprüche über Frauen, gespickt mit sexuellen Anzüglichkeiten und dann kräftig zusammen anstossen. Er ist im Herzen ein guter Mensch, der leider irgendwie in die Rolle des Vaters gerutscht ist und die Kälte der Welt hat ihm eine harte Schale geschenkt. Er weiss selber nicht so genau, warum er jetzt nicht am Stammtisch, sondern mit Ihnen vor dem Weihnachtsbaum sitzt. Aber hey, viel trinken ist wichtig, denn der Alkohol nimmt ihm seine Sorgen. Aber Vorsicht: Er ist durchaus in der Lage, äusserst radikale Ansichten zu vertreten.
Wie man ihm begegnet: Stossen Sie an und lassen Sie sich unbemerkt unter den Tisch trinken. Nicken Sie Radikalität einfach weg; Weihnachten ist nicht der Zeitpunkt, um seinen Horizont zu öffnen. Lachen Sie ausgiebig über seine Witze, versuchen Sie aber nicht, Lustiger zu sein als er. Und verlieren Sie Ihren Partner nicht aus dem Sinn: Schliesslich sind Sie in erster Linie wegen ihm bzw. ihr hier.
Was ihn interessiert: Das meiste, das in seiner Nachbarschaft abläuft. Und natürlich auch die Ungerechtigkeit der Grossen und Mächtigen gegenüber den Kleinen – die kennt er ja selbst. Aber vor allem: Fussball.
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