Im Hafen ist auch im Winter etwas los

Der eigentliche Holzpark lässt zwar nach wie vor auf sich warten. Trotzdem wird das Zwischennutzungsareal am Klybeckquai auch im Winter bespielt.

«Tour Vagabonde» und Jurte sorgen auch im Winter für Leben auf dem Shift-Mode-Areal.

(Bild: Dominique Spirgi)

Der eigentliche Holzpark lässt zwar nach wie vor auf sich warten. Trotzdem wird das Zwischennutzungsareal am Klybeckquai auch im Winter bespielt.

Eigentlich sollten auf dem Gelände des ehemaligen Migrol-Areals am Klybeckquai längst vier Holzhallen stehen. So hatten es die Zwischennutzungsverantwortlichen des Vereins Shift Mode geplant. Ihre Idee war es, aus der Not des jährlich auf ein paar Wochen beschränkten Zusammenspiels mit der Kunstmesse Scope eine ganzjährige Tugend zu machen und mit der Vermietung der Hallen nichtkommerzielle Angebote querzufinanzieren.

Doch daraus wurde bis heute nichts. Einsprachen der angrenzenden Wohngenossenschaft Klybeck blockieren den Bau der Holzhallen nach wie vor – auch wenn die Verantwortlichen aktuell nur noch drei Hallen errichten möchten. Und die Kunstmesse Scope hat sich inzwischen mit noch unbekanntem Ziel vom Klybeckquai verabschiedet

Ein Vagabundenturm als Winterspielort

Auf dem weitläufigen Gelände am Rhein trifft man aber dennoch auf viel Zuversicht. Und auf eine Gruppe junger Menschen, die kräftig am Arbeiten ist. Da werden tiefe Löcher gegraben, und quer durchs ganze Gelände zieht sich ein tiefer, mit Holzbrettern gesicherter Graben. Das Ziel dieser Arbeiten ist zwar weniger spektakulär, als die Baustelle es erahnen lässt. Dafür aber setzen sie ein Zeichen der Nachhaltigkeit: Entstehen soll nämlich eine festinstallierte WC-Anlage mit einem neuen Kanalisationszugang.



Die Betreiber verlegen ihre eigene Kanalisation.

Die Betreiber verlegen ihre eigene Kanalisation. (Bild: Dominique Spirgi)

Neben der WC-Baustelle ragt seit einigen Tagen ein altertümlich wirkender Turm in die Höhe. «Ein klassischer Shakespeare-Turm», wie Katja Reichenstein vom Verein Shift Mode präzisiert. Der Turm heisst «Tour Vagabonde» und gehört der Gauklerfamilie Kolly aus Fribourg, die auf dem Basler Hafenareal ihr Winterquartier bezogen hat. 

Fondue, Musik und Theater

Der Gauklerturm lädt den Winter hindurch jeweils von Dienstag bis Samstag zum Fondue – «das beste Fondue ausserhalb Fribourgs», wie Reichenstein versichert – und zu Konzerten und kleinen Theaterspektakeln. Los geht es am Donnerstag, 3. Dezember, mit einem Konzert der Zigeuner-Rockband Primasch. Weitere Events werden folgen.

Die Veranstaltungen im «Tour Vagabonde» kosten keinen Eintritt – die Künstler gehen nach ihren Auftritten nach alter Gauklersitte mit dem Hut durch das Publikum. Dieses kann auch, muss aber nicht essen und trinken. Mit einem Preis von nur gerade zwölf Franken für ein Fondue dürfte aber auch nicht so gut betuchten Essern genügend Kleingeld für den herumgereichten Hut übrigbleiben.

Musikpavillon, Spiel-Jurte und Sauna

Rund um den «Tour Vagabonde» gibt es noch weitere Angebote für winterliche Hafengänger. So ist geplant, auch den Musikpavillon, der im Sommer installiert wurde, sporadisch zu bespielen, wie Reichenstein sagt. In einer kleinen Jurte neben dem Turm sollen Spielabende stattfinden, und in einer Sauna gibt es, wie der Name sagt, Saunabetrieb.

Katja Reichenstein gibt sich sehr zuversichtlich, was die Zukunft des Shift-Mode-Areals angeht. «Nach dem überwältigenden Sommer können wir sagen, dass wir definitiv angekommen sind auf dem Areal», sagt sie. Erfreut zeigt sie sich auch, dass die Zwangsehe mit der Kunstmesse Scope geschieden werden konnte. «Wir sind froh, nicht mehr dem Druck der hochkommerziellen Messe ausgesetzt zu sein», sagt sie.

Rekurs gegen den Bau der Holzhallen

So zuversichtlich sich Reichenstein auch gibt, die verzögerten Zukunftspläne von Shift Mode beinhalten nach wie vor viele Unwägbarkeiten. So steht zwischen den Plänen und der Realisierung der drei ganzjährig bespielbaren Holzmodule auf dem Gelände noch immer der Rekurs der Wohngenossenschaft Klybeck gegen den Entscheid des Bau- und Gewerbeinspektorats, das die Einsprache gegen die Baubewilligung im Mai abgelehnt hat.

Denn für die Einsprecher hat sich an der Situation auch nach dem Abzug der Kunstmesse Scope und dem Verzicht auf eine der vier ursprünglich geplanten Bauten im Prinzip nichts geändert, wie Martin Brändle von der Wohngenossenschaft Klybeck sagt.

Shift Mode bleibt im Moment nichts anderes übrig, als abzuwarten und das Winterprogramm durchzuziehen. «Wir wollen aber an unseren Bauplänen festhalten», sagt Reichenstein. Seit dem Wegzug von Scope sei der Verein Shift Mode erst recht darauf angewiesen, mit der Vermietung der Hallen Einnahmen zur Querfinanzierung nicht kommerzieller Projekte zu generieren.

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