Im neuen Elefantenhaus schwimmt ein lebender Schwangerschaftstest

Die Basler Elefantinnen haben in ihrer neuen Anlage einen speziellen Nachbarn: den afrikanischen Krallenfrosch. Der spielte einst als lebender Schwangerschaftstest eine wichtige Rolle in der medizinischen Diagnostik.

Sieht nicht nur wundersam aus, er ist es auch: Der afrikanische Krallenfrosch als neuer Nachbar der Elefanten.

(Bild: Zoo Basel/Torben Weber)

Die Basler Elefantinnen haben in ihrer neuen Anlage einen speziellen Nachbarn: den afrikanischen Krallenfrosch. Der spielte einst als lebender Schwangerschaftstest eine wichtige Rolle in der medizinischen Diagnostik.

Auf den ersten Blick hat die Amphibie im neuen Elefantenhaus natürlich einen schweren Stand beim Publikum. Alle Augen der Besucher sind auf die mächtigen «Flaggschiff-Tiere» (Zitat Zolli-Direktor Olivier Pagan) gerichtet, während man die nur etwas mehr als zehn Zentimeter langen afrikanischen Krallenfrösche im Bassin des Wanderratten-Terrariums gegenüber erst suchen muss. Doch die Tierchen haben eine besondere Aufmerksamkeit verdient – und das nicht nur, weil sie in ihrer Unförmigkeit recht putzig aussehen.

Der Xenopus laevis – so der wissenschaftlicher Name – hat nämlich eine einzigartige Karriere als medizinisches Diagnostikum und als Objekt Nobel gepriesener Wissenschaft hinter sich. Bis in die 1960er-Jahre testeten Apotheker mithilfe des Krallenfrosches nämlich Schwangerschaften beim Menschen. Man spritzte ein Quentchen Morgen-Urin einer mutmasslich schwangeren Frau unter die Haut des Frosches. Wenn dieser innerhalb von 12 Stunden Eier produzierte, galt dies als Schwangerschaftsnachweis.

Der vom südafrikanischen Zoologen Lancelot Hogben entwickelte «Froschtest» bescherte dem Tier den Beinamen «Apothekerfrosch» und eine grosse Karriere auf der ganzen Welt. Und weil immer wieder Exemplare aus Labors entwischten, verbreiteten sich die Fröschchen auch in der Natur. Also zumindest dort, wo die Gewässer im Winter nicht zufrieren.

Seit Schwangerschaften einfacher über Teststäbchen ermittelt werden können, ist es aus mit der Karriere als Diagnostikum. Aber nicht mit derjenigen als Objekt der Wissenschaft. Der britische Entwicklungsbiologe John Gurdon setzte mit der Transplantation von Zellkernen des Krallenfrosches eine wichtige Grundlage für das Klonen von Tieren. 2012 wurde er dafür mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Also eigentlich verdient der afrikanische Krallenfrosch, der vom Zolli als lebendiges Beigemüse ins neue Elefantenhaus versetzt wurde, genauso viel Aufmerksamkeit wie die Elefanten. Mindestens.

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