Im schönsten Wiesengrunde: Die Schule in Buckten

Einst wünschte sich der Bucktener Schulmeister neue Lehrmittel, später wurde das Beresinalied gesungen und heute wünscht sich der einstige Schüler, dass der Stofffülle im Internet mit einer kritischen Auseinandersetzung begegnet wird.

Bei den Höhlenbewohnern (Schulwandbild).

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Einst wünschte sich der Bucktener Schulmeister neue Lehrmittel, später wurde das Beresinalied gesungen und heute wünscht sich der einstige Schüler, dass der Stofffülle im Internet mit einer kritischen Auseinandersetzung begegnet wird.

Buckten ist ein Dorf im Homburgertal. Es verfügt zwar über keine eigene Kirche, aber wie die anderen Baselbieter Gemeinden über ein Schulhaus. Genau genommen sind es in Buckten sogar zwei Schulhäuser: ein neueres in der Nähe des Bahnhöfli und ein altes unten im Tal am Dorfausgang Richtung Rümlingen. In letzterem Gebäude findet allerdings seit ein paar Jahrzehnten kein Unterricht mehr statt. 

Wann der erste Lehrer in Buckten seine Tätigkeit aufgenommen hat und ob das alte Schulhaus damals gebaut wurde oder erst später, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Oberbaselbieter Dorf wird aber wohl zu den 54 Landgemeinden gehört haben, die 1798 bereits eine Schule hatten, zu einer Zeit also, in der 15 Dörfer noch ohne auskommen mussten.

1799 jedenfalls beteiligte sich der Buckter Schulmeister an einer vom damaligen helvetischen Bildungsminister Philipp Albert Stapfer unter den Lehrern durchgeführten Umfrage über den Zustand des Bildungswesens in der Schweiz.

Wunsch nach nützlichen Lehrmitteln

Im Rahmen dieser Enquête wurden die Lehrer aufgefordert, Verbesserungsvorschläge und Wünsche zu äussern. Das nutzte auch der Buckter Lehrer. Auf seiner Wunschliste standen Lehrbücher für den historischen Unterricht, diverse Landkarten, Geometrielehrmittel, ein Rechenbüchlein «nach neuer Berechnung durch alle 4 Species Fr. – Schilling – Pfenning» sowie ein Lehrmittel, mit dem die Schüler «Schön- und Rechtschreibung erlernen», denn dadurch «würde dem Lehrer viel Zeit mit vorschreiben erspahrt, welche Er denn sonst nützlich anwenden könnte».

Es ist unwahrscheinlich, dass der Buckter Schulmeister die gewünschten Lehrmittel erhielt. Sollte es doch der Fall gewesen sein, dann nicht von der Helvetischen Regierung. Denn kaum ausgerufen, brach die Helvetische Republik infolge innerer Wirren auseinander und musste der von Napoleon diktierten Mediation Platz machen.

Rund 160 Jahre später kam ich in Buckten im alten Schulhaus in den Genuss von fünf Jahren Unterricht. Das Haus hatte zwei grosse Schulzimmer, das eine im Untergeschoss für die 1. bis 4. Klasse, das andere im Obergeschoss für die 5. bis 8. Klasse.

Hier habe ich schreiben, lesen und rechnen gelernt. An den Wissenserwerb habe ich kaum Erinnerungen, ausser dass mir das alles nicht sehr leicht fiel. Das Lesebüchlein der 1. Klasse hatte farbige Zeichnungen. Beim Buchstaben O grüsste der Osterhase.

Höhlenmenschen, Pfahlbauer und das Beresinalied

Dichter sind die Erinnerungen an die zwei Schulzimmer. Vorne in der Mitte die Wandtafel, dann in der Ecke links der Glaskasten mit den ausgestopften Tieren. Und schliesslich die Schulwandbilder: die Höhlenbewohner und die Pfahlbauer.

In der 2. Klasse bekamen wir einen jungen Lehrer; schon bald musste er für längere Zeit ins Militär, um den Unteroffizier oder den Offizier «abzuverdienen». Seine Stellvertretung übernahm der pensionierte Lehrer Wagner. Wenn wir sangen, begleitete er uns auf der Geige. Mein Lieblingslied war «Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus», auch wenn ich nicht so richtig verstand, was «meiner Heimat Haus» denn genau war.

In der 5. Klasse sangen wir «Roulez, Tambours», «Go Tell It On The Mountain» und das Beresinalied. Dabei begleitete uns Herr Fischer auf dem Klavier. Leider ist aus mir trotzdem kein grosser Sänger geworden.

An den Wänden hingen zwei Drucke des Känerkinder Künstlers Walter Eglin. Der eine zeigte Heinrich Pestalozzi, der andere den Amerika-Auswanderer Johann August Sutter.

Faszinierende Welt der Satzanalyse

Während des 5. Schuljahres muss es auch gewesen sein, dass ich in die faszinierende Welt der grammatikalischen Satzanalyse eingeführt wurde. Die Suche nach dem Prädikat, dem Subjekt, den Objekten und so weiter fand ich spannend. Über den Nutzen der Übung kann man natürlich streiten.

Dann ging meine Zeit im alten Schulhaus in Buckten zu Ende, und im Progymnasium in Sissach begann ein neues Kapitel mit neuen Lehrstoffen. Dazu gehörte auch die Mengenlehre. Wenn ich mich nicht irre, verschwand sie allerdings bald wieder aus dem Lehrplan. Das finde ich schade. Denn sie schult unsere Fähigkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu beachten und entsprechend Teilmengen zu bilden, und hilft uns, komplexe Situationen besser zu analysieren.

Heute finden wir Weltkarten, historische Quellen, Umrechnungstabellen und was sich der Buckter Schulmeister von anno 1799 sonst noch wünschte, ganz einfach im Internet. Wenn damit Zeit gewonnen wird, dann sollte die Schule sie nutzen, uns neben dem nötigen Wissen auch die Fähigkeit zu vermitteln, die uns eine kritische Auseinandersetzung mit der Stofffülle erlaubt. 

Quellen

-Brigitte Frei-Heitz: Schulhausbauten im Baselbiet, in: Mir wie hirne – Bildung und Wissen im Baselbiet, Baselbieter Heimatbuch 28, 2011, S. 53–61

-Markus Fuchs: Lehrerinnen- und Lehrerperspektiven in der Helvetischen Republik. Bad Heilbrunn 2015

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