Immobilien Basel-Stadt, die die kantonalen Liegenschaften betreut, setzt auf Ökologie. Unter diesem Motto werden in der Überbauung Bäumlihof alle Haushaltgeräte ersetzt – vier Jahre nach der Sanierung der Siedlung.
Die Vorgabe aus dem Legislaturplan des Regierungsrats scheint klar: «Der Kanton Basel-Stadt soll beim Energie- und Ressourcenverbrauch eine Vorbildfunktion einnehmen.» Und die Verwalterin der kantonalen Liegenschaften, Immobilien Basel-Stadt, erstellte denn auch ein entsprechendes Konzept. Kein geheimes Papier, sondern auf der Website von Immobilien Basel-Stadt nachlesbar. Auf Seite 5, unter dem Kapitel Haushaltgeräte, erfährt die geneigte Leserin vom Projekt zum «flächendeckenden Austausch von bestehenden Haushaltgeräten und Ersatz durch ökologische». Lanciert wurde dieses Projekt 2008.
Ebenfalls 2008, im Herbst, war die Überbauung Bäumlihof im Hirzbrunnenquartier nach einem Totalumbau wieder bewohnbar. Alles tipptopp und nigelnagelneu – aussen und innen, Fassaden, Fenster, Böden, Bäder, Küchen. Die Mieter freuten sich.
Fälschungen aus China
Allerdings nicht sehr lange. Denn bald schon zeigten sich diverse Baumängel, die geflickt werden mussten; und die tollen Granitabdeckungen in den Küchen entpuppten sich als eingefärbte, nicht säurebeständige Fälschungen aus China. Sie wurden ausgewechselt. Die «Basler Zeitung» schrieb im Januar 2009 von einem «Bauschlamassel» und davon, dass es dem für den Umbau verantwortlichen Generalunternehmer nicht billig genug habe sein können. Respektive dem Baudepartement, das diesem den Zuschlag erteilte, weil er die günstigste Offerte von allen gemacht hatte. Und jetzt, knapp vier Jahre nach dem Einzug der Mieter, sollen in den rund 200 Wohnungen sämtliche Haushaltgeräte – Kühlschränke, Kochherde, Abwaschmaschinen – ausgewechselt werden.
Das habe, sagt Daniel Grünenfelder, Leiter Bewirtschaftung bei Immobilien Basel-Stadt, nichts mit den Mängelgeschichten zu tun, sondern mit Nachhaltigkeit, die sich der Kanton «auf die Fahne geschrieben hat». Unter diesem Aspekt habe man beschlossen, alte Haushaltgeräte durch neue, energiesparende Modelle auszutauschen. Und es sei günstiger, das gleich im Grossteil der 1600 Wohnungen des Finanz- und Verwaltungsvermögens zu tun als in kleinen Tranchen. So habe man nun via Ausschreibung Geräte zu «sehr interessanten Konditionen» erwerben können, und das erst noch vom lokalen Gewerbe. «Die Kosten pro Wohnung betragen maximal rund 5000 Franken.»
Den Einwand, dass es schon vor vier Jahren energiesparende Haushaltgeräte gegeben habe, kontert Grünenfelder: «Seither hat es diesbezüglich einen Quantensprung gegeben.» Zudem sei die ganze Sache mit dem Amt für Umweltschutz (AUE) abgesprochen. «Ihren Empfehlungen zufolge lohnt es sich, Geräte ab vier Jahren zu ersetzen.» Diese Empfehlungen beruhten auf Berechnungen des geringeren Energieverbrauchs eines neuen Geräts sowie der für seine Herstellung benötigten Energie, der sogenannten grauen Energie.
«Schon etwas gewagt»
Man kenne besagte Geräte nicht, detaillierte Berechnungen habe das AUE nicht gemacht, heisst es auf Nachfrage bei diesem Amt. Man habe einzig, sagt Marcus Diacon, Ressortleiter Stromsparfonds beim AUE, allgemeine Empfehlungen zu Haushaltgeräten (siehe Hintergrund zum Artikel) herausgegeben. Autorin dieser Empfehlungen sei die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (Safe). «Dabei geht es aber um die Frage, ab wann es sich energetisch lohnt, defekte Haushaltgeräte zu ersetzen» – ausgehend von der Höhe der Reparaturkosten und des Alters eines Geräts.
Pauschal von vier Jahren auszugehen, dünke ihn schon etwas gewagt, sagt Thomas Heldstab von Safe, der die Empfehlungen ausgearbeitet hat. «Um eine seriöse Aussage machen zu können, müsste ich die Geräte einzeln prüfen.» Wenn er einen allgemeinen Hinweis gebe, dann den, dass für die Berechnung der Ökobilanz nebst dem Energieverbrauch eines Geräts und der grauen Energie noch andere Umweltbelastungen wie etwa der CO2-Ausstoss miteinbezogen werden müssten.
Wie auch immer, bei Immobilien Basel-Stadt bleibt man dabei, dass sich der Austausch der Geräte lohnt. «Dank der neuen Geräte», sagt Daniel Grünenfelder, «profitieren die Mieter, da ihre Nebenkosten deutlich sinken.»
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.09.12