Innen top, nach aussen flop

Zwei Jahre nach Eröffnung fehlt es dem Kreativzentrum «Stellwerk» beim Bahnhof St. Johann immer noch an Aussenwirkung. Mit dem «SHOWROOMBASEL» schliesst jetzt eines der Aushängeschilder seine Türen. Der neue Betriebsleiter will die Bekanntheit des Kreativzentrums stärken.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Zwei Jahre nach Eröffnung fehlt es dem Kreativzentrum «Stellwerk» beim Bahnhof St. Johann immer noch an Aussenwirkung. Mit dem «SHOWROOMBASEL» schliesst jetzt eines der Aushängeschilder seine Türen. Der neue Betriebsleiter will die Bekanntheit des Kreativzentrums stärken.

«Das Stellwerk soll Leben ins Quartier bringen», kündigten die Initianten zur Eröffnung des Kreativzentrums an. Beim Bahnhof St. Johann sollte ein Treffpunkt für das Quartier entstehen, die Basler Regierung erhoffte sich «kulturell-kreative Impulse für die Stadtentwicklung». Die Eröffnung wurde von den Medien breit abgefeiert. Seither sind mehr als zwei Jahre vergangen, die Ateliers im «Gründerzentrum für kreative Jungunternehemen» sind beinahe restlos vermietet – ein Grossteil an durchaus erfolgreiche Startup-Unternehmen. Rund um das Stellwerk ist es jedoch auffallend ruhig geworden.

Die angekündigte Ausstrahlung lässt auch zwei Jahre nach Eröffnung immer noch auf sich warten. Das bekamen unter anderem die Betreiber des hausinternen «Dampfbades» zu spüren. Ende letzten Jahres zogen sie gegenüber der Basellandschaftlichen Zeitung eine durchzogene Zwischenbilanz. Nach etwas mehr als einem Jahr schreibt das «Dampfbad» immer noch rote Zahlen und wartet auf mehr Kundschaft. 

«Showroom» macht nach zwei Jahren zu

Wie Recherchen der TagesWoche ergeben haben, verlief die Entwicklung auch für die Betreiber des «SHOWROOMBASEL» nicht wie erhofft. Der Laden mit Produkten von hausinternen und externen Jungdesignern schliesst in diesen Tagen seine Türen. Nach zwei Jahren warf der Betrieb immer noch zu wenig Geld ab, um Löhne auszuzahlen. «Das Projekt war ehrenamtlich geführt», sagt Michi Schär, der Stellwerk und Showroom mitbegründet hat.

Die Schliessung habe damit zu tun, dass man die Ehrenamtlichkeit nicht mehr in dieser Form und Intensität auf sich nehmen wolle. «Wir orientieren uns anders, weil wir neue Wege ausprobieren möchten, junges Design effektiver zu präsentieren.» Kritische Fragen weist Schär entschieden zurück: «Ich nehme an, die Story möchte gerne herausschälen, dass das Stellwerk ein Misserfolg ist. Ist es aber mitnichten. Die Schliessung hat nichts mit dem Stellwerk zu tun.» 

Für den bescheidenen Kundenzulauf seien andere Gründe verantwortlich, sagt Schär: «In Basel ist man einfach etwas bequem, wenn es darum geht, sich auf junges Design einzulassen.» Auch die mangelnde Mobilität der Basler habe zur Schliessung beigetragen. «Das St. Johann ist für viele Baslerinnen und Basler bereits zu weit weg. Das ist nicht untypisch für die Stadt.»  Die Betreiber des «Showrooms» wollen sich in in Zukunft verstärkt auf Events fokussieren und somit Jungdesignern die notwendige Aufmerksamkeit verschaffen.

Neuer Leiter will ein Kompetenzzentrum

(Bild: Claudia Link)

Das Gründerteam um Olivier Wyss hat sich Anfang dieses Jahres planmässig aus der Betriebsleitung zurückgezogen. Der neue Weichensteller im Kreativzentrum heisst Frank Lemloh (Bild). Mit dem Stellwerk sei in kurzer Zeit ein altes Gebäude zu einem belebten Ort geworden, so der aus Hamburg zugezogene Leiter. «Wir brauchen aber noch mehr Aufmerksamkeit», gesteht er unverkrampft ein. Lemloh spricht von einem neuen Konzept, von Workshops und Netzwerkevents.

«Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen dem Stellwerk und der Öffentlichkeit, die an Kreativwirtschaft interessiert ist.» Die leere Fläche, die der Showroom hinterlässt, soll vom Stellwerk oder von geeigneten Zwischennutzungen bespielt werden. Für Mai sind die ersten Workshops geplant. Die Themen: «Wie versichere ich mich selbst als Existenzgründerin» und «Kreativitätstechniken für kreative Menschen.»  «Wir wollen die Jungunternehmen der Kreativwirtschaft über die geplanten Angebote besser unterstützen», kündigt Lemloh weiter an. Im Fokus stünden die Mieter der Ateliers: «Wenn die Jungunternehmer hier im Haus erfolgreich sind, dann ist auch das Stellwerk erfolgreich.»

Zudem solle der Eingangsbereich des Hauses neu gestaltet werden. Man wolle sichtbarer machen, was innerhalb des ehemaligen Bahnhofgebäudes alles stattfinde. Zur Zeit weist die rote Fassade noch abweisend auf den davor liegenden Vogesenplatz. Dass sich dahinter auch ein Restaurant und eine Bar befinden, wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich. «Wir haben den Anspruch eine bessere Sichtbarkeit für das Stellwerk und Ihre Mieter zu schaffen. Ich bin voller Zuversicht, dass wir den öffentlichen Ansprüchen an unser Haus gerecht werden.»

Die Anschubfinanzierung des Stellwerks kam von verschiedenen Stiftungen und dem Kanton Basel-Stadt. Der Mietvertrag mit den SBB läuft noch bis 2030. Das Projekt ist in der Zwischenzeit selbsttragend und finanziert sich aus den Mietzinsen der Ateliers. 

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