Etliche Basler werden am Freitag zur Sternwarte in der Venusstrasse 7 pilgern. Zur Abwechslung sogar tagsüber. Die Hobbyastronomen vom astronomischen Verein Basel sind sonst aber eher nachtaktiv.
Wer die am 20. März stattfindende Sonnenfinsternis beobachten möchte, muss sich am kommenden Freitag ein paar Stunden freinehmen. Und drückt vermutlich jetzt schon die Daumen für gutes Wetter. Zwischen 9.25 und 11.45 Uhr wird sich über Basel der Mond vor die Sonne schieben, um 10.33 Uhr wird die Sonne zu 75 Prozent bedeckt sein. In der Sternwarte ist man auf das Himmelsereignis vorbereitet und wird berteits ab 9 Uhr die Besucherinnen und Besucher empfangen.
Freitags trifft man sich zum Sternegucken
Tagaktiv ist man dort sonst aber eher selten. Jeden Freitag nach Einbruch der Dunkelheit trifft sich auf dem Margaretenhügel der Astronomische Verein Basel. Bei gutem Wetter ist die Sternwarte für Besucher geöffnet, bei schlechtem trinkt man Kaffee und tauscht sich aus.
So wie vergangenen Freitag. Um den grossen Tisch in der Sternwarte sitzen acht Herren mittleren Alters, die sich den mitgebrachten Kuchen schmecken lassen. Man erinnert sich an die letzte grosse Sonnenfinsternis von 1999 sowie an andere, die verschiedene Vereinsmitglieder in aller Welt beobachtet haben. Eine totale Sonnenfinsternis hat fast jeder schon gesehen.
«Wir sind aber nicht so ein Altherrrenclub, wie das gerade aussieht», sagt Vereinssprecher Peter Fischlewitz. «Bei uns gibt es auch Junge. Und Frauen». Insgesamt hat der 1929 gegründete Verein 180 Mitglieder jeder Altersklasse beiderlei Geschlechts. Seit 2007 betreibt er die Sternwarte auf dem Bruderholz.
Sterne gucken oder Kaffeetrinken: ein Teil des astronomischen Vereins Basel beim freitäglichen Treffen. (Bild: Daniela Gschweng)
Gerade wird gefachsimpelt über Geräte, Literatur, Computerprogramme und über Alltägliches. Zum Vereinsleben gehören gemeinsame Unternehmungen, Führungen, Vorträge und natürlich die Pflege der Instrumente. Auf dem Gelände des Observatoriums stehen vier Schutzbauten mit je zwei Teleskopen und die grosse mobile Kuppel, die nur eines beinhaltet. Insgesamt siebenmal kann man also in klaren Nächten in die Sterne schauen.
Monuren und rote Riesen
Allzu lange hält es die kleine Runde nicht auf den Stühlen. Trotz Bewölkung geht es nach dem Kaffee doch noch nach draussen. Ein Kollege hat in den folgenden Tage eine Führung und lässt sich einweisen am neuesten Teleskop. Eine willkommene Gelegenheit, doch noch etwas praktische Astronomie zu betreiben.
Was mit einigem Gestolper beginnt. Sternenbeobachtung geschieht notwendigerweise nachts und es ist stockdunkel, weswegen der Weg über den Rasen zu den Schutzhütten auf dem Observatoriumsgelände etwas holprig ausfällt.
Die kleine Schutzhütte, auf die die Gruppe zusteuert, ist in der Mitte geteilt und lässt sich nach beiden Seiten wegschieben, was an sich schon ein sehenswerter Anblick ist. In der Mitte steht das Teleskop, angebracht auf einer Lagerung, der «Montierung». Die ist fast das Wichtigste an der Sache, denn sie muss das schwere Fernrohr präzise ausrichten.
Gesteuert wird das Teleskop mit Hilfe eines orts- und tageszeitaktuellen Astronomieprogramms. Verbindung zur Montierung hat es über eine WLAN-Schnittstelle, gearbeitet wird mit einem Tabletcomputer. Die AOK DDM ATLAS V24, was mir eigens buchstabiert wird, ist modernste Technik, angeschafft 2014 und momentan der grösste Stolz der Sternwarte.
Aber auch das beste Teleskop nützt wenig, wenn der Himmel bewölkt ist. Sehr viel ist dort nicht zu sehen. Fischlewitz richtet das Teleskop auf den roten Riesen Beteigeuze aus. Das 25 Kilogramm schwere Objektiv dreht sich im Dunkeln lautlos in die gewünschte Richtung. Auch das ist sehenswert. Es ist lediglich ratsam, vorher aus dem Weg zu gehen.
So sah es durch das Teleskop aus: Jupiter mit den beiden Monden Callisto (links) und Europa. (Bild: www.calsky.com)
Das nächtste Ziel ist Jupiter, den man trotz Bewölkung auch mit blossem Auge noch sieht. Im Teleskop, das einmal mehr herumschwingt, sind ausserdem noch zwei der vier grössten Jupitermonde sichtbar. Als kleine weisse Punkte tauchen die Monde Callisto und Europa im Blickfeld auf. Von den anderen beiden Monden ist nichts zu sehen.
«Io hat einen Transit», wird mir gesagt. Was bedeutet, dass der Mond Io gerade nicht sichtbar ist, weil er von Jupiter verdeckt wird. Oder anders gesagt, aus unserer Sicht ist er gerade hinter dem Planeten unterwegs.
Der Eindruck, dass der Sternenhimmel weitestgehend statisch ist, trügt. Gerade die Jupitermonde bewegen sich schnell. Zwei Stunden später könnte man Io sehen. Auf den vierten Mond Ganymed würde man bis zum Samstag warten müssen.
Für den nächsten Kandidaten, den Kometen Lovejoy, ist das Wetter dann aber definitiv zu schlecht. Von dem sieht man nur einen unscharfen hellen Fleck. Trotzdem finden ihn alle im kreisrunden Sichtausschnitt. Die Augen müssen erst sich an die ungewohnte Sicht durch das Okular gewöhnen. Bis jeder durch das Teleskop gesehen hat, dauert es seine Zeit.
Wobei erst einmal gar nicht auffällt, dass es so langsam empfindlich kalt wird auf dem Bruderholz. Ein Grund vermutlich, warum die Sternwarte nur bei Plusgraden geöffnet ist. Den Moment, wenn das Teleskop wieder in seinem Hüttchen verschwindet, werde ich daher verpassen.
Tag der Astronomie am 21. März
Und die Sonnenfinsternis? «Sonnenfinsternis ist wie schwanger sein», befindet Peter Fischlewitz, «entweder ganz oder gar nicht.» Bei einer partiellen Sonnenfinsternis sei für ihn der Schlüsselmoment, die völlige Dunkelheit, nicht da. Davon solle sich aber niemand von der Beobachtung abhalten lassen. Besucher seien in der Sternwarte herzlich willkommen.
Wer sich für Astronomie interessiert, hat am Samstag, 21. März, der in Deutschland und Teilen der Schweiz als Tag der Astronomie gefeiert wird, gleich nochmals die Gelegenheit, sich die Sternwarte anzusehen. Von 16 Uhr bis 23 Uhr kann man Tages- und Nachthimmel durch ein Telskop beobachten und verschiedene Vorträge zur Astronomie hören. Details zum Programm finden sich auf der Homepage des astronomischen Vereins Basel.