Jeder dritte Befragte war schon einmal in Behandlung

Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel haben einen guten Ruf – trotz schlechter Presse in den letzten Jahren. Und: Viele Menschen in Basel sind persönlich oder über das familiäre Umfeld von psychischen Erkrankungen betroffen.

Trotz Pannen und negativen Schlagzeilen bei der Bevölkerung beliebt: die UPK – Basels Universitäre Psychiatrische Kliniken. (Bild: Keystone)

Eine neue Umfrage zeigt: Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel haben bei der Bevölkerung einen guten Ruf – trotz schlechter Presse in den letzten Jahren. Und: Viele Menschen in Basel sind persönlich oder über das familiäre Umfeld von psychischen Erkrankungen betroffen.

Die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) haben bei der Bevölkerung einen guten Ruf. Die Bezeichnung «UPK» ist ebenso bekannt wie die ältere «PUK». Und: Bei Baslerinnen und Baslern ist der Wunsch nach sozialer Distanz zu psychisch Erkrankten gross – wobei die Bevölkerung gegenüber alkoholabhängigen Menschen kritischer eingestellt ist als gegenüber Menschen mit psychotischen Störungen.

Das sind die Resultate einer Bevölkerungsumfrage, die die UPK zwischen November 2013 und März 2014 durchgeführt haben.

Erfreulich sei der grosse Rücklauf des 16-seitigen Fragebogens, der an rund 10’000 Leute verschickt worden sei, sagt Undine Lang, Direktorin der Erwachsenen-Psychiatrie der UPK. «Über 20 Prozent der Angeschriebenen haben den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt.»

Trotz Negativschlagzeilen gute Noten

«Besonders überrascht» war Lang über die «überaus guten Noten», die die UPK von der Bevölkerung erhalten haben. «Das war nicht selbstverständlich nach dem Fall Egger im Februar dieses Jahres oder der Amokfahrt auf der Mittleren Brücke im März 2012.» 

In die Kritik kam die Klinik damals, weil es sowohl dem pädophil veranlagten Chris­toph Egger wie auch dem Autofahrer, der mitten in Basel eine Frau tötete und sieben Menschen verletzte, offenbar leicht gelungen war, aus der Klinik zu fliehen.

Interessant sind auch weitere Zahlen aus der Umfrage. So etwa, dass rund ein Drittel der Befragten mindestens einmal in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung war und zwei Drittel indirekt über das familiäre Umfeld mit psychischen Erkrankungen in Kontakt gekommen sind.

«Das Leben in der Stadt birgt das grösste Risiko für eine psychische Erkrankung», sagt UPK-Chefärztin Undine Lang.

Ähnliche Zahlen lieferte das Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) vor zwei Jahren. Rund 20’000 Menschen suchen in Basel eine psychiatrische Praxis auf, fasst der Obsan-Bericht zusammen. Über 1,3 Prozent der Baslerinnen und Basler nehmen die Dienste einer psychiatrischen Klinik in Anspruch, und auf je 10’000 Einwohner entfallen 11,2 ­Psychiater – mehr als in allen anderen Kantonen.

Basler Zahlen sind international vergleichbar

«Das Leben in der Stadt birgt das grösste Risiko für eine psychische Erkrankung», sagt Undine Lang. Grund für die hohen Fallzahlen sind aber nicht nur Risikofaktoren wie mehr Stress und Hektik, wie Peter Schindler, Präsident der Fachgruppe Psychiatrie und Psychotherapie für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche der Medizi­nischen Gesellschaft Basel, kürzlich gegenüber der TagesWoche meinte.

«Die Stadtbevöl­kerung ist überall in der Schweiz mehr sensibilisiert für psychische Krankheiten, weil sie besser informiert, aufgeschlossener, weniger den Vorurteilen der oft konservativen und psychischen Problemen verschlossenen Landbevölkerung ausgesetzt ist», so Schindler. Diese Entstigmatisierung führt zu mehr Diagnosen, weil die Betroffenen bei Beschwerden eher bereit sind, einen Facharzt aufzusuchen.

Die Anzahl von Betroffenen in Basel sei allerdings nicht ausserordentlich hoch und habe auch nichts damit zu tun, dass Basel neben Zürich die höchste Psychiaterdichte in der Schweiz aufweise, wie oft kolportiert werde, sagt Lang. «Die Basler Werte sind international absolut vergleichbar.»

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