In der Debatte um die illegale Party auf dem nt-Areal hat sich nun erstmals eine Gruppe im Namen der Feiernden geäussert. In einem Communiqué schreiben die Autoren, dass sie wütend seien auf die Polizei, die Medien und dass es ihnen um mehr ging als Musik und Bier.
Sie betrachten sich nicht als Organisatoren, nicht als Verantwortliche und nicht als Initianten. «Wir sind eine lose Gruppe von Menschen, die letzten Samstag an der illegalen Party auf dem nt-Areal anwesend waren», heisst es im Communiqué «zur Sauvage auf dem nt-Areal» (auf der Rückseite des Artikels). Konkreter werden die Urheber über ihre Identität nicht.
Dass sie sich überhaupt – stellvertretend für die knapp 1000 Partygänger – äussern, habe drei Gründe: Sie möchten ihre Vorstellung von Freiraum beschreiben, das «verzerrte Bild» in der Presse korrigieren und ihre Wut über die Polizei äussern.
Die Polizei habe sie an diesem Abend spüren lassen, «wie rasend sie ein solcher Anlass macht». Im Communiqué erheben sie Vorwürfe gegen die Polizei: Ein Zivilpolizist soll seine Dienstwaffe gezogen haben, als man ihn wegschicken wollte. Nach der Party soll die Polizei auf der Strasse Einzelne «mit Gummischrotgewehren geschlagen, schikaniert, gefesselt und mit Pfefferspray ins Gesicht» gesprüht haben. Die Polizisten sollen zudem Schallplatten und Musikanlagen zerstört haben. «Die beschlagnahmten Sachen wurden trotz anders lautender Ankündigung bis heute Mittwoch nicht frei gegeben.»
Freiraum bedeutet für Aktivisten keine Grenzen
Die Polizei hat Kenntnis vom Communiqué, will sich aber nicht zu «allgemeiner, anonymer Kritik» äussern. Wer sich nicht rechtmässig behandelt fühle, könne Anzeige erstatten, sagt Sprecher Klaus Mannhart. Nur soviel: Die beschlagnahmten Musikanlagen sollten tatsächlich schon am Montag freigegeben werden. Wegen einer Strafanzeige gelten die Sachen nun aber als Beweismaterial. «Das Material wird bis auf Weiteres konfisziert bleiben.»
Die Anwesenheit der Polizei am Samstag hat die Aktivisten aber auch grundsätzlich gestört, weil sie sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlten. «Wir haben uns selbstbestimmt für eine kurze Zeit einen Freiraum erkämpft und ihn mit Werten wie Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Autonomie gefüllt.» Die Polizei schränke diesen Freiraum durch ihre Präsenz ein.
Unter Freiraum verstehen sie gemäss Communiqué die Möglichkeit, fern von «gesetzlichen Regulierungen, Einschränkungen und Kontrollphantasien» einen gemeinsamen Abend verbringen zu können, wie es auf dem nt-Areal der Fall gewesen sei. Die Leute konnten tanzen, trinken, essen und einfach den Abend geniessen, aber auch «die fahlen Wände der Halle verschönern» oder den Freiraum mit dem Bau von Barrikaden verteidigen, heisst es im Communiqué weiter, wobei eine Clara F zitiert wird: «Freiraum bedeutet Raum, wo noch Träume Fuss fassen können deren Perspektiven noch unberechenbar sind.»
Stehen auch zu den Gewaltätigen
Innerhalb dieses Freiraums würden sie nicht unterscheiden zwischen «guten friedlichen und bösen gewalttätigen Partyleuten». Egal ob jemand eine Soundanlage anschleppe, eine Bar betreibe, Barrikaden baue, Polizisten vom Gelände fernhalte oder einfach nur den Abend geniesse: «Wir stehen alle zueinander», so die Aktivisten.
Es gehe ihnen nicht um unbürokratische Hürden oder mehr Dialog, sie wollten ein selbstbestimmtes Leben und sich «unhierarchisch organisieren». Sie sind deshalb gegen Jugendbewilligungen, die keine Freiräume schaffe, sondern diese in ein «strukturiertes Raster» überführe, vereinnahme und letztlich «entschärfe».