Baselland hat auf den Druck aus der Öffentlichkeit reagiert und den Lörzbach bei Allschwil auf das Deponiegift HCH untersucht. Die gefundenen Spuren liegen unter dem Grenzwert. Nun drängt der Kanton auf eine rasche Beseitigung der kontaminierten Stellen im französischen Hagenthal. Davon gibt es deutlich mehr als bisher bekannt war.
Labormitarbeiter des Baselbieter Amts für Umweltschutz und Energie (AUE) sind nochmals in den Lörzbach gestiegen. Gefunden haben sie Spuren des Gifts HCH, ein Abfallprodukt aus der Pestizidproduktion. Das teilt das AUE in einer gemeinsamen Mitteilung mit der Gemeinde Allschwil mit.
Der Kanton hat in sechs neuen Proben im Wasser des Lörzbaches, der über einen Kilometer bei Allschwil und Schönenbuch die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich bildet, HCH gefunden. In so niedrigen Konzentrationen allerdings, dass das Gewässerschutzgesetz nicht verletzt werde, wie das AUE schreibt. Auch von Fischen wurden Proben genommen, da HCH über die Nahrungskette weitergegeben wird und es wahrscheinlich ist, dass es sich im Fettgewebe der Lörzbachfische angereichert hat. Die Resultate dieser Tests liegen noch nicht vor.
Ausserdem hat sich das AUE mit den französischen Aufsichtsbehörden darauf verständigt, dass weitere Untersuchungen gemacht werden. Man wolle auch bei der zuständigen Präfektur in Colmar vorstellig werden und eine «zügige Beseitigung der Ablagerungen im Elsass» verlangen.
So gefährlich wie Dioxin
Davon gibt es mehr als bisher bekannt war. Der Basler Altlastenexperte Martin Forter ist zusammen mit der Umweltorganisation Pingwin Planet auf einen weiteren Feldweg gestossen, auf dem anfangs der 1970er-Jahre mit HCH-verseuchter Kies ausgestreut wurde. HCH gehört in die gleiche Giftstofffamilie wie das berüchtigte Dioxin. Bereits vor einigen Wochen hatte Forter aufgedeckt, dass mit HCH vermischter Beton offen oberhalb des Klepferhofs bei Hagenthal ausliegt. Die Firma Ugine Kuhlmann aus Huningue hatte das Gift in den 1970er-Jahren dort illegal entsorgt.
Forter begrüsst, dass nun Bewegung in die Sache kommt: «Endlich hat das AUE richtig reagiert. Es ist verantwortlich dafür, die Franzosen dazu zu bewegen, die belasteten Stellen zu sanieren.» Forter ist in seinen Recherchen bislang auf fünf mit HCH verseuchte Stellen in Hagenthal gestossen. Nun wird aus der Untersuchung des AUE ersichtlich, dass die französischen Behörden von über 20 Stellen ausgehen, die belastet sind. Das sei erstaunlich, sagt Forter, und zeige, dass Frankreich das Problem ignorieren würde, obwohl es längst bekannt sei.
Für Forter liegt die Verantwortung für die Sanierung beim heutigen Besitzer des ehemaligen Verursachers Ugine Kuhlmann, dem kanadischen Bergbaumulti Rio Tinto. Rechtlich gesehen ist Frankreich dafür zuständig. Rio Tinto verneint auf Anfrage jegliche Zuständigkeit: «Wir sind uns der Situation in Hagenthal bewusst, aber nicht haftbar. Die Angelegenheit bleibt in den Händen der französischen Behörden.»
Streit beigelegt
Geklärt scheint nun auch der Konflikt zwischen dem AUE und der Gemeinde Allschwil. Hintergrund war ein Streit über die Informationspolitik des AUE im Zusammenhang mit HCH-Funden im Jahr 2005. Allschwil warf dem AUE vor, die HCH-Funde damals nicht kommuniziert zu haben. Das AUE widersprach. Jetzt entschuldigt sich AUE-Leiter Alberto Isenburg: «Der Kanton bedauert Missverständnisse und betont, dass ihm eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde wichtig ist.»