In Basel müssen alle Kinder neuerdings mit «ausreichenden» Deutschkenntnissen in den Kindergarten eintreten und zuvor eine Sprachspielgruppe besuchen. Insgesamt 390 Kinder wurden dazu verpflichtet.
Kinder, die zu Hause nur Türkisch, Albanisch, Russisch oder Englisch sprechen, werden vom Erziehungsdepartement seit diesem Jahr dazu verpflichtet, während zwei Halbtagen pro Woche eine Sprachgspielgruppe in einem Tagesheim oder in einer Spielgruppe zu besuchen. So will es das Projekt «mit ausreichenden Deutschkenntnissen in den Kindergarten», das 2008 vom ED lanciert und ein Jahr später vom Grossen Rat abgesegnet worden ist.
Ziel des obligatorischen Sprachspielgruppen-Besuchs ist es, dass sich die Kleinen im Kindergarten auf Deutsch verständigen können. Denn Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen oder fremdsprachigen Familien würden im Durchschnitt erheblich schlechtere Schulleistungen erbringen als Kinder aus bildungsnahen und deutschsprachigen Familien. Trotz enormen Anstrengungen der Lehrpersonen und verschiedenen Fördermassnahmen würde es Kindergarten und Schule häufig nicht gelingen, diesen Schülerinnen und Schülern gute Bildungschancen zu vermitteln, hiess es damals bei Vorstellung des Projekts.
Das soll künftig anders sein: «Insgesamt rund 390 Dreijährige haben wir dieses Jahr zur Sprachspielgruppe verpflichtet», sagt Volksschulleiter Pierre Felder gegenüber der TagesWoche. Die meisten von ihnen würden seit August eine Spielgruppe besuchen. Für wenige Kinder suche man noch nach Plätzen. Vom Obligatorium ausgeschlossen sind Familien, die nachweislich nur wenige Jahre in der Schweiz bleiben.
Kosten werden für alle übernommen
Um die Kinder zu ermitteln, die Deutsch lernen müssen, hat die Universität Basel einen Fragebogen in zehn Sprachen entwickelt. Damit konnten Eltern die Deutschkenntnisse ihres Kindes offenbar genau einschätzen – auch wenn sie selber kein Deutsch sprechen. Der Fragebogen wurde allen Eltern, deren Kinder eineinhalb Jahre vor dem Kindergarteneintritt stehen, im Februar 2013 zugeschickt (das Ausfüllen des Fragebogens war Pflicht). Die Antworten hat die Universität wissenschaftlich ausgewertet und die Eltern wurden im April 2013 schriftlich über die Resultate und das weitere Vorgehen informiert.
Laut Felder wurden insgesamt 1802 Fragebogen verteilt. Er zieht eine positive Bilanz: «Die Rücklaufquote war sehr hoch. Nur sieben Bogen kamen nicht zurück und mussten nachgefragt werden», sagt er.
Der Spielgruppenbesuch ist für Kinder, die vom Obligatorium betroffen sind, an zwei halben Tage pro Woche kostenlos – egal, wie viel die Eltern verdienen. Der Kanton zahlt demnach auch für Expat-Familien. «Wenn ein Obligatorium besteht, ist es auch sinnvoll, dass der Kanton die Kosten voll übernimmt. Hätten wir die Übernahme der Kosten nach Einkommen festgeschrieben, wäre es schwierig gewesen, das Obligatorium umzusetzen», so Felder.