Für bürgerliche Grossräte ist das Umbauprojekt für den Kasernenhauptbau «überrepräsentativ» für einen Hort der Alternativkultur. Ein solcher ist scheinbar nur dann authentisch, wenn die Besucher durch Dreck- und Scherbenhaufen waten müssen.
In der «Basler Zeitung» darf sich der smarte LDP-Regierungsratskandidat Conradin Cramer als «einziger Politiker mit Regierungsambitionen, der sich für Kultur interessiert», feiern lassen. Denn Cramer wurde am Frühstücks-Empfang während der Art im Kunstmuseum gesehen – einem ausgesprochen repräsentativen Anlass an einem nicht minder repräsentativen Ort, nämlich auf dem Flaggschiff der Kulturstadt Basel, das mit dem Neubau noch ein Stück repräsentativer geworden ist.
Für Cramer und seine bürgerlichen Mitstreiter ist unbestritten, dass die Leuchtturm-Kultur in Basel etwas kosten darf. 50 Millionen Franken für den Erweiterungsbau des Kunstmuseums. Und 40 Millionen für den Erweiterungsbau des Stadtcasinos, das nun endlich das lange ersehnte repräsentative Foyer für die Konzertbesucher bekommen soll.
«Überrepräsentativer Renommier-Raum»: Die geplante «Plaza» im Umbauprojekt des Kasernenhauptbaus. (Bild: BVD)
Bei der Kaserne die Handbremse ziehen
Bei den 45 Millionen Franken für die Sanierung und den Umbau des Kasernen-Hauptbaus hört die Grosszügigkeit von Cramer und seinen Mitstreitern aus der LDP, FDP und SVP aber auf. Zu teuer sei das Projekt, liest man im Minderheitsbericht der vorberatenden Bau- und Raumplanungskommission BRK. Die Kommissionsminderheit hat Conradin Cramer, also den «einzigen Politiker mit Regierungsambitionen, der sich für Kultur interessiert», zum Sprecher ernannt.
Es ist nun nicht so, dass die Minderheit der BRK gleich so weit geht wie die Minderheit in der Bildungs- und Kulturkommission, die das Bedürfnis nach einem «neuen staatlich finanzierten und orchestrierten Kultur- und Kreativzentrum» gleich generell infrage stellt. Die BRK macht sich im Gegenteil ernsthafte Gedanken, was die richtige Umgebung für einen «Ort ausserinstitutioneller Kreativität» sein sollte.
Das vorliegende Umbauprojekt bietet diese richtige Umgebung nicht. Und das nicht nur, weil es zu viel kostet, sondern weil es zu edel ist: «Die betont repräsentative Eingangssituation» biete «einen nicht passenden, überrepräsentativen Renommier-Raum», schreibt die BRK-Minderheit.
Hoch- versus Alternativkultur
Repräsentative Renommierräume sind gut für Orte institutioneller Kreativität, für die ausserinstitutionellen soll offenbar – jedenfalls finden das Basels Bürgerliche – das geflügelte Wort des Rock-’n‘-Roll-Reaktionärs Chris von Rohr gelten: «Meh Dräck». Erdbebenertüchtigung muss sein, eine Heizung und ein dichtes Dach sei den freien Kulturschaffenden gegönnt, aber ein Atrium mit «majestätisch geschwungener Treppe», das ist nun wirklich zu viel des Guten.
Es müssen ja nicht gleich Ratten sein, die durch die möglichst «sanft renovierten» Gänge flitzen. Aber erst Graffiti an den Wänden, allenfalls ein paar gebrauchte Spritzen am Boden, ein paar Dreckhäufchen und herumliegende Bierflaschen machen einen Ort wirklich zum «Ort ausserinstitutioneller Kreativität».
Kaserne soll Kaserne bleiben
Und wenn wirklich «grosszügige Öffnungen und Durchgänge» zum Rhein aus denkmalschützerischer Sicht nicht möglich sind, was man ja einsieht, dann besser gar keine, lautet die Devise. Denn das, was der Regierungsrat nun vorgebracht habe, sei «sozusagen das Gegenteil einer Kaserne», schreibt die Kommissionsminderheit.
Die Kaserne soll also als Bau und in der inneren Struktur möglichst Kaserne bleiben. Die Soldaten haben es einst auch ausgehalten in den Räumen, warum sollten es die Protagonisten «ausserinstitutioneller Kreativität» also schöner haben? Nein, das mit den Soldaten stand nicht im Bericht – aber ein solcher Satz über die Basler Kulturinstitution Kaserne wäre auch nicht weiter aufgefallen im Bericht des «einzigen Politikers mit Regierungsambitionen, der sich für Kultur interessiert».