Am 5. Juni stimmt Basel-Stadt darüber ab, ob die Regierung ein neues Verwaltungsgebäude an der Spiegelgasse bauen und dafür 20 Millionen Franken ausgeben darf. Rot-Grün und die GLP sind für den «architektonischen Leuchtturm».
Wenn die Befürworter vom geplanten Verwaltungsbau an der Spiegelgasse reden, sagen sie nicht «Amt für Umwelt und Energie», sondern sprechen von einem «Kompetenzzentrum». So wollen sie symbolisieren: Hier geht es um mehr als um ein Bürogebäude, hier wird bauökologische Geschichte geschrieben.
Nachdem die Gegner des Neubaus letzte Woche den Abstimmungskampf eröffnet haben, präsentierten jetzt auch die Befürworter von Rot-Grün und GLP im «So’up» am Fischmarkt ihre Argumente:
> Das Projekt löst zwei Probleme auf einmal. Problem eins: Momentan ist das Amt für Umwelt und Energie an der Hochbergerstrasse. Doch das Haus ist mit Asbest verseucht und muss saniert werden. Kostenpunkt: 12 Millionen Franken. Problem 2: Auch das Gebäude, das jetzt noch am geplanten Standort Spiegelgasse steht, ist eine «Bruchbude» und muss abgerissen werden. Das kostet mehrere Millionen Franken. Lösung: Wenn das Amt für Umwelt an den Fischmarkt zügelt, wird das Haus an der Hochbergerstrasse frei für Wohnraum. SP-Präsidentin Brigitte Hollinger: «Das ist eine Win-win-Situation.»
> Das Haus kommt günstiger, als die Gegner behaupten. FDP und SVP rechnen mit jährlichen Mietkosten von 500 Franken pro Quadratmeter und kritisieren, das liege über dem Marktwert. «Doch das ist Trickserei, um das Projekt zu bodigen», sagt der grüne Grossrat Thomas Grossenbacher. Wenn man richtig rechne, betrage die jährliche Miete «nur» 340 Franken pro Quadratmeter. Das sei vergleichbar mit anderen Bürogebäuden, beispielsweise dem Meret Oppenheim Hochhaus. Dort kosten die Mieten zwischen 380 und 490 Franken pro Quadratmeter. «Ohne Solarfassade, notabene», so Grossenbacher.
> Die Solarfassade liefert den ganzen Tag Gratisstrom. Das neue Haus erhält eine Fassade mit Solarzellen. Diese speichern so viel Sonnenenergie, wie das ganze Gebäude verbraucht, schrieb der Regierungsrat in der Botschaft an den Grossen Rat. Die Gegner argumentieren zwar, dafür habe es an der Spiegelgasse zu viel Schatten, «doch das stimmt nicht», sagt Aeneas Wanner, GLP-Grossrat und Geschäftsleiter des Unternehmens Energie Zukunft Schweiz. «Die Solarfassade liefert von morgens bis abends Strom – und dann erst noch gratis.» Ausserdem werde das Gerüst aus Holz gebaut, «so entsteht viel weniger CO2 als bei Beton- oder Zementbauten».
> Kunden sind schneller an der Spiegelgasse. Heute müssen die Kunden des Amts für Umwelt das Auto nehmen oder einen langen Fussmarsch von der 8er-Tramhaltestelle Kleinhüningen auf sich nehmen. «Das ist schlechter Service public», sagt SP-Grossrat Jörg Vitelli. Das AUE habe viel Publikumsverkehr, etwa Planer, Architekten oder Hausbesitzer. Ein Standort in der Innenstadt sei deshalb viel besser. «Man kann in fast jedes Tram und fast jeden Bus steigen und am Fischmarkt aussteigen oder das Auto im Storchenparking abstellen.»
> Kleinhüningen wäre froh um weniger Verkehr. Jährlich fahren 4000 Kundinnen und Kunden ins Amt für Umwelt und Energie an die Hochbergerstrasse. Doch Kleinhüningen ist ohnehin eines der am stärksten befahrenen Quartiere. Es liegt am Hafen, Grenzgänger und Stücki-Kunden fahren durch, darunter leiden die Einwohnerinnen und Einwohner. BastA!-Co-Präsidentin Heidi Mück findet es deshalb zynisch, wenn die Gegner argumentieren, der Standort sei per Auto gut erreichbar und deshalb ideal. «Man könnte meinen, Kleinhüningen sei ein Kundenparkplatz und kein Wohnquartier.»
Der Neubau des Amts für Umwelt und Energie kostet 20 Millionen Franken (4 Millionen Franken davon für Landerwerb). Davon abgezogen werden müssen laut Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt 600’000 Franken für archäologische Bodenforschung, die der Kanton auch bei privaten Investoren übernimmt. Ausserdem dürfe man 1,2 Millionen Franken für «Energiemassnahmen mit Pilotcharakter» sowie 1 Million für Umzugskosten abziehen. Aus den verbliebenen 17,2 Millionen Franken lassen sich die ungefähren Mietkosten ausrechnen, die man auf dem freien Markt verlangen könnte. Dafür nimmt man – je nach erwarteter Rendite – 3 bis 5 Prozent der Investitionskosten, was insgesamt 516’000 bis 860’000 Franken jährlich für das ganze Gebäude ergibt. Im neuen Gebäude können 1600 Quadratmeter vermietet werden. Teilt man den Betrag von 516’000 bis 860’000 Franken durch diese Fläche, erhält man einen ungefähren jährlichen Mietpreis zwischen 323 und 538 Franken pro Quadratmeter.