Wo Roger Ehrler ist, wird in der Region Basel Spitzen-Rollhockey möglich. Doch so engagiert Ehrler etwas aufbaut, so schnell zieht er sein Engagement manchmal auch wieder zurück. Jetzt tritt er als Präsident des von ihm gegründeten RHC Basel zurück – nur Tage nachdem der Club mit namhaften Transfers auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Mit einem etwas komplizierten, in einer mehrseitigen «wichtigen Mitteilung» versteckten Satz kündigt RHC-Basel-Präsident Roger Ehrler seinen Rücktritt an: «Um ein Hindernis, verursacht durch eine Personalie, für den Erfolg eventueller zukünftiger Verhandlungen zu beseitigen und einen Verbleib in der Halle nicht zusätzlich zu gefährden, trete ich mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Präsident zurück», schreibt er auf der Webseite des Vereins.
Konkret geht es darum, dass Ehrler beziehungsweise der RHC Basel den Vertrag mit der Hallengenossenschaft Rollschuh-Sport Basel dieses Frühjahr per 1. Januar gekündigt hat. Offenbar hat der RHC Basel in der Zwischenzeit keine Alternative gefunden und möchte gerne in der Halle bleiben – allerdings zu besseren Bedingungen.
Bisher konnte der RHC Basel die Halle nur einmal abends und sonst über Mittag benutzen. An den anderen Abenden war sie durch den Rollkunstlauf des RS Basel und den Rollsportverein Saint-Louis belegt. Vor allem auf diese Zeiten hatte Ehrler spekuliert. «Am Anfang des Mietvertrages mit der Genossenschaft im Mai/Juni 2013 wurde uns gesagt (wir behaupten versprochen), dass Abendstunden, die wir schon damals dringend benötigten, frei würden und dies zum 1. Januar 2014», schreibt er.
Als ehemaliger Gönner nichts mehr zu sagen
Peter Mohler, Präsident der Rollschuhhallen-Genossenschaft, widerspricht: «Ein solches Versprechen haben wir nie gemacht, und wir kündigen keine seit Jahren bestehenden Verträge». Er habe lediglich zugesichert, dass der RHC Basel der erste wäre, der frei werdende Hallenzeiten erhalten würde. Weil sich der Neubau einer Halle in Saint-Louis verzögert hat, könnte das aber noch eine Weile dauern.
Mit Roger Ehrler habe er nie persönlichen Kontakt gehabt, sagt Mohler, nur mit dem früheren Mannschaftskapitän und Quasi-Geschäftsführer Andreas Paczia. Somit ändere sich durch den Rücktritt von Roger Ehrler nichts an der Faktenlage. Brisant und für Ehrler besonders ärgerlich: Er, der in seiner Jugend selbst beim RS Basel Rollhockey spielte, hat die vor 20 Jahren erstellte Halle massgeblich mitfinanziert.
Danach kam es zu Querelen zwischen Ehrler und der Hallengenossenschaft. Aber nicht wegen des Rollhockeys, sondern wegen Ehrlers Rollkunstlaufsport betreibenden Schwestern. Danach behauptete Ehrler lange Zeit, er werde nie mehr in die Rollsporthalle Morgartenring zurückkehren.
Stattdessen engagierte sich Ehrler auf der anderen Seite der Grenze beim RSV Weil, den er viele Jahre lang als Sponsor unterstützte. Mit dem RSV feierte Ehrler nach mehreren Titeln in Deutschland 2009 in der Schweiz das Double, nachdem die Weiler in die Schweizer Liga integriert worden waren.
Das abrupte Aus in Friedlingen
Vor vier Jahren jedoch verkrachten sich Ehrler und die Führung des RSV. Ehrler gründete kurzerhand einen neuen Verein, den RHC Friedlingen, mit dem er 2012 Schweizer Meister wurde. Doch gleich nach der Titelfeier löste Ehrler den RHC Friedlingen kurzerhand auf: Er hätte gerne auch im Europacup für Furore gesorgt, doch wurde Friedlingen die Teilnahme am internationalen Wettbewerb untersagt.
Den RHC Basel wiederum hatte Ehrler vor drei Jahren zunächst als zweite Mannschaft des RHC Friedlingen gegründet. Nach dessen Auflösung übernahm der RHC Basel praktisch alle Spitzenspieler des RHC Friedlingen.
In der Folge gelang den Baslern der sofortige Aufstieg in die Nationalliga A. Doch danach schied der RHC Basel in der vergangenen Saison trotz hochkarätigem Kader im Cup und in der Meisterschaft frühzeitig aus. Einige der fast ausnahmslos ausländischen Spieler mussten darauf gehen oder verliessen wie Captain Andi Paczia den Club freiwillig.
Frisch verpflichtete Altstars
Auf die neue Saison hin hat Roger Ehrler kürzlich die drei portugiesischen Ex-Internationalen Carlos Guillaumes, Rui Ribeiro und Goalie Carlos Silva verpflichtet. In einem Interview mit dem portugiesischen Rollhockey-Portal HóqueiPT.com äussert sich Silva (32) über seinen neuen Verein: «Es ist vielleicht ein eher unbekannter Club mit nur wenigen Zuschauern, aber er will wachsen. Das Ziel ist Meister zu werden. Das ist das Ziel, das uns der Präsident nannte. Es ist ein ambitioniertes Projekt mit einem Plan dahinter, es ist nicht nur eine Person mit Geld.» Damals konnte Silva ja noch nicht wissen, dass der Verein vielleicht schon bald ohne Präsidenten und ohne Halle dastehen würde.
In Portugal, wo Rollhockey äusserst populär ist, hat der Wechsel für grosses Aufsehen gesorgt, belegte doch die Schweiz an der kürzlichen EM nur den letzten Platz. Sportliche Gründe dürfte die Portugiesen deshalb kaum in die Schweiz gelockt haben. Das gibt auch Silva unumwunden zu.
Über den finanziellen Aspekten der Transfers äussert sich Ehrler wie folgt: «Es gibt keinen mir bekannten Transfermarkt im Rollhockey, in dem Gelder fliessen, und Spieler kann man auch nicht kaufen. Es sind Sportler, die für einen Vereinswechsel kein Geld erhalten – auch der Verein nicht, der den entsprechenden Spieler verliert.»
Vielleicht hat ja auch ein gut bezahlte Stelle gereicht, um die Spieler am Ende ihrer Karriere aus dem krisengeschüttelten Portugal nach Basel zu locken.
Nachfolger braucht keine Fachkenntnisse
Auch nach seinem Rücktritt von sämtlichen Ämtern verspricht Ehrler, den Verein weiterhin finanziell zu unterstützen. Bleibt offen, wer unter dem «Constantin des Rollhockeys» neuer RHC-Präsident wird.
Interessenten können sich beim Verein melden. «Es muss nicht zwingendermassen eine Person mit Fachkenntnissen in unserer Sportart sein – keine Vorbelastung und daher entsprechende Neutralität könnten ein Vorteil sein», schreibt Ehrler auf der RHC-Homepage.