Wie man in Weil am Rhein gegen den Laubholzbockkäfer vorgeht.
Pflanzenkontrolleure fürchten diesen Schädling wie die Pest. Wahllos bringt der Laubholzbockkäfer gesunde Laubbäume innert weniger Jahre zum Absterben. Neben seiner Gefrässigkeit hat er zum Glück eine weitere Schwäche: Er ist faul. Diese Achillesferse machen sich die Weiler Kontrolleure zunutze.
Die Larven und Käfer reisen bequem im Verpackungsholz von Steinlieferungen aus China, die im Weiler Rheinhafen entladen werden. Kaum angekommen, türmen die Käfer und nutzen die erstbeste Gelegenheit, um sich am Ausladeort auf einem leckeren Laubbaum niederzulassen – eine Delikatesse für die Tierchen.
Roden und schreddern
Im vergangenen Jahr taten sich die Laubholzbockkäfer an einem Ahorn und einer Platane im Hafen gütlich. Als die Nagerei aufflog, war die Aufregung gross. Alle Laubbäume und Büsche im Umkreis von 100 Metern wurden gerodet und geschreddert. Auch in Basel stiegen Kontrolleure in die Bäume – bereit, das Schlimmste abzuwenden.
In Weil werden die Steinlieferungen aus China inzwischen noch strenger kontrolliert. Und auch für den Fall, dass sich doch noch ein paar Käfer aus dem Staub machen, wurde eine Strategie entwickelt. Da der Käfer gross und ausgesprochen flugfaul ist, lässt er sich gewöhnlich einfach auf dem nächstbesten Baum nieder und fängt mit dem Fressen an.
Hier setzt der deutsche Pragmatismus an: Sieben Spitzahorne stehen seit Kurzem verlockend in der Nähe der Steinpaletten im Hafen. Diese Bäume haben die Schmarotzer besonders gern.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 14.06.13