Lady Bar, Kuppel oder Parterre: Im Frühjahr machen zahlreiche Konzertlokale dicht – manche nur vorübergehend. Dennoch tut sich im Basler Veranstaltungsangebot eine Lücke auf. Diese wird unter anderem durch Konzerte im Hafen geschlossen.
Wo lange die Bässe rumorten, rattern im Mai dieses Jahres die Presslufthämmer. Gleich in mehreren Club Locations der Stadt Basel gehen die Bauarbeiter zu Werk: Zwischen Zolli und Heuwaage wird nach einem runden Vierteljahrhundert die alte Kuppel abgerissen und einem Neubau weichen. Ebenfalls dicht macht – zumindest vorübergehend – der Annexbau namens Garage. Tagsüber Baustelle, herrscht hier abends Funkstille. Die Musik, sie spielt allerfrühestens 2017 wieder im Nachtigallenwäldeli.
Diese Pause hat auch zur Folge, dass ein kleines Konzertvakuum entsteht. Die Kuppel mit ihrer Kapazität für 400 Besucher war für nationale und regionale Musikerinnen und Bands eine wichtige Anlaufstelle. Sie möchte es bei der Neueröffnung auch weiter bleiben, wie Simon Lutz im Gespräch mit der TagesWoche betont hat: «Mit dem Neubau und der verbesserten Infrastruktur wird die Kuppel attraktiver für grössere Konzerte», sagt er, mit Verweis auf Bands wie ZüriWest, die das Providurium jeweils beinahe gesprengt hatten. Mit einem maximalen Fassungsvermögen von rund 700 Personen wird die Kuppel künftig den Kasernen-Rossstall ergänzen.
Das Parterre baut aus und erhält eine Galerie
Die Kapazität erhöhen will man auch im Parterre. Bekannt als die Singer-Songwriter-Bühne Basels, wird das Parterre ab Mitte April wegen Umbaus geschlossen. Ziel sei es, die drei Betriebe – Restaurant, Konzertlokal und Bar (EG Lounge) – näher zusammenzurücken, sagt Robert Vilim, der gemeinsam mit Andrea Samborski fürs Kulturprogramm zuständig ist.
Der Konzertraum wird ausgehöhlt und vergrössert. Künftig sollen 250 Menschen Platz haben (bisher: 150). Die Kapazitätserhöhung hat mit einer räumlichen Öffnung zu tun: Im Parterre wird die Clubdecke aufgebrochen und eine Galerie mit Bar – wie man es in Basel etwa bereits vom Atlantis her kennt – eingebaut. Im Wissen, dass man damit auch in den Sound des Lokals eingreift, zieht man seitens Parterre einen Akustiker hinzu. Man wolle auf jeden Fall weiterhin eine Bühne für Konzerte bieten, betont Vilim. Die Anzahl Veranstaltungen soll zudem ausgebaut werden. Und nebst den bekannten Stärken im Folk- und Popbereich ist auch ein permanenter Bar- und Loungebetrieb angedacht.
Die Zusammenarbeit erfolgt mit dem Architektenduo Focketyn Del Rio, das auch den Kasernenkopfbau neu gestalten wird. Mitte November wird das Parterre wieder eröffnet werden.
Die Lady Bar macht endgültig dicht
Mit Kuppel und Parterre fallen temporär zwei Konzertbühnen aus. Ganz verschwinden wird im April zudem auch die Lady Bar, die in den letzten vier Jahren als Party- und Konzertlokal zwischengenutzt wurde.
Fragt sich, wie sich diese Lücken bemerkbar machen werden, zumal sich mit dem Sud schon seit Längerem ein Konzertsaal von Live-Gigs verabschiedet hat und primär auf Partys setzt. Nur noch selten ist hier eine Band zu hören. Gleiches lässt sich vom Volkshaus sagen, das in erster Linie für Jazzkonzerte genutzt wird. Das Sommercasino ist im Moment sogar ganz geschlossen. All diese Faktoren könnten dafür sprechen, dass die Kaserne mehr Zulauf erhalten wird. Und dass ein Teil der Konzertfans auch vermehrt auf Reisen gehen wird.
Auf der anderen Seite ist eine weitere Zunahme an Mikrokonzerten festzustellen (darüber haben wir bereits 2013 ausführlich berichtet). Seither sind mit dem Club im Jazzcampus, dem Flore und dem Milchhüsli neue kleine Bühnen zu den bestehenden wie dem Sääli im Goldenen Fass hinzugekommen. Die Nische lebt also.
Mehr Livemusik im Hafen
Und sie bewegt sich: zum Beispiel Richtung Hafen. Dort wird der Nordstern im Juni die Nightclubber hinlocken. Auch an der Uferstrasse dürfte in diesem Sommer noch mehr Leben Einzug halten, nun, da die Scope ihr Zelt nicht mehr auf dem grossen Platz aufschlagen wird und mehr Raum bleibt für die Zwischennutzer. Zwar verabschiedet sich im April La Tour Vagabonde als Gastspielort. Doch der Rote Korsar, der ehemalige «Münster»-Pavillon, bleibt. Im Frühjahr wird dieser geschlossene Raum primär für Ausstellungen genutzt, später aber möchte man ihn auch für kleine Konzerte nutzen, sagt Katja Reichenstein von Shift Mode auf Anfrage. Sie betont aber auch, dass das Lokal sicher nicht als Clubersatz dienen soll.
«Wir möchten es weiterhin gemütlich haben im Hafen und nicht überlaufen werden», sagt sie. Und weist darauf hin, dass durch die neuen Platzverhältnisse Raum für kleine Freiluftkonzerte geschaffen werde, von denen sowohl die Sommerresidenz als auch Shift Mode mit seinem Pavillon Gebrauch machen wollen. «Wir haben ein Kontingent für zehn Open-Air-Konzerte, das möchten wir ausschöpfen», sagt Reichenstein. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Bühne bei der Marina.
Und wenn alles klappt (und die Einsprachen abgewiesen werden), dann dürfte 2017 auf dem Holzpark Klybeck eine weitere Bühne entstehen. Eine der geplanten Kulturhallen soll schallisoliert werden und sich damit als Konzertsaal, als Indoor-Lokal eignen.
Das aber ist noch Zukunftsmusik.
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20 Jahre BScene – am 4. und 5. März pilgern wieder Tausende Konzert- und Partygänger durch die Basler Nacht: Das nehmen wir zum Anlass für eine Neubetrachtung der Clubszene. Weitere Artikel:
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