Schicksalstag in Frankreich: Wer seinen Crêpe heute fallen lässt, dem steht ein düsteres Jahr bevor. Tradition oblige.
Basler, die heute Freunde im Elsass besuchen sollten schon mal ihre Handgelenke lockern. Denn heute entscheidet ein schwungvoller Wurf aus dem Gelenk heraus über den Verlauf des Jahres.
Der 2. Februar ist nämlich ein wichtiger Tag für Frankreich. Es ist «la chandeleur» oder auch «jour des crêpes»: traditionell werden heute Crêpes gegessen. Denn heute lässt sich aus einem einzigen Crêpe-Wurf das Schicksal ablesen, das einen das Jahr über ereilen wird. Sollte Ihnen Ihr Elsässer Kollege morgen etwas geknickt erscheinen, ist ihm womöglich sein Crêpe aus der Pfanne gerutscht.
Der Tradition nach muss man in der linken Faust ein Goldstück (oder mangels Gold wenigstens eine gewöhnliche Münze) haben, während man mit der rechten Hand die Crêpe-Pfanne hält und schwungvoll und gekonnt deren Inhalt in der Luft wendet. Für Linkshänder gilt das Ganze anders herum. Landet der Crêpe anschliessend vorschriftsmässig gedreht in der Pfanne, steht ein glückliches und geldsorgenfreies Jahr bevor. Wenn es daneben geht sieht es düster aus für 2014.
Der Ursprung liegt in heidnischen Festen, die sich die christliche Kirche wie so oft zu eigen gemacht hat. Das Brauchtum überlebte lange im bereits christianisierten Frankreich unter dem Namen «festa candelarum», Fest der Kerzen (franz. «chandelles»), die man um Mitternacht zum Zeichen der Reinigung anzündete.
Papst Gelasius I. beschloss im 5. Jahrhundert die heidnischen Bräuche christlich umzudeuten. Seitdem feiert man am 2. Februar die Einführung Jesu in den Tempel und Mariä Reinigung 40 Tage nach der Geburt. Traditionell lassen die Franzosen seitdem eine Kerze in der Kirche segnen und zünden mit dieser alle im Haus befindlichen Kerzen an. Das soll den Segen im Haus verbreiten und daran erinnern, dass Jesus das Licht der Welt ist.
Die Rückkehr des Lichts
Was die Crêpes dabei machen? Sie symbolisieren ebenfalls die Rückkehr des Lichts nach den langen Winternächten. Denn sie erinnern in Form und Farbe an die Licht spendende Sonne, die sich wieder länger zeigt.