Mistwetter!, werden andere sagen. Oder sogar noch schlimmere Wörter verwenden. Wir dagegen meinen: Das war der perfekte Start für die Herbstmesse.
Der Anfang, wunderbar, wie immer. Mit dem Mässglöggli auf dem Martinsplatz, dem wahrscheinlich bewegendsten Nullereignis im Jahreslauf der Stadt, wenn nicht sogar des ganzen Landes. Unten auf dem Platz stehen dutzende, ja hunderte verzückte Menschen, junge, alte und ganz alte, und sie alle schauen gebannt nach oben, zum Kirchenturm, wo der Glöckner einen Handschuh zum Fenster hinausstreckt. Der Rest ist Tröten und Bimmeln.
Tatsächlich – Tröten!
Das Volk unten ist verzückt.
Und schliesslich ertönen sogar die Kirchenglocken. Ein Wunder!
Guy Morins Gedichtli
Sehr speziell auch, was sich zuvor schon auf dem Platze zugetragen haben soll. Regierungspräsident Guy Morin referierte über die Messe, ihre historischen Wurzeln und religiösen Hintergründe.
Eine zweifellos sehr lehrreiche Rede, die wir aber leider verpasst haben. Eine sechsjährige Augen- und Ohrenzeugin versicherte uns aber glaubhaft, der Teil über die Sabine und den heiligen Martin sei etwas lang gewesen, dafür habe der Mann (also der gute Guy, nicht der heilige Martin) zum Schluss ein sehr schönes Gedichtli aufgesagt: «S isch Mäss, s isch Mäss, bimmeli-bimm.» (Oder so). Sehr speziell, wenn auch nicht unbedingt ein Wunder in Zeiten des Wahlkampfes. Da lassen sich Politiker noch ganz anderes einfallen, als Kindervärsli aufzusagen. (Singen, Witze erzählen, Märli über Basel erfinden, «die gefährlichste Stadt der Welt».)
Das nächste wahre Wunder gibt es dafür auf dem Münsterplatz. Dort gelangt man mir nichts, dir nichts in der ersten Gratis-Viertelstunde aufs Riesenrad, ohne abgedrängt, bedroht oder sogar verprügelt zu werden. Wann hat es das in dieser Rappenspalterei-Republik je schon gegeben? Wahrscheinlich noch nie. Wahrscheinlich war ja auch das Wetter noch nie schlechter. Schon bald geht der Regen in Schnee über. S isch Mäss, s isch Mäss, rieseli-riesel.
Über der kleinen Stadt
Wir sind begeistert, geniessen den Blick von ganz, ganz oben und merken, wie klein die Stadt eigentlich ist. Für einen Auswärtigen mag das eine banale Feststellung geben. Für einen Basler ist es schon fast eine bahnbrechende Erkenntnis. Denn was gibt es schöneres, als Basel, als d Mäss?
Weiter zum Büchsenschiessen. Die Kinder wollen zwar nicht wirklich, weil sie dafür schon zu alt seien, wie sie sagen. Mir egal. Mäss ist Tradition und da gehört Büchsenwerfen ganz einfach dazu. Ebenso egal ist mir, dass die Kinder fast alle Bälle daneben werfen. Wenn mich meine Erinnerung nicht sehr täuscht, sind auch diese Fehlschüsse Tradition. Früher gabs danach einfach noch Tränen und Vorwürfe, heute nur noch Vorwürfe.
Einfach wunderbar, diese Messe!
Vor allem heute, wenn man selbst auf dem nächstem Klassiker, dem Kettenkarusell, rasch und gewaltlos zu einem freien Platz kommt.
Und das beste ist: Nach dieser kleinen Tour mit dem Karussell sind alle so durchgefroren, dass wir uns bereits nach knapp einer Stunde wieder auf den Heimweg machen können. Ohne Proteste.
So sind wir am ersten Messetag richtig günstig weggekommen. Das nächste Wunder. Das grösste wohl.
PS: Sparsame Männer, aufgepasst! Die Erfahrung zeigt, dass Frauen und Töchter gerne vorgeben, sie würden gerne nach Hause gehen, weil sie angeblich so extrem kalt hätten, dann aber bald einmal in einem Laden verschwinden, um sich aufzuwärmen – angeblich. Und schon ist dieser Messeauftakt fast noch teurer als alle bisherigen. Und, doppelt aufgepasst: Morgen droht die gleiche Gefahr – trotz Sonntag. Denn es ist kalt, bitterkalt und Sonntagsverkauf. Eine fatale Mischung.