Magnolia: Einmal um die Welt und wieder zurück

Pascal Mangold und Boris Kraft haben mit ihrer Firma Magnolia International magere Jahre erlebt. Nach dem internationalen Durchbruch reüssieren sie jetzt auch auf dem Heimmarkt.

Haben die mageren Jahre hinter sich: Boris Kraft (links) und Pascal Mangold. (Bild: Basile Bornand)

Pascal Mangold und Boris Kraft haben mit ihrer Firma Magnolia International magere Jahre erlebt. Nach dem internationalen Durchbruch reüssieren sie jetzt auch auf dem Heimmarkt.

Sony Playstation, die U.S. Navy, der Airbus-Hersteller EADS, der spanische Staat, die arabischen TV-Sender MBC und Al-Arabiya – sie alle bestücken ihre Websites mit dem Content Management System (CMS) Magnolia. Mit Migros und dem Tessiner Fernsehen RSI finden sich durchaus auch klangvolle Schweizer Namen auf der 150 Firmen zählenden Kundenliste von Magnolia International. Den Durchbruch aber schafften Pascal Mangold und Boris Kraft auf dem internationalen Parkett, bevor sie auf dem Heimmarkt reüssierten.

Ganz wichtig dabei war der EuroAirport. «Ohne EasyJet hätten wir keine europäischen Kunden», bringt es Mangold auf den Punkt. Heute hat die Basler Firma mit Hauptsitz in der St.-Johanns-Vorstadt Niederlassungen in Miami, Madrid und im tschechischen Kroměříž, die Wachstumszahlen liegen bei über 30 Prozent jährlich – sowohl bei den Umsätzen wie auch beim Personal: 40 Leute mit 20 Nationalitäten, so der aktuelle Stand.

Harzige Zeiten

Die Ursprünge von Magnolia gehen zurück bis 1997. Damals waren Kraft und Mangold mit ihrer Bude als Webdienstleister unterwegs. Dieses Daseins und der Abhängigkeit von der Konjunktur im Heimmarkt überdrüssig, schickten sich die beiden an, «etwas Eigenes zu machen». Ende 2003 wurde die erste Version von Magnolia veröffentlicht. Es folgten magere Jahre. «Der Start war harzig, wir mussten Personal entlassen, zwischenzeitlich waren wir nur noch zu viert», erinnert sich Kraft.

Dann stellte die Firma auf das duale Modell um: Für Privatanwender ist ihr CMS nach wie vor als kostenlose Open Source Software verfügbar, für Enterprise-Kunden gibt es diverse Subskriptionsmodelle. Der Schritt erwies sich als goldrichtig. 2006 wurde die Firma in Magnolia International umbenannt. Seither klingelt die Kasse. Heute kann sich die Firma ihre Kunden aussuchen. Den Fokus legt sie dabei auf renommierte Unternehmen mit höchsten Ansprüchen.

«Es gab Zeiten, wo wir froh gewesen wären um einen Investor», erinnert sich Mangold. Aber da kam natürlich keiner. Rückblickend sind die beiden ganz froh darum. Zwar brauchte es einen starken Glauben und noch mehr Geduld, um dahin zu kommen, wo Magnolia heute steht. Aber ein Investor will immer auch mitreden, und wer weiss, wie es dann gekommen wäre. Jetzt, wo der Erfolg da ist, will jede Woche einer ein paar Millionen in Basel lassen. Kraft und Mangold lehnen jeweils dankend ab: «Wir haben genügend eigene Mittel, um die Entwicklung zu finanzieren.»

Das Ziel: Die Welt verändern

Das schnelle Geld stand für die beiden ohnehin nie im Vordergrund. Ihr Ziel war es von Anfang an, die Welt zu verändern. «Wir wollten ein Produkt schaffen, das besser ist, als das, was wir bisher gesehen hatten», erklärt Kraft. Dass es gelungen sei, habe viel mit Nachhaltigkeit zu tun, dem Willen, «eine Sache richtig zu machen». Und mit der Mentalität der Leute, die bei Magnolia arbeiten.

«Im Dreiländereck wissen die Leute, dass Grenzen etwas Künstliches sind», erklärt Mangold. Ausserdem sei es bei ihrem Portfolio ein Wettbewerbsvorteil, Leute aus Deutschland und Frankreich zu haben. Nicht zuletzt sind die Leute treuer als in Zürich, wo sich Player wie Google um die besten Kräfte reissen. «Fluktuation kennen wir praktisch nicht», sagt Mangold. Was sicher auch damit zu tun hat, dass die Chefs, beide Väter, Verständnis für familiäre Unpässlichkeiten ihrer Mitarbeiter haben. Und damit, dass es auf der spektakulären Terrasse über dem Rhein regelmässig Barbecue zu Mittag gibt.

Mangold lässt den Blick von Hüningen über Weil nach Basel schweifen: «Klar sind hier die Löhne doppelt so hoch wie in Berlin», sagt Mangold. «Aber was Steuern und Bürokratie angeht, leben wir im Paradies.» Nachdem sie mit Magnolia die Welt erobert haben, sind Mangold und Kraft jetzt endlich auch in Basel angekommen. Soeben haben sie den Auftrag bekommen, alle Websites des Kantons Basel-Stadt mit Magnolia zu bestücken. Mangold: «Es fühlt sich an, als käme man nach einer langen Reise nach Hause.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.08.12

Nächster Artikel