Niklaus Niederhauser ist kein Mann der lauten Töne. Der Lausner, der das Baselbieter Bier aus dem Boden gestampft hat, lässt lieber Taten sprechen – und Bier. Bier von hier. Das erklärt seinen Erfolg. Gerade hat er nämlich eine Vereinbarung mit Coop getroffen: Ab Mai gibt es das Baselbieter Bier in 13 Filialen in der Region. In über 20 Verkaufsstellen steht sein Helles bereits in den Regalen, respektive den Kühltheken zahlreicher Restaurants.
Vorbei die Zeiten, in denen ihm Etikettenschwindel angelastet wurde. Denn seit Niederhauser – respektive Braumeister Alexander Stohler, ein waschechter Baselbieter – in Ziefen produziert und nicht mehr im aargauischen Wettingen, hat sich Ansehen und Beliebtheit des Bieres deutlich verbessert. 6000 Liter braut Stohler heute pro Monat, möglich wäre eine Verdoppelung der Kapazitäten.
«Wir wurden vom Erfolg überrascht», erklärt Niederhauser an der Eröffnung seines Biergartens im Hof der Brauerei und ergänzt, dass das ganze Projekt eigentlich nie so gross hätte werden sollen. Doch heute ist es gross und weiterhin im Begriff zu wachsen. «Es raucht an allen Enden», sagt Niklaus Niederhauser und meint mit Rauch Entwicklung, und zwar positive. Nur wichtig sei jetzt, langsam und organisch zu wachsen, nichts zu überstürzen.
Darum lässt er sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als die Schlange vor der Theke lang und länger wird. Keinem wird das Bier ausgehändigt, ohne einen kleinen Schwatz zu halten. Viel zu gross ist ohnehin das Interesse an seiner Person, der Brauerei, den Plänen für die Zukunft. Doch der Jungunternehmer lässt sich nicht in die Karten blicken.
Hätte er für gestern allerdings kein Kontingent als unverkäuflich deklariert, das Lager wäre wohl restlos ausgeschossen. Warum das so ist, erklärt Fabian Hasler, 29. Der Bubendörfer setzt seit Jahren aufs Baselbieter Bier. Seit er den ersten Schluck getrunken habe, komme ihm kein Feldschlösschen mehr ins Glas. Hasler trank schon Baselbieter Bier, als Niederhauser noch im Keller der Eltern in Lausen ausschenkte – gegen eine Spende, weil er keinen Alkohol verkaufen durfte.
Bier für Lokalpatrioten
Hasler ist nicht von der Theke wegzukriegen, auch wenn nach der zweiten Stange Sense ist: der Heimweg per Roller. Und er kommt nicht aus dem Schwärmen heraus. Dem Schwärmen von diesem neuen Bier. «Fantastisch», frohlockt nicht nur Hasler. 1000 Liter gibt es davon bloss, und nur 100 hat Niederhauser für den gestrigen Tag des Schweizer Bieres freigegeben. Sein Name: «Banntagsbier».
Es war eine Weltpremiere, als Niederhauser am späten Nachmittag das erste Banntagsbier zapfte, ein dunkles, würziges Bräu mit Dinkel, weil Dinkel einst in grossen Mengen angebaut wurde im Baselbiet. Sechs Gemeinden haben sich das Bier für ihren Banntag reserviert. Genau das soll es nämlich sein: ein saisonales Spezialbier.
Doch nun hat Niederhauser ein Problem. Ein Problem luxuriöser Natur. Das Banntagsbier schmeckt. Es schmeckt den Feierabendbesuchern, den Biergärtnern und Aktionären, den Trinkern und Gügelern so gut, dass die 1000 Liter ausverkauft sein könnten, noch bevor der erste Banntagsschütze den Abzug drückt.
«Aber da gibt’s nichts: Spezialbier bleibt Spezialbier, und das bleibt auf den Banntag beschränkt», verkündet Niederhauser. Da nützen alle Überredungsversuche nichts. Dafür kündigt er ein Winterbier an, auch der Name stehe schon fest, «doch der bleibt noch geheim.» Und wenn das Banntagsbier auch am Banntag so gut ankommt wie zur Biergarten-Eröffnung, verspricht er eine Erhöhung der Produktion für den Dorfumgang 2016.
Jeden zweiten Freitag hat der Biergarten nun geöffnet, den Grill bedient man selbst. Das geht einher mit dem Rampenverkauf, der bereits zu einer Ziefner Institution wurde. Doch bei aller Professionalität, trotz Brauerei-Emblem auf der Brust, Wertkarte und einer stolzen Auswahl an Merchandising-Artikeln: Die Kasse an der Theke ist ein Bierglas, die Baselbieter Tulpe, wie sie es nennen. Doch genau so will es das Team um Niklaus Niederhauser. Und der Erfolg gibt ihnen recht.
Bierbrauen boomt – Konsum stagniert
Brauten im Jahr 2000 lediglich 90 Brauereien in der Schweiz, sind es heute 483. Dennoch stammen rund 97 Prozent der Gesamtproduktion von lediglich 15 Betrieben.
Knapp 60 Liter Bier kippt der Schweizer pro Jahr im Durchschnitt. Zum Vergleich: 1990 waren es noch über 70 Liter. Seit Jahren stagniert der Konsum – trotz steigender Bevölkerungszahlen. Führend in der Konsumstatistik in Europa ist übrigens Tschechien mit 144 Litern pro Kopf und Jahr, in Deutschland (Platz 2) sind es 107 Liter.
Während die Schweizer Inlandproduktion in den vergangenen 25 Jahren von rund 4 Millionen Hektolitern auf etwa 3,4 schrumpfte, verdoppelte sich der Bierimport auf über 1,2 Millionen Hektoliter jährlich. Rund 60’000 Hektoliter werden exportiert.
Nach der Schliessung der Ziegelhof Brauerei in Liestal war im Baselland ein Bier-Vakuum entstanden. Seither bemühen sich einige Klein- und Kleinstbrauereien, dieses zu schliessen, allen voran natürlich das Baselbieter Bier. Zweiter «Grosser» im Bunde sollte das Farnsburger Bier werden, gebraut wird dieses nach langem Hickhack noch immer nicht. Ein sehr erfolgreiches Bier, das ArliBrau, kommt aus Arlesheim.