Ein jeder hat so seine Monster, furchtbare Gestalten, von denen schreckliche Gefahr droht. Manche lauern unter dem Bett, in Schränken, sie kommen ganz langsam hervor, wenn es dunkel wird.
Kinder wissen sehr gut darum, aber auch Erwachsene. Ihre Monster tragen nur andere Namen. Wenn sie die Augen schliessen, in den Momenten vor dem Einschlafen, kommen sie aus den Schränken und unter den Betten der Gedanken hervorgekrochen: die Angst vor der Arbeitslosigkeit, vor der Krankheit, vor dem Alleinsein. Die Angst vor der Globalisierung, vor der Umweltverschmutzung, vor der Weltwirtschaftskrise. Die Angst vor der Angst.
Wenn diese Ängste sich nur auf die schmale Grauzone zwischen Schlafen und Wachen beschränken, nicht die Tage, aber vielleicht die Träume vergiften, dann könnte man sich das Buch «Papertoy Monsters» aufs Nachttischchen legen. Statt zu grübeln, kann man eine der unfreundlichen, aber charaktervollen Gestalten heraustrennen. Mit wenigen Faltungen und etwas Kleber sind jene, die uns quälen, in 3-D und mehr oder weniger lebensecht aus Papier visualisiert.
Fünfzig verschiedene sind im Angebot, und einige davon durchaus realistisch. Das Lehrermonster von Seite 185 oder Heidi aus Deutschland von Seite 139, die in die Schweiz kam, um hier zu arbeiten. Zehn Blanko-Monster stehen jenen zur Verfügung, die im Buch nicht fündig wurden.
Was man nun mit den fertiggestellten Gestalten anstellt, bleibt jedem selber überlassen. Man kann das Gespräch suchen, sehr vernünftig. Man kann sie plattwalzen, mit nur einem beherzten Schritt. Oder man zündet die Dinger an. Dann sollte man aber unbedingt eine feuerfeste Unterlage verwenden – sonst könnte man neue Monster erschaffen.
«Papertoy Monsters», Workman Publishing New York, Fr. 21.60, gesehen bei Nasobem, Frobenstrasse 2, 4053 Basel.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 20.04.12