Die Fasnacht verschliesst die Augen nicht vor der Wirklichkeit – und macht zum Motto, dass es nirgendwo mehr richtig läuft, sprich: «S glemmt». Graveur und Künstler Roger Sigrist hat den Plaketten-Wettbewerb bereits zum zweiten Mal gewonnen.
Die Christbäume stehen noch in ihren Stuben, der Sinn steht ihnen aber nicht mehr nach «Oh Du Fröhliche». Jetzt gelten für Fasnächtler wieder Werte wie Chaise, Pfeifer, Trommler. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr heisst für sie nicht «Feiertage», sondern «Vorfasnachtszeit». Manche Bäckereien verkaufen sogar schon Fastenwähen. Aber es gibt auch noch Conditeure, die sich an den Lauf der Zeit halten und jetzt Marzipanschweine und -kaminfeger verkaufen. Mehr als Conditeure interessieren heute aber Künstler, genau genommen einer: Roger Sigrist (48). Ein gelernter Graveur mit grossem Rucksack, was Plaketten angeht: Sigrist hat sich seinerzeit beim Plakettengraveur Müller ausbilden lassen.
Dieser Roger Sigrist jedenfalls hat es geschafft. Aus 78 Blaggedde-Entwürfen wurde im August seiner zum Sieger erkoren. Solange musste er aufs Maul sitzen und sich im Stillen freuen. Heute durfte er sagen, was es mit «S glemmt» auf sich hat.
Vor hunderten Fasnächtlern stand Roger Sigrist im Restaurant Union auf dem Podest und erzählte eine Geschichte, die jeder kennt, aber immer wieder gern hört. Die Geschichte vom Einfädeln. Das A und O des Cortège. Jede Figur und jede Gruppe muss am richtigen Ort stehen, damit der Cortège zu dem wird, was er immer war und immer bleiben wird: ein geordneter Umzug (sorry, aber allenfalls verirren sich auch Externe auf diese Website) voller Kunst und Freude und Glück.
Reissverschluss als Zusammenhalt
Aber mit diesem Einfädeln klappt es manchmal nicht, wie es soll – und dann «glemmt» es eben, zu hochdeutsch: dann klemmt’s! Zum Glück gibt es aber das Junteressli (ein Pferd), das die Fasnacht zusammenhält – im richtigen Leben wie auch auf der Plakette. Dort zieht es am Reissverschluss und hält die Fasnacht zusammen. Auf der goldenen Ausführung sind links und rechts von der Reissverschluss-Szene auch das Gross- und Kleinbasel dargestellt. Und auf allen vier Varianten sind alle jene Figuren zu sehen, die zur Fasnacht beitragen. Major, Tambour, Waggis, um nur drei Beispiele zu nennen. «Bloss die Schnitzelbänkler kommen etwas zu kurz», sagte Roger Sigrist, «aber die sind ja nur abends unterwegs.» Gelächter im Union-Saal, in dem auch Weisswein ausgeschenkt wurde – und wo jeder eine Blaggedde bekam.
Comité-Obmann Christoph Bürgin warb zudem für das Drummeli. Und die Plaketten-Verantwortliche Ruth Ludwig-Hagemann sprach an, was alle dachten: «S’glemmt» sei ein übergreifendes Thema, es klemme schliesslich auch in Wirtschaft, Politik – eigentlich fast überall. Was sich unter anderem auf den Preis der Silberplakette auswirke, die neu 16 statt wie bisher 15 Franken koste. «Wegen des hohen Gold- und Silberpreises.»
Aber moderat, wie sie sind, die Fasnächtler, verlangen sie weiterhin 100 Franken fürs Bijou, 45 für die Goldene und 8 Franken für das Modell aus Kupfer. Für die Allgemeinheit ist die Plakette allerdings erst am dem 7. Januar zu haben.