Naturschützer freuen sich auf ein Ende der Skilager

Ein Bundesgerichtsentscheid stellt die Schulen vor Probleme: Können sie sich die traditionsreichen Skilager auch in Zukunft noch leisten? Naturschützer hoffen dagegen, dass die finanziellen Engpässe zu einem Umdenken führen. 

Skilager haben in der Schweiz eine lange Tradition. Auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Skifahren ist ein kleines Nationalheiligtum. Für die Schulen gehört das Skilager deshalb fest ins Programm. Auch die Kleinen sollen zum Schneesport finden, der ein Stück nationale Identität aber auch einen nicht ganz unwesentlichen Wirtschaftszweig der Schweiz ausmacht. 

Doch das Bundesgericht macht diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung. Dieses hat nämlich Ende letzen Jahres entschieden, dass ein Tag Schulskilager die Eltern nicht teurer kommen darf als 16 Franken. Den Rest muss die Schule beziehungsweise der Kanton berappen.

Vitale Interessen am Skilager

Gemäss eines Artikels der «bz Basel» rechnen Baselland und Basel-Stadt jeweils mit Kosten von 600’000 Franken. Der Lehrerinnen- und Lehrerverband Baselland bangt deswegen um die traditionellen Skilager, weil sie weggespart werden könnten. Auch der Laufener Skiverleiher Fridolin Karrer ist alarmiert. Sein in der Region gut verankertes Geschäft hat lange von den Skilagern profitiert. Karrer hat bereits vor einem Jahr eine Stiftung für Skilager gegründet. 

Auf nationaler Ebene soll die Sportinitiative «Go Snow» der Jugend die winterliche Bergwelt schmackhaft machen. Sie wird von Bund, Skiverbänden, Sportartikelverkäufern und Bergregionen getragen und ermöglicht Schulskilager zu günstigen Preisen. Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt der «Go-Snow»-Geschäftsführer Ole Rauch: «Schon ein Tag Skifahren kann den Funken entfachen.»

Gegen diesen Funken haben allerdings Naturschützer etwas einzuwenden. Immerhin sind Pistenpräparationen und der ganze Skizirkus für einen Berg nicht gerade Streicheleinheiten. 

Für Katharina Conradin, sieben Jahre lang Geschäftsführerin der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness, ist klar: «Initiativen wie ‹Go Snow› zeigen, in welch schwieriger Lage sich die Skigebiete befinden.» 

Naturschützer fordern ein Umdenken

Tatsächlich verzeichneten die Schweizer Skistationen 1994 noch 34 Millionen Tagesbesuche, waren es für die Saison 2016/2017 gerade mal 21,2 Millionen – ein Rückgang um fast 40 Prozent. Kein Wunder besteht bei denen, die ins Wintergeschäft eingebunden sind, ein grosses Interesse, aus den Schülern von heute schneesportbegeisterte Kunden von morgen zu machen. 

Conradin findet die Solidarität mit den Bergregionen durchaus wichtig. Schulkinder aus dem Mittel- oder Flachland sollen auch in Zukunft Ferien in den Bergen machen. Doch die fixe Vorstellung der Tourismus-Branche, dass dies nur auf Skiern oder dem Snowboard möglich sei, müsse sich ändern – gerade auch der Natur zuliebe.  

«Das Geld muss nicht auf der Skipiste gemacht werden», ist Conradin überzeugt. Man könne mit Schülern auch Schneeschuhwandern, Iglus bauen, die Natur erkunden. Sanfter Tourismus eben, mit dem die Kinder und Jugendlichen ebenso die Bergwelt erleben können.

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