Naturschützer wehren sich – gegen «Wind» und «Wasser»

Unser Schwerpunkt zum Atomausstieg und Energiewende provozierte teils heftigen Widerspruch. Naturschützer befürchten, dass nun auch noch die letzten, ungenutzten Landschaften und Bäche verbaut werden – und wehren sich.

Windkraft: eine viel versprechende Technologie – und ein Feindbild. (Bild: sda)

Unser Schwerpunkt zum Atomausstieg und Energiewende provozierte teils heftigen Widerspruch. Naturschützer befürchten, dass nun auch noch die letzten, ungenutzten Landschaften und Bäche verbaut werden – und wehren sich.

Der Atomausstieg stellt unser Land auf ein schwierige Probe. Gelingen kann die Energiewende nur, wenn die Schweizer Eingriffe in die Landschaft akzeptieren. Massive Eingriffe auch.

Das schrieben wir in unserem Energieschwerpunkt (Heft 43). Und übten damit Kritik an dem Widerstand, der sich gegen alles und jedes richtet, gerade in den Bereichen der Wind- und Wasserkraft und des Stromtransportes.

Von einem «Kurzschluss»-Verhalten und Denken schrieben wir in diesem Zusammenhang.

Nun wenden Landschafts- und Naturschützer diesen Vorwurf gegen uns. Von einer «Kurzschluss-Folgerung» schreibt zum Beispiel Raffael Ayé vom Schweizer Vogelschutz in seinem Online-Leserkommentar und im Gastkommentar unserer Printausgabe vom Freitag. Und andere äussern sich sehr ähnlich.

Stramm stehen – nein Danke!

«Muss die Nation vor jedem Energieprojekt, sei es noch so absurd, stramm stehen, nur weil solche Vorhaben neuerdings das Etikett «Energiewende» tragen?», fragt Jost Müller vom WWF Region Basel und meint: nein. Für die Energiewende dürften nicht auch noch die letzten ungenutzten Bäche und Landschaften verbaut werden.

Es ist die gleiche Angst, die auch Ayé hat: Dass die Schweiz in einer «Hauruckübung» ihre letzten «Natur-Juwelen» opfert. Darum velangt er ein vorsichtiges Vorgehen: «Wenn die TagesWoche – ganz im Sinne der Energielobby und des Bundesamtes für Energie – zwei ungangbare Alternativen präsentiert, dann sollten wir die dritte wählen.» Erst mal überlegen und danach vernünftig entscheiden und handeln werde den Atomausstieg nicht gefährden, sondern, im Gegenteil, sichern. 

Und vernünftig wäre seiner Ansicht nach, für möglichst viel Fotovoltaik auf den Dächern zu sorgen. Mit Solar müsse weder Natur noch Landschaft zerstört werden. Ayé: «Dieser Ausbau sollte unverzüglich angegangen werden.» Nicht im Grünen, sondern auf den «hunderttausenden noch freien Wohn- und Gewerbebauten» «und am besten auch dort, wo richtig Wind bläst», wie auch Müller schreibt.

Sparen, sparen, sparen

Gleicher Meinung ist Tonja Zürcher vom Basler Grünen Bündnis. Umweltschutz UND Energiewende – beides sei möglich. Aber nur, wenn neben der Erneuerbaren auch die Energieeffizienz gefördert werde. Darum sei die Stromeffizienzinitiative auch so wichtig.

Müller drückt es am Ende seines Kommentars so aus: «Ach ja: 40 Prozent des Stroms, ob Atom- oder Öko-, verpufft sowieso unnötig. Wäre auch mal ein Thema.»

Tatsächlich ist das schon ein grosses Thema, etwa im Szenario «Strommix 2035» der Umweltallianz, auf das unter anderem auch Jean Pierre Jaccard in seinem Kommentar aufmerksam macht. Das Szenario soll zeigen, dass tatsächlich beides zu haben ist, Umweltschutz und Energie, und zwar schneller als der Bundesrat es skizziert hat.

Allerdings schreibt auch die Umweltallianz von einem Weg der «lang» ist und «voller Hindernisse».

 


 

 

 

 

 

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