Mit der Erfolgsapp «Too good to go» verkaufen Restaurants übrig gebliebenes Essen für fast nichts. Nun wollen die Betreiber nach Basel kommen.
Mit 4.95 Franken kommt man üblicherweise nicht weit, wenn man grossen Hunger hat. Ein kleines Sandwich aus dem Supermarkt liegt vielleicht noch knapp drin, ein warmes Essen kann man aber glatt vergessen. Ausser man bestellt Essen mit der App «Too good to go». Damit bekommt man in Zürich seit diesem Mai sogar Sushi oder Curry. Es handelt sich dabei um Essen, dass Restaurants vor Ladenschluss noch übrig haben und deshalb stark vergünstigt abgeben.
In Zürich boomt das Geschäft: Fast 30 Restaurants machen mit, über 15’000 Nutzer haben sich bereits bei «Too good to go» registriert, wie Geschäftsführer Jørgen Munter sagt. Nun möchte er nach Basel expandieren und sucht Restaurants, die mitmachen. Bisher haben erst vier zugesagt: die Confiserie Bachmann, das «Dean and David», die Sushi-Bar Negishi und das Restaurant Eat n‘ Town Asian. Doch Munter ist zuversichtlich, dass er bald so viele Restaurants zusammen hat wie in Zürich. «Wenn alles gut geht, können die Basler ab diesem Herbst bereits Essen über unsere App bestellen», sagt er.
Nur für Experimentierfreudige
Das funktioniert so: Man lädt die App gratis aufs Handy oder registriert sich am PC auf der Homepage. Dann gibt man «Basel» ins Suchfeld ein und schon erscheint eine Liste mit Restaurants. Unter jedem Lokal steht, wie viele Essensboxen es an diesem Tag noch zu kaufen gibt. Man bezahlt mit Kreditkarte und erhält einen virtuellen Beleg. Damit spaziert man innerhalb der nächsten 15 bis 20 Minuten ins Restaurant und holt sich seine Box ab. Allerdings ist die App nur für experimentierfreudige Spontanesser attraktiv, denn was genau die Boxen enthalten, erfährt man erst, wenn man im Laden steht. Einige Betriebe lassen einen auswählen, andere füllen die Box schon vorher ab.
Das Geschäftsmodell kommt aus Dänemark, aber auch in Frankreich, Norwegen oder England gibt es das Angebot. Der Clue daran: Wenn man mit «Too good to go» bestellt, schont man nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt, wie die Betreiber werben. Sie zitieren eine Studie der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, wonach etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weltweit auf dem Weg «vom Acker zur Gabel» verloren geht. Dies entspricht 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, die jährlich verschwendet werden. In der Schweizer Gastronomie allein sind es eine Million Tonnen pro Jahr. Dafür werden Unmengen an Wasser und Boden verbraucht und Treibhausgase ausgestossen. Das Paradox dabei: Momentan ist jede achte Person weltweit von Hunger betroffen.