Novartis-Mitarbeiter haben neuerdings noch einen Grund weniger, das Areal zu verlassen. Am Freitag wurde ein Passbüro auf dem Campus eröffnet.
Der Novartis Campus, «die Stadt in der Stadt», wie es so oft heisst. Tatsächlich gibt es immer weniger, worauf die Angestellten an ihren Arbeitstagen verzichten müssen. Ein neuer Schalter auf dem Campus bietet nun Dienste aus dem Migrationsamt, dem Einwohneramt und dem Passbüro an. Er ist jeweils dienstags und donnerstags geöffnet. Genutzt werden kann er nur von Mitarbeitenden der Novartis Basel. Ein Blick auf das exklusive Dienstleistungsbüro wird zum Anlass der Eröffnung auch Medienvertretern gewährt.
An der Pressekonferenz sind Pascal Brenneisen, der Präsident von Novartis Schweiz, und die Sicherheitsdirektoren der beiden Halbkantone, Isaac Reber und Baschi Dürr, anwesend. Die Begeisterung, die das Trio für das neue Passbüro an den Tag legt, scheint gross. So sagt etwa Reber: «Es ist ein ungewöhnlicher, schweizweit einzigartiger Weg – aber es ist ein Weg, der es wert ist, einmal gegangen zu werden.»
Die Idee kam von der Novartis, und ist bei der Regierung auf offene Ohren gestossen. Es sei besonders für einen internationalen Konzern von Vorteilen, wenn sich Dienstleistungen so nahe wie möglich befinden. Die 7500 Mitarbeitenden der Novartis Basel haben zu 30 Prozent «internationales Flair», wie Brenneisen das Wort «Ausländer» umschreibt. Die neue Dienstleistung mache den Standort für ausländische Bewerber besonders attraktiv.
Es sei ein Pilotprojekt. Nach einem Jahr sollen die Erfahrungen mit dem internen Schalter ausgewertet werden. Ähnliche Modelle kämen auch für weitere Grosskunden infrage.
Die restliche Bevölkerung werde nicht vernachlässigt
Als das Passbüro im Juni angekündigt wurde, sei ein gewisses Ungerechtigkeitsempfinden in der Bevölkerung wahrgenommen worden. Vielen Leuten gefiel die Vorstellung nicht, dass ein exklusiver Passschalter eröffnet wird, während die breite Bevölkerung sich weiterhin im Spiegelhof die Beine in den Bauch steht. Dürr versichert, dass auch die Anliegen der anderen Bürger nicht zu kurz kommen. «Die Zeiten des mühsamen Schlangenstehens sind vorbei. Wir haben auch die Schalter in der Stadt und in Baselland ausgebaut und konnten die Wartezeiten dort spürbar verringern.»
«Wir sehen uns als Dienstleister», betonen die beiden Sicherheitsdirektoren vermehrt. Bürger müssten heute nicht mehr beim Staat an die Türe klopfen, um beachtet zu werden. Der Staat bringe die Dienstleistungen direkt zu den Leuten.
Die Frage wird aufgeworfen, was mit den Quartieren sei. Der Weg zum Spiegelhof, zum Beispiel aus dem Gundeli, sei oft sogar länger als vom Campus aus. Seien dort ebenfalls zusätzliche Schalter geplant? Momentan habe man keine weiteren Projekte im Sinne, sagt Dürr, «wenn aber irgendwo ein konkretes Bedürfnis geäussert wird, sind wir durchaus offen».
«Komfortable» finanzielle Situation
Allerdings sei es mitunter eine finanzielle Frage, ob ein zusätzliches Passbüro umsetzbar sei. Im Fall der Novartis sei man in einer finanziell besonders «komfortablen Situation», denn das Projekt verursacht für den Staat keinerlei Zusatzkosten. Die Einrichtung des Schalters sei komplett von der Firma bezahlt worden. Der Staat muss lediglich für die Angestellten bezahlen, die allerdings nicht zusätzlich sind, sondern vom Passbüro im Spiegelhof auf den Campus verlagert werden.
Visuell ist das Büro nichts besonderes – im Gegensatz zu anderen architektonischen Einrichtungen auf dem Campus. «Es ist nur ein kleines, unspektakuläres Büro», sagt Dürr, «doch es steckt viel mehr dahinter – es ist ein Beispiel für die weitreichenden Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft».