Nicht für die Ewigkeit

Gruss aus einem fernen Jahrhundert: So kommts einem vor, wenn man diese Bilder von Websites von vor 15 Jahren betrachtet. Darunter der Kanton, die Uni und die Novartis.

Gruss aus einem fernen Jahrhundert: So kommts einem vor, wenn man diese Bilder von Websites von vor 15 Jahren betrachtet. Darunter der Kanton, die Uni und die Novartis.

Das Internet ist schon fast ein halbes Jahrhundert alt, doch erst vor 18 Jahren begann sein Boom. Plötzlich wollten alle mit neuen Medien glänzen. Basels offizielle Website www.bs.ch zum Beispiel ging am 18. September 1995 online. Sie war schneller im Cyperspace als der Auftritt des Bundes. Die grossen Unternehmen gingen ans Netz, und auch Private publizierten ihre ersten noch mit viel Aufwand gebastelten Websites.

Wie sahen die Websites damals aus?

Die Betreiber einer Website investieren viel, damit die Inhalte stets aktuell und modern erscheinen. Fast immer werden alte Versionen mit neuen überschrieben. Daher ist ein Blick zurück gar nicht so einfach. Zum Glück gibt es die «Wayback Machine», erstellt von einer 1996 gegründeten gemeinnützigen Organisation in San Francisco mit dem Namen Internet Archive (archive.org).

Diese Institution hat es sich zur Aufgabe gemacht, digitale Daten in frei zugänglicher Form zu archivieren. Unter anderem speichert die «Wayback Machine» Momentaufnahmen von Websites. Unser Bild zeigt ein Bildschirmfoto der offiziellen Website von Basel aus dem Jahr 1998. Zugegeben, das sieht nicht sehr umwerfend aus. Damals war man noch mit wenig zufrieden. Hauptsache www. Die noch lahmen Übertragungsgeschwindigkeiten erforderten einfache Lösungen. Multimedia wurde per Post auf CD-ROMs verschickt. Die meisten Plastikscheiben aus jener Zeit funktionieren bereits nicht mehr.

Heute schreitet die Digitalisierung der Welt im Sauseschritt voran. Alles will digitalisiert werden: Fotos, Töne, Texte,  die ganze Kommunikation.

Wenn in ein paar Hundert Jahren unsere Nachkommen oder Aliens in unserem Sediment herumbuddeln, werden sie vielleicht alte Fotografien auf Papier oder versilberten Kupferplatten finden. Und jede Menge vergammelten Elektroschrott, funktionsunfähige iPhones, eingebrochene unterirdische Serverfarmen von ehemaligen Grossbanken. Das, was wir heute täglich digital fotografieren, filmen, mailen und kopieren, wird verloren, zersetzt, entmagnetisiert und unwiderruflich weg sein.
Dass Inhalte digital einfach zu organisieren und zu kopieren sind, hilft ihnen also für die Ewigkeit nicht viel.

Wer den Historikern unter den Aliens seine Website übermitteln will oder die originellsten Facebook-Postings für seine Ururururur-Grossenkel archivieren möchte, muss zu einem profanen Mittel greifen: Die Inhalte mit einem Laserdrucker auf säurefreies Papier ausdrucken, den Papierstapel in Alufolie einwickeln und das Ganze mit einer Lehmschicht umhüllen. Das Paket in eine Aluschachtel einpacken und ein Radioaktivitätsignet draufkleben. So landet das Ganze hoffentlich in einem Atomendlager, das doch mindestens eine halbe Million Jahre halten sollte.

Eignet sich prima für die Überlieferung von Dokumenten für kommende Generationen: Ein Atomendlager im Salzstock

Eignet sich prima für die Überlieferung von Dokumenten für kommende Generationen: Ein Atomendlager im Salzstock (Bild: kernenergie.de)

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