Notschlafstelle schickt Obdachlose in die Kälte

Die Basler Notschlafstelle hat viele freie Betten. Trotzdem weist das von der Sozialhilfe betriebene Haus zahlreiche Hilfesuchende ab. Der Verein «Soup & Chill» spricht von einer «unmenschlichen und gefährlichen Situation». Bis jemand auf der Strasse erfriere, sei es nur eine Frage der Zeit.

Auswärtige unerwünscht: Die Basler Notschlafstelle hält ihre Betten lieber leer, als sie Nicht-Baslern anzubieten.

Die Basler Notschlafstelle hat viele freie Betten. Trotzdem weist das von der Sozialhilfe betriebene Haus zahlreiche Hilfesuchende ab. Der Verein «Soup & Chill» spricht von einer «unmenschlichen und gefährlichen Situation». Bis jemand auf der Strasse erfriere, sei es nur eine Frage der Zeit.

Die Nächte bleiben kalt in Basel. Auch fürs Neujahrswochenende und die kommende Woche sind Minustemperaturen vorausgesagt. Für jeden, der dann keine Bleibe hat, kann es schnell ernst werden. Zumal die Basler Notschlafstelle, eine der wenigen Zufluchtsorte in der Stadt, ihre Türen vermehrt verschliesst. 

Darüber klagt die Organisation «Soup & Chill», die warme Mahlzeiten an Bedürftige verteilt, in einem öffentlichen Aufruf. Das Team bittet dringlich um Spenden, vor allem um warme Kleider, Schuhe, Schlafsäcke und Decken, die es an Obdachlose verteilen kann. An den Wochenenden suchen bis zu 150 Leute das Lokal an der Solothurnerstrasse auf, davon sind 30 bis 40 ohne Obdach und wissen nicht, wo sie die Nacht verbringen.

In den vergangenen Jahren stellte «Soup & Chill» diesen Hilfesuchenden Bons aus, die für eine Übernachtung in der Notschlafstelle berechtigten. 7.50 Franken kostet ein Bon, finanziert wird er über Spenden. Seit Dezember werden diese aber von der Sozialhilfe, welche die Schlafeinrichtung betreibt, begrenzt. Nur noch 30 Gutscheine pro Monat dürfen die Helfer im Gundeli an ihre Gäste abgeben, das macht eine Übernachtung pro Tag.

Wenige Meter von der Notschlafstelle entfernt, unter der Wettsteinbrücke haben am Freitag Obdachlose Schutz gesucht. Dokumentiert hat die Situation BastA!-Politikerin Heidi Mück.

Dramatisch für Obdachlose ist zudem, dass es sonst kaum Möglichkeiten gibt, irgendwo Hilfe zu erhalten. Über die Festtage ist «Soup & Chill» die einzige Institution, die abends geöffnet hat, und es ist somit die letzte Anlaufstelle für Gestrandete an diesen Tagen. Bis im letzten Winter stand immerhin im EuroAirport ein Raum zur Verfügung, doch dieser wurde geschlossen. Zöllner sollen zudem Schutzsuchenden die Schlafsäcke abgenommen haben, weil keine Kaufquittungen vorhanden waren und die Zöllner vermuteten, die Schlafsäcke seien gestohlen, berichtet Adrario.

Sie sucht jetzt den Kontakt mit der Heilsarmee und Kirchen, damit diese einspringen können. Und immer wieder auch mit der rumänischen Botschaft, damit diese ihren Landsleuten zumindest Schlafsäcke zur Verfügung stellt. «Wir sagen allen, die aus Rumänien zu uns kommen: Geht wieder heim, ihr bekommt hier nie eine Arbeit und Aufenthaltsbewilligung.»

Sich selbst überlassen sollte die Sozialhilfe die Menschen trotzdem nicht, sagt Adrario: «Wir können sie doch nicht einfach auf der Strasse erfrieren lassen.»

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Wer helfen will, kann das direkt bei «Soup & Chill» tun. Warme Kleider, Schuhe, Schlafsäcke und Decken können täglich zwischen 15 Uhr und 21.30 Uhr an der Solothurnerstrasse 8 abgegeben werden.

* In einer ersten Fassung fehlte der Zusatz «auf Wohnen». Auf ausdrücklichen Wunsch von Nicole Wagner wurde ihre ursprüngliche Aussage nun vollständig wiedergegeben.

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