Das Resultat der Befragung von über tausend Kindern und Jugendlichen in Basel-Stadt kann sich sehen lassen: Den meisten gefällt es hier. Wünsche und – mehr oder weniger realistische – Verbesserungsvorschläge haben sie trotzdem.
Die Kinder und Jugendlichen leben gerne in Basel. Das zeigt eine Studie, deren Ergebnisse das Amt für Statistik Basel am Donnerstag präsentiert hat. Demnach leben 94,9 Prozent gerne oder sehr gerne im Kanton Basel-Stadt. Trotzdem sehen die Teilnehmer noch viel Verbesserungspotenzial.
Die Ergebnisse stammen aus einer anonymen Befragung von über tausend Kindern und Jugendlichen. Diese hat das Amt für Statistik vergangenen September bereits zum zweiten Mal und direkt in den Schulklassen durchgeführt, um die Bedürfnisse und Meinungen zum Freizeitangebot im Kanton Basel-Stadt zu erfassen. Ein Vorgehen, das sich bewährt habe, sagt Projektleiterin Fabienne Hofer, da die Jugendlichen ansonsten «sehr schwer zu erreichen» seien.
Die befragten Klassen stammten aus 34 unterschiedlichen Schulhäusern: «Um möglichst repräsentative Resultate zu erzielen, haben wir Altersgruppen von 12 bis 17 aus unterschiedlichen Quartieren und Schulstufen befragt», sagt Hofer.
Rutschbahn in den Rhein und Jugend-Café gewünscht
Auf die Frage, was sie für die Jugendlichen tun würden, wenn sie Regierungspräsident wären, antworteten die meisten mit Freizeitmöglichkeiten. Ein Zwölfjähriger wünscht sich etwa eine «Wasserrutschbahn von der Johanniterbrücke und billigere Trambiletts». Ein Mädchen im gleichen Alter schrieb: «Ich würde unternehmen, dass jedes Kind ein Kino oder Zirkusticket kriegt pro Jahr.»
Auch dem hochaktuellen Thema Freiräume wurde eine eigene Frage gewidmet. Die Mehrheit fand, dass es bereits genügend unbeaufsichtigte, ungestörte Orte in der Innenstadt und in den Wohnquartieren gebe. Immerhin 27 Prozent der Jugendlichen wollen davon aber noch mehr. Ein dreizehnjähriges Mädchen wünscht sich ein Café explizit für Jugendliche, mit Preisen, «dass man nicht gleich das ganze Taschengeld ausgeben muss». Und ein Vierzehnjähriger wünscht sich in der Innenstadt einen unbeaufsichtigten Ort: «schön, aber nicht übergepflegt (keine Blumen oder so); vielleicht Rasen».
Viele Jugendliche haben ein Hobby
Ein zentrales Thema bei der Befragung war das Freizeitverhalten der Jugendlichen. Die meisten Jugendlichen hören täglich Musik, lernen, oder surfen im Internet. Hofer bemerkt: «Etwa 20 Prozent mehr als im Jahr 2009 gaben bei der Umfrage einen täglichen Internetkonsum an.» Bemerkenswerte 74 Prozent der Jugendlichen gehen regelmässig einem Hobby nach, die meisten davon sind in einem Sportverein.
Mit den Freizeitangeboten wie Kinos, Einkaufsmöglichkeiten und Treffpunkten sind die Befragten zufrieden. Einzig die die Konzerte und Festivals sowie die Hallenbäder lassen in ihren Augen zu wünschen übrig. Mit der geplanten Ballon-Überdachung des Gartenbads Eglisee im Winter wird hier vielleicht bald Abhilfe geschaffen. Das entsprechende Baubegehren ist momentan noch im Grossen Rat.
Am Abend geht mehr als die Hälfte der Jugendlichen mindestens einmal wöchentlich weg. Allerdings treffen sie sich meistens «bei Kollegen» oder «einfach in der Stadt». Nur wenige gehen bereits in die Disco oder in Bars. Auch Sicherheit war für die Befragten ein Thema: Etwa die Hälfte davon meidet bewusst bestimmte Orte. Dabei wurde vermehrt das Kleinbasel genannt.
Klare Vorstellung zum Ausbildungsweg
In der Schule fühlen sich die meisten wohl, etwas weniger die Gymnasiasten. Fast doppelt so viele wie in anderen Schulstufen gaben an, dass es ihnen an der Schule eher nicht oder gar nicht gefällt. Dabei wünschen sich die meisten weniger Schule oder ein schöneres Schulhaus.
Auch ein Blick in die Zukunft wurde bei der Jugendbefragung bereits gerichtet. Fast die Hälfte aller Befragten hat sich bereits für einen Beruf oder ein Studienfach entschieden. Auch hier heben sich die Gymnasiasten vom Rest ab: von ihnen haben sich bedeutend weniger für eine Laufbahn entschieden als in den anderen Schulstufen.
Noch keine konkreten Änderungen geplant
Die Jugendbefragung hat laut Projektleiterin Hofer noch keine konkreten Änderungen zum Ziel, sondern ist vielmehr als Standortbestimmung gedacht. Diesbezüglich versteht Erziehungsdirektor Christoph Eymann die Ergebnisse als «positives Feedback» für die politische Arbeit, die in seinem Departement geleistet werde. Die grosse sportliche Aktivität zum Beispiel führt er zumindest teilweise auf den freiwilligen Schulsport zurück, der einen «regelrechten Boom» bei den Jugendlichen ausgelöst habe. Das Resultat zeige ausserdem, dass die unterschiedlichen Anbieter von Freizeitangeboten, etwa Quartier- und Jugendtreffpunkte, «herausragende Arbeit» leisten würden.
Trotzdem, betont Regierungsrat Eymann, wolle sich sein Departement wegen der positiven Rückmeldung nicht zurücklehnen: «Manche Antworten der Jugendlichen zeigen ganz klar Verbesserungspotential.» Die Ergebnisse würden deshalb auch in die politische Planung und Entscheidungsfindung einfliessen. Als Beispiel nennt er das Erlenmattquartier: «Wenn wir Leute und auch Familien in dieses noch ganz neue Quartier holen wollen, müssen wir neben Schulen und Kindergärten auch dafür sorgen, dass es genügend Freizeiteinrichtungen für Jugendliche und Kinder hat. Solch eine Statistik ist da eine sehr nützliche Grundlage.»