Offene Daten bringen Transparenz und Innovation

Die Daten, die der Staat sammelt, gehören der Allgemeinheit und bergen grosses Potenzial. Die «Open Data»-Bewegung fordert deshalb einfacheren Zugang.

Die Daten, die der Staat sammelt, gehören der Allgemeinheit und bergen grosses Potenzial. Die «Open Data»-Bewegung fordert deshalb einfacheren Zugang.

Ganz am Anfang stand der Austausch von Wissen. Dann kam die direkte Kommu­nikation zwischen Menschen dazu. Immer ging es dabei um Daten. Mit der zunehmenden Vernetzung sind auch die Datenbanken gewachsen. Wir nutzen das Web in immer mehr Lebensbereichen und immer intensiver. Wer aber die Datenbanken kontrolliert, ist eine Frage, die wir uns nur am Rande stellen. Dennoch gilt immer mehr: Wer die Daten hat, der hat die Macht.

Im Falle von Daten, die der Staat aufgrund eines politischen Auftrags und einer gesetz­lichen Grundlage sammelt, ist die Antwort, wem sie gehören, klar: der Allgemeinheit. Wir finan­zieren ihre Erhebung, Pflege und Publikation mit unseren Steuergeldern sowie mit zusätzlichen Gebühren.

Unter anderem um Tim Berners-Lee, den Erfinder des World Wide Web, hat sich in den letzten Jahren eine Bewegung gebildet, die sich für den offenen Zugang der Allgemeinheit zu Regierungs- und Verwaltungsdaten einsetzt. Das etwas unangenehme Gefühl, das einen bei dieser Vorstellung beschleichen mag, lässt entscheidend nach, wenn man festhält, dass es sich dabei weder um personenbezogene noch um sicherheitsrelevante Daten handelt. Auch in der Schweiz stellen Behörden bereits heute eine Unmenge von Daten ins Web.

Angelsächsische Länder sind weiter

Diese Veröffentlichung geschieht jedoch überwiegend in Form von Dokumenten, also in digitalen Pendants zu den Papierakten von früher. Zwar kann man sie anhand von Suchbegriffen durchsuchen, wie unbefriedigend die Resultate aber sein können, hat vermutlich schon jeder von uns erfahren müssen.
Der auch in der Schweiz wachsenden «Open Data»-Bewegung geht es jedoch nicht «nur» um die einfachere Findbarkeit von Behördendaten, sondern um deren Verwendbarkeit im Sinne der Allgemeinheit.

Die Bewegung fordert offenen Zugang zu Daten in maschinenlesbarer Form. Erst diese Befreiung aus meist unzugänglichen Speichern ermöglicht Wertschöpfung und macht einfache Nutzung für Datenvisualisierungen und -anwendungen möglich.

In angelsächsischen Ländern, zunehmend aber auch in Kontinentaleuropa haben Regierungen den «Open Data»-Weg bewusst eingeschlagen, weil sie den Nutzen für Transparenz, Innovation und Kosten­einsparungen erkannt haben. In der Schweiz stehen wir politisch ganz am Anfang dieses Wegs, dem wir uns nicht verschliessen sollten. Unser Vertrauen in unsere Behörden ist zu Recht gross.

Das technologische, gesellschaft­liche und nicht zuletzt wirtschaftliche In­novationspotenzial ihrer Daten ist aber noch grösser. In diesem Bewusstsein wagt sich 2012 mit Zürich die erste grosse Schweizer Stadt daran, mit einem eigenen Datenportal den notwendigen Zugang zu schaffen. Weitere Städte werden es ihr gleichtun.

Andreas Amsler ist Vorstands­mitglied des am 19. Januar 2012 in Bern gegründe­ten Vereins Opendata.ch.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.01.12

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