Papier oder Luft? Um die Frage auf dem Klo ist ein Wissenschaftskampf ausgebrochen: Eine Studie zeigt, dass Handtrockner regelrechte Bakterienschleudern sind. Trocknerhersteller Dyson kritisiert die Forscher und findet, die Studie sei nichts als heisse Luft.
Elektrische Handtrockner bilden das Zentrum von Bakterienstürmen. Ein wenig appetitlicher Gedanke. Um das für ihre Studie zu messen, hat die Universität Leeds (GB) harmlose Milchsäurebakterien (Lactobacillus) benutzt, die einem eher von Joghurts ein Begriff sind und die sich gewöhnlich eher nicht in der Luft öffentlicher Toiletten befinden.
Mit solchen Bakterien verunreinigte Hände wurden zum Trocknen unter beziehungsweise in die Handtrockner gehalten und sollten schlecht gewaschene Hände simulieren. Dutzende Luftproben direkt am Händetrockner und einen sowie zwei Meter davon entfernt wurden analysiert. Und siehe da: Die Bakterien wurden kräftig verteilt. Mark Wilcox, Leiter der Studie: «Wenn Sie in einer öffentlichen Toilette einen elektrischen Handtrockner benutzen, können Sie Bakterien verteilen, ohne es zu wissen. Und Sie können mit Bakterien berieselt werden, die von den Händen anderer Leute stammen.»
Selbst nach einer Viertelstunde liessen sich noch Bakterien in der Luft nachweisen.
Die elektrischen Trockner verteilen diese Bakterien in die Luft – und auf die Menschen, die sich zufällig in der Nähe aufhalten. Dabei bleiben Bakterien deutlich länger als die 15 Sekunden in der Luft, in denen sich der Durchschnittsnutzer die Hände trocken blasen lässt. Knapp die Hälfte der beim Trocknungsvorgang aufgewirbelten Laktobakterien wurde auch fünf Minuten später noch in der Luft festgestellt. Selbst nach einer Viertelstunde liessen sich noch Bakterien nachweisen.
In der Nähe von Jet-Air-Trocknern, die ja besonders kräftig blasen, waren die Bakterien 27-fach häufiger anzutreffen als rund um Papiertuchspender. Bei Warmlufttrocknern waren es immerhin 4,5 Mal mehr Bakterien als bei Tuchspendern.
Dyson kündigt schon Gegenstudie an
Finanziert wurde die Studie vom European Tissue Symposium, einem Papierhersteller-Symposium. Wilkox betont zwar, er habe sich streng an wissenschaftliche Standards gehalten. Dennoch: Airblade-Hersteller Dyson hat sich bereits zu Wort gemeldet und moniert, dass seine Modelle mit einem Filter ausgestattet seien, der fast alle Bakterien zurückhalte. Man habe daher eine eigene Studie in Auftrag gegeben, diesmal bei der Uni Bradford. Ob auch dort Papier gegen heisse Luft siegt?