1986 sind Pfeiffrösche aus Guadeloupe in Basel eingewandert. Zurzeit kann man sie im Rahmen von Botanica 2013 abends im Orchideenhaus des Basler Botanischen Gartens hören – und mit etwas Geduld auch sehen.
Die Pfeiffrösche waren ursprünglich auf einigen wenigen oder vielleicht gar nur auf einer Antillen-Insel zu Hause, wie Heinz Schneider den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Abendveranstaltung des Botanischen Gartens erklärte. Heute findet man Pfeiffrösche auf allen Antillen-Inseln und auch noch an einigen anderen Orten. Nach Basel gelangten die kleinen kaum anderthalb Zentimeter grossen Tierchen als blinde Passagiere in Bromelien. Diese sind tropische Gewächse, die auf anderen Pflanzen wachsen, sogenannte Epiphyten.
Die Reise nach Basel dürfte weniger stürmisch verlaufen sein als die frühere Migration von Insel zu Insel. Da der Pfeiffrosch kein Salzwasser verträgt, kann er nicht übers Meer geschwommen sein. Man nimmt an, dass er in Pflanzenteilen, die von Tornados mitgerissen wurden, übers Meer flog.
Spezielles Klima
Basel behagte den Pfeiffrosch-Damen und -Herren, genaugenommen allerdings nur das Klima in den Häusern des Botanischen Gartens mit ihrer feuchten und warmen Luft. Hier pflanzten sich die Pfeiffrösche munter fort. Ihre Präsenz ist an warmen Abenden denn auch nicht zu überhören. Ausserhalb der Gebäude können sie allerdings nicht überleben.
Die meisten Frösche legen ihre Eier – den Froschlaich – in Gewässer. Aus ihnen entwickeln sich dort die Kaulquappen, die schliesslich die Metamorphose zum Frosch durchmachen. Für die Froscheltern ist die Sache nach dem Laichen und der Befruchtung erledigt, der Laich bleibt seiner selbst überlassen – mit Verlust wird gerechnet.
Papa schaut zum Rechten
Anders sieht die Fortpflanzung der Pfeiffrösche aus. Sie legen ihre Eier nicht in Gewässer, sondern in feuchte Erdhöhlen. Zudem findet bei ihnen die Entwicklung vollständig im Ei statt. Ihre Eier sind deutlich grösser als andere Froscheier, da sie mehr Nahrung enthalten müssen. Ein Pfeiffrosch-Weibchen legt jeweils etwa 20. Das kann die ganze Nacht beanspruchen. Danach sind Frau und Herr Pfeiffrosch ziemlich erschöpft.
Wieder einigermassen bei Kräften, scheucht das Männchen das Weibchen davon, indem er es in den Schenkel beisst. Nach einer halben Stunde kommt das Weibchen nochmals vorbei, um nachzusehen, ob das Männchen noch auf den Eiern sitzt. Etwa 90 Prozent der Männchen täten dies auch, sagte Heinz Schneider. In den restlichen Fällen müssten die Weibchen in die Bresche springen.
Drei Gefahren
Die Pfeiffrosch-Eier dürfen nicht sich selbst überlassen werden. Andernfalls drohen ihnen drei grosse Gefahren. Sie könnten austrocknen. Oder sie könnten von Schimmel befallen werden – Versuche haben gezeigt, dass das in feuchter Luft und angesichts der Allgegenwart von Schimmelsporen innerhalb von zwei Tagen der Fall ist. Oder sie könnten gefressen werden – insbesondere von Kakerlaken; ist ein Pfeiffrosch bei den Eiern, dann droht ihm keine Gefahr, da sich Kakerlaken nicht getrauen, Pfeiffrösche anzugreifen.
Im Gegensatz zu den Weibchen sind die Männchen extrem sesshaft, sie verbringen ihr ganzes Leben in einem Territorium, das nicht grösser als ein, zwei Quadratmeter ist. Daher sind sie darauf angewiesen, dass die Weibchen zu ihnen kommen und sie finden. Mit ihrem rhythmischen Pfeifen machen die Männchen auf sich aufmerksam und locken sie an.
Die winzigen Frösche sind gut zu hören, mit etwas Geduld und fachkundiger Hilfe lässt sich der eine oder andere auch auf einem Blatt oder einem Stamm entdecken. Gelegenheit dazu haben Interessierte am Freitag, 21. Juni, sowie Samstag, 22. Juni, jeweils um 21 Uhr im Tropenhaus des Botanischen Gartens Basel.