Pharma-Lobby bezahlt Lehrstuhl – aber nur solange ihr Mann drauf sitzt

Dass die Pharmalobby eine Professur für Gesundheitsökonomie an der Uni Basel bezahlt, ist bekannt. Nicht bekannt was bisher: Sie tut das nur, wenn der Professor Stefan Felder heisst.

Dass die Pharmalobby eine Professur für Gesundheitsökonomie an der Uni Basel bezahlt, ist bekannt. Nicht bekannt war bisher: Sie tut das nur, wenn der Professor Stefan Felder heisst.

Stefan Felder heisst der Mann mit dem Stigma. Felder ist Professor für Gesundheitsökonomie an der Uni Basel, seinen Lohn bezahlt die Pharmalobby, welche den Lehrstuhl finanziert. Felder beteuert stets seine Unabhängigkeit, aktuell auch wieder in der TV-Sendung «Rundschau», die die Verstrickungen zwischen Schweizer Unis und der Industrie aufgezeigt hat.

300’000 Franken hat Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, demnach in die Pensionskasse Felders einbezahlt, als dieser 2010 aus Deutschland abgeworben worden war. An der Qualität der vermuteten Einflussnahme ändert das nichts. Dass Interpharma neben dem Gehalt des Wirtschaftsprofessors auch noch an die Pension bezahlt, dürfte auf das Verhältnis zwischen Felder und dem edlen Gönner keinen Einfluss haben.

Interpharma erklärte sich daraufhin bereit, die Professur nicht nur für vorerst fünf Jahre zu bezahlen, sondern unbegrenzt – aber einzig «unter Vorbehalt der Berufung und rechtskräftigen Anstellung von Prof. Dr. Stefan Felder», wie es in der Vereinbarung heisst. Felder war der Traumkandidat der Interpharma.

 

Weshalb eine weitere neue Bedingung in den Vertrag gedrückt wurde: Dass Felder spätestens nach zwei Jahren zum Ordinarius befördert werden muss – gesetzt der Fall, einer Evaluierungskommission gefällt, was Felder macht. In dieser Kommission müssen mindestens ein externer Experte und ein Interpharma-Mann vertreten sein.

«Interpharma», heisst es schliesslich unter Punkt 11 des Vertrags, «erklärt sich bereit, die Professur Health Economics für die ganze Laufzeit der Anstellung von Prof. Dr. Stefan Felder, längstens bis zu seinem Austritt respektive seiner Emeritierung mit 450’000 Franken jährlich zu unterstützen.»

Stefan Felder soll, auch das ist in der Vereinbarung geregelt, nicht das weite Feld der Gesundheitsökonomie nach eigenem Gutdünken beackern. Der Auftrag von Interpharma ist eindeutig: Der Professor hat die Gesundheits- und Medikamentenmärkte und deren Regulierung zu untersuchen – «namentlich auch den Einfluss der Regulierung auf die Innovation».

Was sagt die Uni Basel dazu? Sprecher Matthias Geering nimmt Stellung:

Weshalb wurde die ursprüngliche Vereinbarung zwischen der Uni und Interpharma angepasst?

Matthias Geering: Im Berufungsverfahren hatte sich gezeigt, dass Professor Felder der geeignetste Kandidat ist. Dieser war in Deutschland in einer attraktiven Position und war nur bereit nach Basel zu wechseln, wenn gewisse Bedingungen erfüllt werden.

Weshalb unterstand die neue Vereinbarung anders als die erste der Geheimhaltung?

Berufungsverhandlungen sind vertraulich, weil in diesem Prozess die Rahmenbedingungen einer Professur ausgehandelt werden. Dabei handelt es sich oft auch um persönliche Daten, die dem Datenschutz unterstehen. Diese Verträge wurden vor sieben Jahren ausgehandelt. Derartige Klauseln hat die Universität Basel seit mehreren Jahren nicht mehr.

Weshalb änderte Interpharma die Finanzierungszusicherung dahingehend ab, dass sie nur zahlt, wenn Stefan Felder die Professur erhält?

Man war sich damals einig, dass der Kandidat am besten geeignet ist, diese Position anzutreten. Die Universität verfügte aber über keine Mittel für eine Nachbesserung. Die Interpharma war bereit, diese Lücke zu decken.

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