Wie die Rundschau von SRF aufgedeckt hat, verschaffen sich Pharmakonzerne mit geheimen Verträgen für gesponserte Professuren Einfluss an Schweizer Universitäten. So hat der Pharmalobby-Verband zum Amtsantritt 300’000 Franken in die Pensionskasse eines Professors der Uni Basel eingezahlt.
An der Universität Basel sponsert der Pharmalobby-Verband Interpharma den Lehrstuhl für «Gesundheitsökonomie» mit insgesamt rund 7 Millionen Franken. Interpharma redete bei der Ernennung von Professor Stefan Felder mit. Als Antrittsgeschenk zahlte Interpharma gar 300’000 Franken in die Pensionskasse des Professors ein.
Dies hat die Rundschau des Schweizer Fernsehens in einer aufwendigen Recherche enthüllt. Ähnliche Verträge gibt es auch an der Universität Bern und der EPFL in Lausanne. Letztere hat ihrem Sponsor Merck Serono vertraglich zugesichert, ihre Forschungsresultate alle 3 Monate vorzulegen. Passe ein Resultat der Medikamentenfirma nicht, so SRF, könne Merck Serono «akzeptable Änderungen» an der Publikation der Forschungsresultate verlangen.
Für den Berner Staatsrechtsprofessor Markus Müller ist das hoch problematisch, wie er in diesem Interview ausführt:
Es lässt jede Sensibilität für die Belange einer unabhängigen Forschung und Lehre, wie sie in Bundesverfassung garantiert ist, vermissen. Diese wird durch solche Deals nämlich massiv beeinträchtigt. Das schadet der Glaubwürdigkeit der Universitäten als unabhängige Forschungs- und Lehreinrichtungen.
Wie stark Schweizer Universitäten mit Dritten verbunden sind, zeigt diese Übersichtsgrafik:
Interessant sind diese Enthüllungen insbesondere auch im Kontext eines Gesprächs der TagesWoche von 2014 mit dem damaligen Rektor der Uni Basel, in dem es auch um den von Interpharma gestifteten Lehrstuhl geht:
Thomas Cueni von Interpharma war beim Lehrstuhl, den sein Verband gestiftet hat, im Berufungsverfahren mit dabei.
Er hatte aber kein Stimmrecht. Wenn ein Stakeholder investiert und schauen will, was mit seinem Geld passiert, dann freut uns das. Im Normalfall interessieren sich die Stifter nicht dafür – die von Millionenbeträgen übrigens noch sehr viel weniger als die von etwas kleineren Beträgen. Ihre Sorge ist also unbegründet.
Ganz allgemein ist die Frage nach Hochschulsponsoring bereits seit Längerem ein kontroverses Thema («Die Uni will mehr Geld von Privaten, aber keine Transparenz»). Die neuen Enthüllungen sorgen diesbezüglich nicht für Entspannung.