Posse um Neubau im Gundeli geht in die nächste Runde

Seit 2009 ist das Gesuch für den Neubau einer Häuserzeile im Gundeli hängig. Nun geht der Streit zwischen der Stadt, den SBB und einem Zürcher Immobilieninvestor in die nächste Runde.

So könnte der die Häuserzeile an der Hochstrasse beim Bahnhof SBB in Zukunft aussehen. Wann die Baubewilligung vorliegt, ist offen.

(Bild: Zita Cotti Architekten AG)

Seit 2009 ist das Gesuch für den Neubau einer Häuserzeile im Gundeli hängig. Nun geht der Streit zwischen der Stadt, den SBB und einem Zürcher Immobilieninvestor in die nächste Runde.

Seit Kurzem prangt an der Häuserzeile an der Hochstrasse ein weisses Schild des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), das über Abbruch und Neubau der Hausnummern 4 bis 10 informiert.

Vorweg: Es wird noch nichts abgerissen und neu gebaut. Die Baubewilligung steht noch aus. Das weisse Schild steht jedoch für die Fortsetzung eines jahrelangen Streits zwischen Baudepartement, SBB und einem Zürcher Immobilieninvestor.

Einsprache der SBB

2009 reichte die Immobilien-Anlagestiftung Turidomus ein Baugesuch ein. Die Häuserzeile an der Hochstrasse, wo eine Jugendherberge untergebracht war, sollte abgerissen werden und an deren Stelle ein Neubau mit Mietwohnungen und Gewerbefläche entstehen.

Der Kanton Basel-Stadt unterstützte die Anlagestiftung bei ihrem Projekt. Ein Wettbewerb wurde durchgeführt, die Zürcher Architektin Zita Cotti erhielt den Zuschlag.

Doch dann kam der Rückschlag: Der Neubau stand im Konflikt mit dem Umbau des Bahnhofs SBB, deshalb erfolgte eine vorsorgliche Einsprache der SBB.

Gleise und Brücke stehen dem Neubau im Weg

Auf der Gundeldinger Seite sollen zwei neue Gleise entstehen, die Peter-Merian-Brücke, die über die Gleise entlang des Postgebäudes führt, müsste in der Folge allenfalls umgebaut werden, so der Befund der Verwaltung.

Damit müsste die Stadt auch den Verlauf der Hochstrasse anpassen. Das derzeitige Niveau der Strasse könnte sich verändern, ein Neubau wäre also erst dann sinnvoll, wenn klar ist, was mit der Brücke geschieht.



So sieht die Hochstrasse beim Bahnhof SBB heute aus. Hier ist der Neubau geplant.

So sieht die Hochstrasse beim Bahnhof SBB heute aus. Hier ist der Neubau geplant. (Bild: Jeremias Schulthess)

Die Eingabe wurde auf die lange Bank geschoben. Die Jugendherberge wich 2010 aus dem Gebäude, die Wohnungen wurden weitervermietet – laut Michel Schneider von der Zürcher Anlagestiftung «im unteren Preissegment».

Mitarbeiter des BVD und der Immobilienstiftung erörterten in Arbeitsgruppen, wie man das Projekt doch noch verwirklichen könnte. Dann sei man im Herbst 2015 zum Schluss gekommen, der Neubau sei möglicherweise doch bewilligungsfähig, sagt Schneider.

Bewilligung steht weiterhin aus

Also hat die Anlagestiftung die Baueingabe auf den aktuellen Stand gebracht und das Bewilligungsverfahren reaktiviert. Das war im November 2015. Bis heute steht die Entscheidung des Bau- und Gewerbeinspektorats, das die Bewilligung erteilt, aus.

Normalerweise entscheidet das Inspektorat innerhalb von drei Monaten, nachdem alle nötigen Unterlagen eingereicht wurden. In diesem Fall sei jedoch davon auszugehen, dass man mehr Zeit benötige, sagt Marc Keller, Mediensprecher des BVD.

Gleise und Neubau: SBB sagen, das gehe

Ob das Inspektorat zustimmt oder nicht, hängt von den Plänen der SBB ab. Bis 2027 sollen zwei neue Gleise auf der Gundeldingerseite des Bahnhofs SBB entstehen, so sagte es die SBB-Sprecherin Franziska Frey im November 2015 gegenüber der TagesWoche.

«Der Umbau der Peter-Merian-Brücke wird aus heutiger Sicht jedoch nicht nötig sein», ergänzt Michelle Rothen von den SBB heute. Der Neubau von Turidomus sollte deshalb trotz Gleiserweiterung möglich sein – das meinen jedenfalls die SBB. Ob der Kanton dies auch so sieht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Anlagestiftung will Planungskosten einklagen

Falls das Bauinspektorat das Gesuch ablehnt, werde Turidomus prüfen, «ob wir den Rechtsweg beschreiten», sagt Schneider. Das würde bedeuten, dass Turidomus die Planungskosten für den Neubau beim Kanton oder bei den SBB einklagt – naheliegender wäre wohl eine Klage gegen den Kanton. Bis heute beliefen sich diese Kosten auf über eine Million Franken, sagt Schneider.

2010 sprach er noch von einem sechsstelligen Betrag, seither seien die Kosten aber weiter gestiegen. Beispielsweise, weil Turidomus die Umnutzung der ehemaligen Jugendherberge zu Privatwohnungen organisieren musste.

Die Posse um den Neubau in der Hochstrasse ist, so scheint es im Moment, noch nicht vorbei.

Artikelgeschichte

Bildlegende (Hochstrasse alt) angepasst, 12.1.2015, 10.00 Uhr: Statt «Die Häuser könnten demnächst abgerissen werden», steht neu: «Hier ist der Neubau geplant.»

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