Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Trotz intensiver Präventionsarbeit nehmen die Ansteckungen wieder zu. Die Aidshilfe beider Basel gibt Einblick in ihre breite Tätigkeit und weiss: Das Problem ist von einer Lösung weit entfernt.
Ende dieses Jahres werden rund 600 Menschen die Diagnose erhalten haben, dass sie HIV-Positiv sind. Zumindest lauten so die aktuellsten Hochrechnungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Gegenüber dem letzten Jahr bedeutet dies eine Zunahme von bis zu 8 Prozent. Die BAG-Statistiken weisen die Diagnosen nach Übertragungsweg getrennt aus, es wird also unterschieden ob eine Ansteckung über heterosexuelle Kontakte geschah oder über Männer die Sex mit Männern (MSM) haben. Unter letztere Kategorie fallen sowohl homo- als auch bisexuelle Männer, aber auch solche die sich als heterosexuell bezeichnen, jedoch trotzdem sporadisch gleichgeschlechtliche Kontakte haben. Nachdem sich die Anzahl der Diagnosen der Kategorie MSM lange nach unten bewegt hat, wird in diesem Jahr wieder mit einem Anstieg gerechnet. Ebenso im Steigen begriffen sind die HIV-Ansteckungen der intravenös Drogenkonsumierenden, das BAG rechnet mit rund 40 solchen Fällen im 2012.
Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag und die Aidshilfe beider Basel (AHbB) informiert zu diesem Anlass an einer Medienorientierung über ihre Tätigkeit. FDP-Nationalrat und Geschäftsleiter der AHbB Daniel Stolz eröffnet mit den oben genannten neuesten Statistiken zu HIV und anderen Sexuell übertragbaren Krankheiten. Natürlich erfolgt dieser Hinweis auf die neuesten Zahlen des BAG nicht ganz uneigennützig, ist die AHbB doch auf Spenden und öffentliche Gelder angewiesen. Die Zunahme der HIV-Diagnosen zeige, sagt Stolz, dass trotz intensiver Präventionsarbeit der letzten Jahre das Problem HIV weit von einer Lösung entfernt sei. «Es sind noch weitere Bemühungen nötig», deshalb dürften auch auf keinen Fall die Mittel für die Arbeit der AHbB und verwandter Institutionen gekürzt werden. Seine Institution sei bis zu 60 Prozent staatlich finanziert, den Rest tragen private Spender. «Im nächsten Jahr stehen uns wieder Subventionsverhandlungen bevor», sagt Stolz.
Präventionsarbeit an zahlreichen Fronten
Die AHbB kämpft an zahlreichen Fronten gegen die weitere Ausbreitung des HI-Virus. Stolz übergibt das Wort an Cécile Notter, die sich für die verschiedenen Präventionsangebote an Schulen zuständig ist. So besucht Notter mit ihrem Team von rund 10 freischaffenden Sozialpädagogen beispielsweise seit mehreren Jahren Klassen der 1. und 2. Sekundarstufe. Dort wird in geschlechtergetrennten Gruppen über Sexualität und Liebe diskutiert oder es werden ganz konkrete Ratschläge zur Handhabung eines Kondoms gegeben. Ganz neu, ab Dezember wird das bestehende Angebot erweitert. Um die Schüler noch altersgerechter erreichen zu können, hat Notter ein ü16-Programm geschaffen. Die Diskussionen werden dort nicht mehr nach Geschlechtern getrennt durchgeführt, sondern Mädchen und Jungen zusammen. «So wollen wir den Dialog zwischen den Geschlechtern fördern», sagt Notter.
Eine weitere wichtige Aufgabe der AHbB ist die Präventionsarbeit mit den weiblichen und männlichen Sexworkern APiS (Aidsprävention im Sexgewerbe). Die bereits bewährte Praxis der sogenannt «aufsuchenden Prävention», wo die die sich prostituierenden Frauen und Männer, von eigens ausgebildeten Personen aufgesucht werden wird ergänzt durch ein besonders niederschwelliges Beratungsangebot. Zu festgelegten Zeiten können sich die Sexworker bei der AHbB auf Geschlechtskrankheiten testen lassen und weitere Beratungen in Anspruch nehmen. «Besonders wichtig ist hierbei, dass wir Übersetzerinnen vor Ort haben», sagt Katharina Lange, Leiterin HIV/Aids-Testangebot der AHbB. Denn viele Sexworker würden praktisch kein Deutsch sprechen, was die Barriere, Beratungsangebote anzunehmen, natürlich entsprechend erhöhe.
Ein Abend zum Welt-Aids-Tag
Anlässlich des Welt-Aids-Tages lädt die AHbB zusammen mit am Abend des 1. Dezembers ins Schauspielhaus des Theater Basel zu einer Benefiz-Veranstaltung mit einem Auftritt der bekannten Sängerin Georgette Dee. Daniel Stolz wünscht sich, dass dieser Benefiz-Abend zur Tradition wird. «Der Grossratspräsident Daniel Goepfert wird eine Ansprache halten», auch dieser Besuch des höchsten Baslers, hofft Stolz, soll sich einbürgern.